Geldanlagen

Die Schweizerische Nationalbank gerät in den globalen Fokus

In der Schweiz fällt die Inflation deutlicher als erwartet. Das könnte Folgen für die Zinspolitik der SNB haben. VZ-Anlagechef Christoph Sax ordnet die Ausgangslage ein.

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
14. Februar 2024

Bislang war es fast eine ausgemachte Sache, dass unter den grossen westlichen Zentralbanken entweder die US-Notenbank Fed oder die Europäische Zentralbank als erstes Institut die Zinsen wieder senkt. Nach den jüngsten Inflationsdaten könnte aber nun plötzlich die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Führungsrolle übernehmen.

Grund dafür sind die jüngsten Inflationsdaten, die in der Schweiz besonders positiv überrascht haben. Entgegen den Erwartungen ist im Januar die Inflationsrate von 1,7 auf 1,3 Prozent gefallen (vgl. Grafik).

Zudem ist auch die Kerninflation – also die Preisveränderung ohne Nahrungsmittel und Energie – von 1,5 auf 1,2 Prozent gesunken. Ökonomen hatten im Vorfeld die Inflationsrate auf einen Wert zwischen 1,5 und 2,2 Prozent geschätzt. Der deutlich grössere Rückgang ist insofern bedeutend, weil höhere Mieten, gestiegene Strom-preise und die Anpassung der Mehrwertsteuer einem so deutlichen Rückgang entgegenstanden.

Vor allem Importgüter sind wesentlich günstiger geworden – was massgeblich auf den starken Franken zurückzuführen ist. Dank eines positiven Basiseffekts wird die Inflation auch im Februar höchstens gleich hoch oder gar tiefer ausfallen. Nun stellt sich die Frage, ob die SNB einen frühzeitigen Zinsschritt wagt. Ein Blick auf den Finanzmarkt zeigt, dass die Händler zunehmend auf eine SNB-Lockerung bereits im März spekulieren. Ein solcher Schritt würde den Franken schwächen, was vor allem die Exportindustrie begrüssen würde.

In den USA ist eine Leitzzinssenkung im Frühling hingegen äusserst unwahrscheinlich geworden. Zwei Gründe sprechen dagegen: Erstens präsentierte sich der Arbeitsmarkt zuletzt sehr robust, und zweitens ist im Januar die Teuerung weniger gesunken als erwartet. Konkret stiegen die Konsumentenpreise in den USA gegenüber dem Vorjahr um 3,1 Prozent. Experten waren davon ausgegangen, dass die Inflation unter die 3-Prozent-Schwelle fallen würde. Die Folge davon ist nun, dass die Terminmärkte frühestens für Juni mit einem ersten Zinsschritt nach unten rechnen.

Die Börse reagierte am Dienstag entsprechend mit Abgaben. Als Knackpunkt erweist sich derzeit die Kerninflation, die wider Erwarten auf dem Vormonatswert von 3,9 Prozent verharrte. Das Fed beachtet diese Kennzahl besonders, da sie die zugrundeliegenden Inflationstrends besser abbildet. Vor allem für jene Marktteilnehmer, die mit einer schnellen Zinswende gerechnet hatten, waren diese Daten ein Dämpfer.

Längerfristig ändert sich aber nichts am Bild, dass das Fed ab Mitte Jahr den Leitzins schrittweise senken dürfte.

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Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sinkt in den USA

Zuletzt ist die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA gesunken. 218'000 Amerikaner stellten in der Vorwoche einen entsprechenden Antrag, Ökonomen waren von 220'000 ausgegangen. Gemäss einer Faustregel wird es erst ab einer Zahl von 270'000 kritisch, da ein solches Niveau eine negative Trendwende am Arbeitsmarkt markiert.

Chinas Konsumentenpreise fallen weiter

Im Januar hat der chinesische Konsumentenpreisindex gegenüber dem Vorjahr um 0,8 Prozent – und damit so stark wie seit 14 Jahren nicht mehr – nachgegeben. Das sinkende Preisniveau ist eine Folge der schwachen Konjunktur. Der Rückgang war zugleich der vierte in Folge sowie der stärkste seit September 2023. Seit dem Ende der Corona-Eindämmungsmassnahmen vor über einem Jahr bekundet China Mühe, an die wirtschaftlich starke Zeit von vor der Pandemie anzuknüpfen.

Britische Inflation besser als befürchtet

In Grossbritannien hat sich die Inflation zu Beginn des Jahres überraschend stabil gezeigt. Die Rate blieb im Januar bei 4,0 Prozent, obschon die Mehrheit der Ökonomen von einem leichten Anstieg ausging. Grund da-für war ein unerwartet kräftiger Rückgang der Preise für Kleidung, Schuhe, Möbel und Haushaltswaren. Noch vor etwas mehr als einem Jahr betrug die Inflation gut 11 Prozent – so hoch wie fast nirgends in Europa.