Geldanlagen
Wie geht es weiter bei den Zinsen?
Nach den jüngsten Zinsentscheiden der Notenbanken fragen sich viele Anleger und Hausbesitzer, wie sich die Zinsen in den kommenden Monaten entwickeln könnten. VZ-Anlagechef Christoph Sax analysiert die Zinserwartungen für die Schweiz, Europa und die USA.
Christoph Sax
Funktion Chief Investment Officer
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30. September 2025
In Europa könnten die Zinsen bereits Boden gefunden haben. Die EZB und die SNB haben ihre Leitzinsen seit Juni nicht mehr gesenkt. Einiges deutet darauf hin, dass sie weiter zuwarten werden.
Schweiz: Zins-Boden scheint erreicht
Bei den Franken-Zinsen scheint der Boden erreicht: Nach sechs Senkungen in Folge hat die SNB ihren Leitzins im September bei null Prozent belassen. Gleichzeitig signalisierte sie, dass dieser Richtwert für eine Weile Bestand haben dürfte.
Die Gefahr, dass der SNB-Leitzins ins Negative gesenkt werden muss, hat deutlich nachgelassen. Gemäss SNB ist die Inflation gut verankert, eine Deflationsspirale droht nicht. Ausserdem dürften die konjunkturellen Folgen der US-Zölle einigermassen verkraftbar bleiben.
Die Mehrheit der Investoren am Finanzmarkt geht deshalb davon aus, dass die SNB auf Negativzinsen verzichten wird. Die langfristigen Zinsen haben in der Schweiz seit Anfang Juli dagegen nochmals nachgegeben. Langfristige Finanzierungen sind etwas günstiger geworden. Die Rendite zehnjähriger Eidgenossen notiert noch bei rund 0,2 Prozent, während der Saron unverändert nahe Null liegt.
Der geringe Zinsunterschied zwischen den kurzen und langen Laufzeiten spiegelt die verhaltenen Konjunkturaussichten der Schweiz und den schwachen Inflationsdruck.
Eurozone: Weitere Lockerungen derzeit kaum wahrscheinlich
Auch in der Eurozone könnten die Zinsen Boden gefunden haben. Der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) verharrt seit Anfang Juni bei 2 Prozent – und die EZB signalisiert zunehmend, dass damit das untere Ende der Fahnenstange erreicht sein könnte. Die EZB verweist darauf, dass die Teuerung in der Währungsunion bei rund 2 Prozent verharren dürfte. Ein weiteres Nachlassen der Inflation ist dagegen nicht zu erwarten, weil viele Mitgliedstaaten Mehrausgaben ins Auge fassen.
Die Euro-Zinsen werden damit voraussichtlich rund 2 Prozentpunkte über den Franken-Zinsen bleiben. Sie finden damit wesentlich früher Boden als während der Tiefzinsphase vor der Pandemie. Für die SNB verringert sich damit der Druck, ihren Leitzins nochmals zu senken, denn der Euro bleibt als Anlagewährung wesentlich attraktiver als der Franken. Der Franken sollte gegenüber dem Euro folglich nicht allzu stark zulegen.
USA: Notenbank muss zwischen zwei Zielen abwägen
In den USA ist die Ausgangslage etwas weniger eindeutig. Der Leitzins der US-Notenbank (Fed) liegt noch knapp über vier Prozent – und damit wesentlich höher als in der Eurozone und der Schweiz. Das Fed muss zwischen zwei Zielen abwägen: Der Preisstabilität und der Vollbeschäftigung.
Während sich am Arbeitsmarkt eine Eintrübung abzeichnet, hat die Teuerung aufgrund der Importzölle zuletzt wieder angezogen. Viele Investoren erwarten aber, dass dieses erneute Aufflammen der Inflation nur temporär sein wird, so dass die US-Notenbank den Leitzins bis in einem Jahr auf rund 3 Prozent senken kann, um die Konjunktur zu stützen. Die Dollar-Zinsen bleiben damit aber wesentlich höher als beim letzten Lockerungszyklus.
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