Geldanlagen

Die Europäische Zentralbank wird zuversichtlicher

Die Aktienmärkte profitierten zu Jahresbeginn vom Aufschwung der Technologiewerte. Bei den Obligationen setzte dagegen eine Konsolidierung ein, die aber nur einen zwischenzeitlichen Marschhalt darstellen dürfte. Eine Einschätzung von VZ-Anlagechef Christoph Sax.

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
07. Februar 2024

Konsolidierung bei den langfristigen Zinsen

Die Finanzmärkte entwickelten sich im Januar uneinheitlich. Während Aktien und Immobilienfonds weiter Boden gutmachen konnten, haben die langfristigen Zinsen nach dem kräftigen Rückgang im letzten Herbst eine leichte Gegenbewegung vollzogen. Die ausländischen Obligationenmärkte verzeichneten deshalb geringe Kursverluste. Es dürfte sich hierbei aber eher um einen Marschhalt als um eine Trendwende handeln. Ende 2023 wurden die Obligationenmärkte etwas gar euphorisch, die langfristigen Zinsen gaben rasant nach. Die Marktteilnehmer erwarteten zeitweise bis zu je 6 Leitzinssenkungen der US-Notenbank (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB) für das laufende Jahr.

Diese Erwartungshaltung war wohl etwas zu zuversichtlich. Es dürfte aber tatsächlich nur noch eine Frage der Zeit sein, bis das Fed und die EZB ihre Leitzinsen senken werden, denn die Inflation hat an Breite eingebüsst. Der Teuerungstrend von Waren und Dienstleistungen hat sich in den USA und in der Eurozone stark abgeflacht. Die EZB signalisiert deshalb immer klarer, dass die Geldpolitik schon bald gelockert werden könnte. EZB-Ratsmitglied François Villeroy de Galhau liess bereits für den nächsten Zinsentscheid der EZB im März alles offen.
 

Robuster Privatkonsum in den USA

In den USA entwickelten sich die privaten Konsumausgaben überraschend robust – den hohen Zinsen zum Trotz. Das sind grundsätzlich gute Nachrichten. Denn eine sanfte Landung der US-Wirtschaft kann nur gelingen, wenn die privaten Haushalte ihren Konsum nicht zu sehr verringern. Die neusten Konjunkturdaten deuten generell eine leichte Verbesserung der weltweiten Wirtschaftslage an. So hat sich zuletzt die Stimmung der Industrie in der Eurozone aufgehellt. 

Auch im Chipsektor gibt es Anzeichen, dass die Talsohle durchschritten sein könnte. Im Vergleich zu früheren Straffungen der Geldpolitik fällt der Abschwung der Weltwirtschaft diesmal moderat aus. Während die US-Wirtschaft weiter expandiert, dürfte die Eurozone in einer leichten Rezession verharren.
 

Geglückter Jahresstart für die Aktienmärkte

Die Abschwächung der Inflation und die damit verbundene Aussicht auf Leitzinssenkungen schaffen ein attraktives Umfeld für Aktien und Obligationen. Mit den Leitzinssenkungen dürften sich mittelfristig auch die Konjunkturperspektiven verbessern, denn die Bautätigkeit und die Investitionen werden zurzeit stark gebremst. An der Börse wird die Zukunft gehandelt: Der Aktienmarkt spiegelt das langfristige Wachstum der Weltwirtschaft. 

Die Unternehmensergebnisse und die Prognosen der Unternehmen stehen deshalb besonders im Fokus. Noch haben nicht alle Unternehmen ihre Zahlen zum Schlussquartal 2024 veröffentlicht. Es zeichnet sich aber ab, dass vor allem die Technologiebranche und verwandte Bereiche ein starkes Wachstum verzeichnen. Auch konsumnahe Branchen können zulegen. Schwieriger ist das Geschäftsumfeld zurzeit für die Industrie.

Gemessen in Schweizer Franken sind US-Aktien und japanische Valoren besonders gut ins neue Jahr gestartet. Der Nasdaq Composite konnte rund 3,5 Prozent zulegen, beim S&P 500 ging es knapp 4,2 Prozent bergauf, wobei allerdings mehr als die Hälfte auf die jüngste Stärketendenz des Dollars zurückzuführen ist. Der Dollar hat zum Franken im Januar 2,4 Prozent an Boden gutgemacht. Beim SMI resultierte ein Plus von 1,8 Prozent.

Die grössten Risiken gehen zurzeit von den Spannungen im Nahen Osten aus. Rohöl hat sich allerdings nur wenig verteuert, die internationalen Frachtkosten haben dagegen angezogen. Aufgrund der schwächeren Nachfrage dürften sich die Rückkopplungseffekte auf die Teuerung aber in Grenzen halten.