Geldanlagen

Wie digitale Anlagebetrüger das Vertrauen der Investoren missbrauchen

Finanztipps aus der virtuellen Welt boomen – doch nicht alle sind seriös. Die Unterscheidung zwischen echten Empfehlungen und einem möglichen Anlagebetrug wird immer schwieriger. Wer Empfehlungen aus dem Netz und Social Media vertraut, sollte genau hinschauen, bevor aus Neugier ein teurer Fehler wird.

Andreas Akermann

Funktion Bank- und Anlageexperte

Publiziert am

21. November 2025

Immer mehr Menschen in der Schweiz entdecken ihre Begeisterung für traditionelle Finanzanlagen wie Aktien, aber auch alternative Investments wie Kryptowährungen. Als Treiber gelten Online-Angebote, die ein einfaches und selbstständiges Investieren erlauben und hohe Renditen in Aussicht stellen. Doch das zunehmende Interesse öffnet auch Tür und Tor für Betrüger und dubiose Finanztipps aus dem Internet oder Social Media. Umso wichtiger ist es, seriöse Informationen von fragwürdigen Angeboten zu unterscheiden. Denn es können Schäden in Millionenhöhe entstehen.

Plattform, E-Mail oder Kurznachricht: Anlagebetrug hat viele Gesichter

Im Internet stossen Interessierte regelmässig auf Online-Finanzplattformen, die Nutzerinnen und Nutzer mit lukrativen Anlagegeschäften ködern. Ihr Auftritt wirkt äusserlich seriös; geworben wird auf bekannten Online-Portalen, oftmals untermauert mit gefälschten Aussagen von Prominenten. Besonders heimtückisch: Die leistungsstarken Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) machen Fälschungen – selbst bei Bewegtbildern und Tonaufnahmen – zunehmend schwerer erkennbar. Internetseiten von seriösen Finanzdienstleistern lassen sich damit problemlos nachbauen, inklusive gefälschter Videoempfehlungen der Berater. Mehr denn je ist hier Vorsicht angezeigt.

Auch per E-Mail oder Kurznachricht beginnt der Anlagebetrug oft mit einer professionell wirkenden Nachricht, die hohe Renditen verspricht. Die Betrüger geben sich als Finanzberater oder Broker aus, nutzen gefälschte Logos, Webseiten und Dokumente, um Vertrauen zu erwecken. Über einen Link gelangt man zu einer angeblichen Investitionsplattform oder wird zur direkten Kontaktaufnahme aufgefordert.

Ob Plattform oder Direktnachricht: Den Anlegerinnen und Anleger werden Traumrenditen versprochen, es lockt das schnelle Geld. Dazu sollen sie beispielsweise in hochspekulative Anlagen wie Kryptowährungen oder am Devisenmarkt investieren. Wer den Köder schluckt und eine Anlage tätigt, wird in der Regel mit fiktiven Kursgewinnen getäuscht. Clevere Plattformen erlauben sogar kleinere Gewinnauszahlungen, nur um das Vertrauen der Betroffenen zu festigen – und sie zu noch grösseren Investitionen zu verleiten.

Die Probleme beginnen, wenn die Opfer die Gewinne realisieren und sich ihr Geld wieder auszahlen lassen wollen. Dann verlangen die Anbieter plötzlich zusätzliche Zahlungen – etwa für vermeintliche Gebühren. Es folgen Ausreden, warum eine Auszahlung momentan nicht möglich sei. Fakt ist: Es handelt sich um einen Anlagebetrug, die Transaktionen sind nur vorgetäuscht, das investierte Kapital ist unwiederbringlich weg.

Typisch für solche Machenschaften ist, dass sich viele Leute von vermeintlich "todsicheren" Renditen blenden lassen und die Seriosität der Anbieter nicht in Frage stellen – und in der Folge Dinge tun, die sie im echten Leben mit Sicherheit unterlassen würden: Kaum jemand würde einer wildfremden Person 1000 Franken übergeben, nur weil diese verspricht, den Betrag samt Zinsen am nächsten Tag zurückzuzahlen. Unbekannten, "digitalen" Anlagebetrügern dagegen werden regelmässig deutlich höhere Beträge überwiesen.

Fazit

Im Umgang mit Finanztipps aus dem Internet hilft eine gesunde Portion Skepsis. Es lohnt sich in jedem Fall, in Ruhe die Quelle zu überprüfen und ausfindig zu machen, wer genau hinter einem Angebot steht und welche Qualifikationen die Person auszeichnen. Hohe Gewinnversprechen ohne transparente Risikoaufklärung sind unseriös. Lassen Sie die Finger davon! Die Konsequenzen von Fehleinschätzungen bei Finanzanlagen sind deutlich dramatischer, als wenn man aufgrund einer falschen Internet-Empfehlung zum Beispiel ein überteuertes Produkt kauft.

Viele Fälle könnten vermieden werden, wenn man bei Finanzangeboten auf folgende Anzeichen achtet:

Fünf Hinweise auf potenziell unseriöse Finanzempfehlungen

  1. Unrealistische Versprechen: Hohe Rendite bei geringem Risiko? Klingt zu gut, um wahr zu sein – und ist es meist auch.
  2. Intransparente Anbieter: Kein Impressum, kein klarer Firmensitz, keine Strategie? Finger weg!
  3. Zeitdruck: "Nur heute verfügbar!" oder "Exklusiv für Sie!" – solche Taktiken sollen Sie zu schnellen Entscheidungen drängen. Bleiben Sie ruhig und nehmen Sie sich Zeit.
  4. Penetranter Kontakt: Ihr vermeintlicher "Berater" sucht einen stetigen Austausch mit Ihnen? Der Plan: Vertrauen gewinnen, die Sinne vernebeln. Beenden Sie den Kontakt.
  5. Kein Eintrag bei der FINMA: Seriöse Anbieter sind dort registriert. Ist das nicht der Fall, ist Vorsicht geboten.

Seriöse Firmen sind bei offiziellen Stellen wie der Finma registriert und kommunizieren transparent. Fehlende Impressen, unrealistische Renditeversprechen oder aggressives Marketing sind Warnzeichen, die man nicht ignorieren sollte. Denn selbst bei etablierten Anbietern gilt der Leitsatz: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – und schützt vor Verlusten.

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