Geldanlagen

Das bedeutet die Zinssenkung für Anleger

Der Entscheid der Schweizerischen Nationalbank, die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte zu senken, wirkt sich auf verschiedene Anlageklassen aus. VZ-Anlagechef Christoph Sax erklärt, was sich ändern könnte. 

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
27. März 2024

Vor wenigen Tagen hat sich die Schweiz von den USA und der Eurozone abgekoppelt – zumindest in Bezug auf die Geldpolitik. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat die Zinsen ziemlich überraschend um einen viertel Prozentpunkt auf 1,5 Prozent gesenkt. Damit preschen die Schweizer Notenbanker voran. Denn die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank (EZB) haben zuletzt davon abgesehen, bereits jetzt die Zinsschraube zu lockern.

Sowohl in den USA wie in der Eurozone dürften die Leitzinsen im Sommer aber ebenfalls gesenkt werden. Das zeigen auch die Leitzinserwartungen, bei denen die Zins-Futures in beiden Währungsräumen einen Rückgang der Zinsen vorwegnehmen (vgl. Grafik).

In der Schweiz gehen die Prognosen davon aus, dass der Leitzins bis Ende Jahr um weitere 0,5 Prozentpunkte auf 1 Prozent sinkt. Doch was hat dazu geführt, dass die Schweiz den anderen zwei Wirtschaftsräumen voraus ist? Zu verdanken ist dies unter anderem der erfolgreichen Bekämpfung der Inflation, die bereits im Mai 2023 wieder ins Zielband der Notenbank gefallen ist. Entgegen den ursprünglichen Erwartungen hat sie sich dieses Jahr weiter abgeschwächt. Die Jahresteuerung der Konsumentenpreise notiert noch bei 1,2 Prozent.

Trotz der Zinssenkung rechnet die SNB damit, dass die Inflation auf tiefem Niveau verharren dürfte. Denn sie geht davon aus, dass weniger sogenannte Zweitrundeneffekte zu befürchten sind. Das heisst, dass Kostensteigerungen nur noch zurückhaltend weitergereicht werden. An den Finanzmärkten hat sich die Erwartung gefestigt, dass die SNB im laufenden Jahr noch zwei weitere Male die Zinsen senken könnte.

Was heisst diese Entwicklung nun für die Anlegerinnen und Anleger? International tätige Schweizer Unternehmen profitieren von der Währungsentwicklung. Indem sich der Franken zum Euro und Dollar leicht abgewertet hat, werden Schweizer Produkte und Dienstleistungen für ausländische Käufer günstiger. Allerdings ist damit zu rechnen, dass dies nur ein zwischenzeitlicher Effekt ist. Mittel- und langfristig dürfte der Franken wieder an Stärke gewinnen. 

Auf der Zinsseite hat sich die gesamte Zinskurve leicht nach unten verschoben. Das heisst, dass die Zinssätze über sämtliche Laufzeiten hinweg gesunken sind. Das sind gute Nachrichten für Immobilienbesitzer, denn Hypotheken sind damit etwas günstiger geworden. Auch für Mieter verbessert sich damit der Ausblick. Denn der Aufwärtstrend beim hypothekarischen Referenzzins dürfte nun gebrochen sein. Der Teuerungsdruck bei den Mieten dürfte damit nachlassen. Der jüngste Rückgang der Zinsen hatte zudem Kursgewinne bei Obligationen zur Folge. Die Kehrseite: Bei neu ausgegebenen Anleihen fallen die Zinscoupons wieder etwas niedriger aus.

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In der deutschen Exportindustrie hat sich die Stimmung spürbar aufgehellt. Das Barometer für die Exporterwartung stieg im März auf -1,7 Punkte. Im Februar notierte es noch bei -7 Punkten. Das ist der zweite Anstieg in Folge und der höchste Wert seit Mai 2023. Diese Entwicklung reflektiert die Hoffnung der deutschen Industrie, dass der Welthandel in den kommenden Monaten anziehen könnte.

Shutdown in den USA abgewendet

Zum wiederholten Mal hat der US-Kongress einen drohenden Stillstand («Shutdown») der Regierungsgeschäfte auf den letzten Drücker abgewendet. Dazu kam es, weil der Senat einem Haushaltspaket von 1,2 Billionen US-Dollar zustimmte, nachdem zuvor bereits das Repräsentantenhaus die Vorlage genehmigt hatte. Nun ist die Finanzierung bis zum Ende des laufenden Haushaltsjahres am 30. September 2024 gesichert.

Britische Notenbank hält Leitzins konstant

Die Bank of England sieht noch keine Veranlassung, ihre Geldpolitik zu lockern. Die Notenbank belässt den Leitzins bei 5,25 Prozent, wobei die Abstimmung im geldpolitischen Ausschuss mit 8:1 Stimmen klar ausfiel. Die Finanzmärkte gehen jedoch davon aus, dass Notenbankchef Andrew Bailey im Juni die Zinsen senken wird. Bis Ende Jahr wird mit drei Zinsschritten gerechnet.