Geldanlagen

Wie geht es weiter bei den Zinsen?

Nach den jüngsten Leitzinssenkungen der Notenbanken fragen sich viele Anleger und Hausbesitzer, wie sich die Zinsen in den kommenden Monaten entwickeln könnten. VZ-Anlagechef Christoph Sax analysiert die Zinserwartungen für die Schweiz, Europa und die USA.

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Aktualisiert am
30. Juli 2024

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) spurt weiterhin vor. Im Juni senkte sie den Leitzins bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr – und damit so oft wie keine andere der grossen Notenbanken.

Das hatte auch Folgen für den Saron, der wie im März um einen weiteren viertel Prozentpunkt nach unten ging. Das sind gute Nachrichten für Hypothekarschuldner. Für Sparer bedeutet es dagegen eine tiefere Verzinsung der Konto-Guthaben.

Merkblatt
Merkblatt

Zinsen und Bankgebühren: So sparen Sie Geld

Dieses Merkblatt zeigt, wie man bei seinen Bankgeschäften viel Geld sparen kann, und gibt Tipps, wie man die Kostenfallen vermeidet.

Die Europäische Zentralbank (EZB) leitete im Juni wiederum die Zinswende in Europa ein, in dem sie den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte senkte. Derweil haben die US-Notenbank Fed und die Bank of England (BoE) einen solchen Schritt noch nicht gewagt – die Zinsen bleiben dort vorerst auf hohem Niveau. 

Die Erwartung des Marktes, dass die Inflation und damit auch die Leitzinsen weiter sinken, spiegelt sich auch in den Zins-Futures. Diese bilden die Markterwartung für die Leitzinsen 2024 ab (siehe Grafik).

Doch deckt sich diese Erwartung mit dem Ausblick der Notenbanken: Wie geht es in den kommenden Monaten weiter? Wie weit lehnen sich die Notenbanker aus dem Fenster heraus?

Leitzins Schweiz

SNB-Präsident Thomas Jordan hatte im Juni zum zweiten Mal in diesem Jahr fast alle Marktteilnehmer überrascht, als er den Leitzins von 1,50 auf 1,25 Prozent senkte. Jordan begründete den Schritt damit, dass der Inflationsdruck weiter nachgegeben habe. Die SNB werde die Entwicklung der Inflation aber genau beobachten. Denn diese ist für die Nationalbank entscheidend, wenn es um die Geldpolitik geht.

Merkblatt
Merkblatt

Hypothekarzinsen sparen

Erfahren Sie, wie Sie mit der richtigen Hypothekarstrategie sehr viel Geld sparen können.

Für das laufende Jahr geht die SNB von einer durchschnittlichen Inflation von 1,3 Prozent aus. Für 2025 wurde die Prognose von 1,2 auf 1,1 Prozent nach unten korrigiert, 2026 soll die durchschnittliche Teuerung noch 1,0 Prozent betragen. Bis Ende Jahr dürfte die SNB wohl die Zinsen nochmals um einen Viertel Prozentpunkt senken, auch im kommenden Jahr ist mit einem Zinsschritt zu rechnen.

Leitzins EU

Der Zinsschritt der EZB war erwartet worden und überraschte deshalb nicht. Doch nun stellt sich die Frage, welche Zinspolitik die EZB in den kommenden Monaten verfolgt. Aktuell liegt der Einlagezinssatz bei 3,75 Prozent. Geht es nach den Prognosen der Finanzmärkte, dürften bis Ende Jahr noch zwei Zinsschritte nach unten erfolgen. Weitere Zinssenkungen werden für 2025 erwartet.

Für tiefere Zinsen spricht, dass sich die Inflationsraten im Euroraum auf das Inflationsziel von 2 Prozent zubewegen. Bereits im kommenden Jahr dürfte die durchschnittliche Teuerung unter dieser Marke zu liegen kommen. Gleichzeitig hellen sich die Konjunkturaussichten allmählich auf.

Leitzins USA

Jerome Powell, der Chef der US-Notenbank Fed, verzichtete bislang auf Markteingriffe. Doch nun kühlt sich der bislang äusserst robuste Arbeitsmarkt langsam ab.

Auch der Boom des Einzelhandels lässt nach. In Kombination mit der gesunkenen Inflation gibt dies der Notenbank Raum, den lange erwarteten Zinsschritt im September zu vollziehen. Die Finanzmärkte rechnen bis Ende Jahr mit zwei Senkungen zu je 0,25 Prozentpunkten. 2025 könnten nochmals vier bis fünf weitere Zinsschritte erfolgen.