Hypotheken

Hypotheken: Die Anzeichen mehren sich, dass die Zinsen bald sinken

Wer seine Hypothek erneuern muss oder eine neue aufnimmt, sollte gut überlegen, was für die Haushaltsfinanzen mittelfristig besser ist.

Stefan Bestler
Hypothekarexperte
Publiziert am
19. Januar 2024

Zinsprognosen sind mit Vorsicht zu geniessen – und dies aus guten Gründen. Zinswenden wurden schon oft angekündigt, längst nicht jedes Mal ist sie auch tatsächlich eingetroffen. Jetzt mehren sich allerdings die Anzeichen dafür, dass die Zinsen tatsächlich bald sinken – zum Beispiel wegen diesen zwei Gründen:

Inverse Zinskurve: Dieses Phänomen tritt dann auf, wenn langlaufende Festhypotheken vorübergehend günstiger sind als Geldmarkt-Hypotheken (Saron). Dafür gibt es eine einfache Erklärung: Die Zinskurve ist heute invers, weil die Märkte mit einem spürbaren Zinsrückgang rechnen. Eine solche Situation, dass kurzfristige Hypotheken teurer sind als langfristige, hält in der Regel nicht lange an. Denn eine solche Zinsstruktur widerspricht der Logik, dass der Zinssatz mit zunehmender Laufzeit einer Hypothek zunimmt. Das hat einen einfachen Grund: Eine Bank, die sich zum Beispiel mit einer 10-jährigen Festhypothek längerfristig an einen festen Zinssatz bindet, geht zusätzliche Risiken ein. So steigt das Ausfallrisiko mit zunehmender Laufzeit. Deshalb sichert sich die Bank mit einer Risikoprämie ab.

Sicherer Hafen: Immer mehr Anleger sehen die Schweiz als sicheren Hafen. Das erhöht den Aufwertungsdruck auf den Franken zusätzlich. Bereits in den vergangenen Wochen hat der Franken zum Beispiel gegenüber dem Euro und dem Dollar deutlich aufgewertet. Die Märkte gehen deshalb davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Leitzins früher als bisher erwartet senkt.

Was heisst das, wenn man eine Hypothek aufnimmt oder erneuert? Entscheidend sind die Erwartungen über die künftige Zinsentwicklung. Wer heute eine Hypothek abschliessen oder erneuern möchte, tut deshalb gut daran, in Szenarien zu denken.

Szenario 1: Zinsen sinken bald

Wer damit rechnet, dass die Zinsen relativ bald sinken, setzt am besten auf Geldmarkt-Hypotheken. Diese reagieren unmittelbar auf Zinssenkungen, während der Zinssatz von Festhypotheken für die vereinbarte Laufzeit fixiert ist. Das ist einer der Gründe, weshalb Geldmarkt-Hypotheken in der Vergangenheit mit ganz wenigen kurzfristigen Ausnahmen die günstigste Möglichkeit waren, eine Immobilie zu finanzieren.

Szenario 2: Zinsen sinken, aber erst in ein bis zwei Jahren

Wer davon ausgeht, dass die Zinsen zwar grundsätzlich sinken, aber in den kommenden zwei bis drei Jahren noch auf dem heutigen Niveau verharren, ist mit einer kurzfristigen Festhypothek besser bedient. Hier profitiert man von der inversen Zinskurve und davon, dass Festhypotheken zurzeit günstiger sind als Geldmarkt-Hypotheken. Gleichzeitig bindet man sich nicht zu lange und kann die Situation in absehbarer Zeit neu beurteilen.

Szenario 3: Zinsen steigen weiter

Wenn Sie überzeugt sind, dass die Zinsen in nächster Zeit stark ansteigen und über längere Zeit hoch bleiben, ist es sinnvoll, die Zinsen jetzt zu fixieren. Ihr Risiko: Wenn die Zinsen sinken, zahlen Sie in den kommenden Jahren Zehntausende Franken zu viel.

Szenario 4: Keine klare Vorstellung zur Zinsentwicklung

Hausbesitzerinnen und -besitzer, die keine klare Vorstellung davon haben, wie und wie rasch sich die Zinsen in nächster Zeit verändern werden, fahren am besten, wenn sie vorerst auf Geldmarkt-Hypotheken setzen. Damit nutzen sie nämlich gleich zwei Vorteile: Sie bleiben flexibel und können einfach in eine Festhypothek wechseln, wenn sich das Zinsumfeld verändert. Wenn aber die Markterwartungen eintreffen und die Zinsen sinken, profitiert man unmittelbar von tieferen Zinssätzen.

Tipp: Wenn Sie sich gegen steigende Hypothekarkosten absichern möchten, zahlen Sie regelmässig die Differenz zwischen Ihrem aktuellen Zinssatz und einem langfristigen Durchschnitt (etwa 3 Prozent) auf ein Konto ein. Falls die Zinsen tatsächlich steigen sollten, können Sie auf diese Reserven zurückgreifen. Wenn Sie dennoch eine Festhypothek abschliessen möchten, dann nehmen Sie nur einen Teil fest auf und den Rest als Saron.

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