Geldanlagen

Die US-Notenbank bleibt mit der Zinspolitik auf Kurs

Nicht nur in der Schweiz und in der Eurozone, sondern auch in den USA ist die Inflation wieder angestiegen. Was heisst das für die Zinspolitik? Eine Einschätzung von VZ-Anlagechef Christoph Sax. 

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
17. Januar 2024

Es mag wenig überraschen, dass auch in den USA die Jahresteuerung für Konsumentenpreise im Dezember von 3,1 auf 3,4 Prozent angestiegen ist, nachdem dieser Wert in den vergangenen Monaten konstant gesunken ist. Bereits zuvor hatte die Teuerung auch in der Eurozone und in der Schweiz angezogen. Für den temporären Anstieg waren hauptsächlich höhere Energiepreise verantwortlich. In den USA kamen zusätzlich gestiegene Preise für Gebrauchtwagen und Flugtickets hinzu.

Die gute Nachricht ist aber, dass sich für die US-Notenbank (Fed) damit kaum etwas in Bezug auf die Geldpolitik verändert hat. Viel wichtiger ist nämlich die Erkenntnis, dass die Teuerungsentwicklung an Breite eingebüsst hat. Somit dürfte das Fed mit seiner Zinspolitik auf Kurs bleiben und im Laufe des Jahres die ersten Zinssenkungen vornehmen können. Dies wird auch von der Entwicklung der Produzentenpreise gestützt. Hierbei werden die Preise für Waren und Dienstleistungen gemessen, die von den Unternehmen im Inland hergestellt bzw. erbracht werden. Zuletzt waren diese zwar von 0,8 auf 1,0 Prozent angestiegen (vgl. Grafik).

Analysten hatten allerdings einen deutlich höheren Zuwachs erwartet. Auch hier gibt es eine positive Entwicklung: Die Kernrate der Produzentenpreise hat sich noch stärker abgeschwächt als bei den Konsumentenpreisen.

In Abhängigkeit der Geldpolitik sind auch die Prognosen der Weltbank zum globalen Wirtschaftswachstum (Bruttoinlandprodukt, BIP) zu sehen. Für das abgelaufene Jahr 2023 ist die Schätzung des BIP weltweit von 2,1 auf 2,6 Prozent angehoben worden. Dies ist hauptsächlich auf die USA zurückzuführen, wo die Wirtschaft stärker expandierte als erwartet.

Für die kommenden Jahre sind die Prognosen etwas tiefer. Für 2024 wird neu mit einem BIP-Wachstum von 2,4 anstelle von 2,6 Prozent gerechnet. Der Hauptgrund dafür sind die Auswirkungen der geldpolitischen Straffung der grossen Notenbanken. 2025 dürfte das Wachstum mit 2,7 nur minim höher ausfallen, da der USA und der Eurozone nur eine zögerliche wirtschaftliche Erholung unterstellt wird. Vor einem halben Jahr hatte die Weltbank noch mit einem etwas schnelleren Aufschwung gerechnet.

Doch selbst bei diesem etwas weniger zuversichtlichen Szenario ist der Ausblick als relativ gut einzustufen: Das Wirtschaftswachstum dürfte damit zwar unterdurchschnittlich bleiben, eine Wirtschaftskrise zeichnet sich dagegen nicht ab.

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