Geldanlagen

Was die Anleger im Jahr 2024 erwartet

Letztlich geht 2023 als erfolgreiches Aktienjahr in die Geschichte ein. Doch was ist für das neue Jahr zu erwarten? Eine Einschätzung von VZ-Anlagechef Christoph Sax. 

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
03. Januar 2024

Es ist noch nicht lange her, als die Finanzmärkte auf weiter steigende Zinsen spekulierten. Vor ein paar Wochen drehte die Stimmung jedoch. Nun erwarten die Händler an den Börsen, dass die Leitzinsen im Jahr 2024 deutlich sinken. Die langfristigen Zinsen sind deshalb spürbar zurückgekommen: Zehnjährige US-Staatsanleihen rentieren noch mit 3,8 Prozent, Mitte Oktober waren es zwischenzeitlich knapp 5 Prozent.

In der Schweiz ging die Rendite von zehnjährigen Eidgenossen im gleichen Zeitraum von 0,76 auf 0,57 Prozent zurück. Zu Jahresbeginn 2023 notierte sie noch bei 1,55 Prozent.

Die Zinsspekulationen haben sich aber auch in anderen Anlageklassen bemerkbar gemacht. Doch weshalb ist das so? Hier eine kurze Einordnung:

Aktien: Die Börse ist vorausschauend. Die Markteilnehmer haben sich bereits darauf eingestellt, dass die Zinsen im Jahr 2024 tendenziell zurückkommen. Tiefere Zinsen stimulieren die Wirtschaft, und dies kommt den Unternehmen und damit auch den Aktionären zugute.

Währungen: Wegen den Hoffnungen auf tiefere Zinsen im Dollar- und Euro-Raum haben sich beide Währungen gegenüber dem Franken weiter abgeschwächt. Im Umkehrschluss bedeutet das: Der Franken ist heute so stark wie selten zuvor.

Rohstoffe: Die Aussichten auf tiefere Zinsen und die damit verbundene Belebung der Wirtschaft kommt auch den Rohstoffpreisen zugute. Besteht die Aussicht auf geldpolitische Massnahmen, welche die Wirtschaft unterstützen, hilft das den Rohstoffpreisen. Zusätzlich stützt auch ein schwacher Dollar, die Handelswährung von Rohstoffen, die Kurse. So hat Gold hat zum Jahresende ein neues Rekordhoch erklommen.

Kryptowährungen: Kryptowährungen wie Bitcoin würden von Zinssenkungen ebenfalls profitieren. Deshalb hat sich Bitcoin wenig überraschend seit Mitte Oktober um über 50 Prozent verteuert. Der Grund dafür ist einfach: Je tiefer die Zinsen, desto grösser ist der Risikoappetit der Investoren, da sichere Anlagen wie Staatsanleihen ebenfalls tiefere Coupons aufweisen. Auch die Aussicht auf eine stärkere Ausweitung der Geldmenge im Dollar und im Euro stützt den Bitcoin-Kurs.

Was bedeutet diese Ausgangslage nun für Anlegerinnen und Anleger? Die Bewegungen an den Börsen waren zuletzt möglicherweise etwas gar stark, ein solches Tempo kann nicht anhalten. Doch grundsätzlich stimmt die eingeschlagene Richtung. Die Frankenstärke dürfte anhalten, eine deutliche Erholung von Dollar und Euro ist nicht zu erwarten.

Für die zweite Jahreshälfte bestehen berechtige Hoffnungen, dass die Notenbanken ihre Geldpolitik lockern werden. Daraus sind weitere Impulse für Aktien und Obligationen zu erwarten, denn die Chancen auf eine sanfte Landung der Konjunktur sind gestiegen. Eine Wirtschaftskrise zeichnet sich nicht ab.

Weitere Wirtschaftsnews

US-Konsum wächst leicht

Die Aktionstage «Black Friday» und «Cyber Monday» konnten im November den Konsum in den USA leicht ankurbeln. Die Ausgaben stiegen um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Handelsministerium mitteilte. Allerdings hatten Ökonomen mit einem Plus von 0,3 Prozent gerechnet. Hingegen überraschte die nordamerikanische Industrie im November mit einem starken Auftragsplus. Gefragt waren vor allem langlebige Güter wie Flugzeuge und Maschinen. Deren Bestellungen nahmen gegenüber dem Vormonat um 5,4 Prozent zu. Das lag deutlich über den erwarteten 2,2 Prozent.

Schweiz und Grossbritannien rücken zusammen

Die Schweiz und Grossbritannien werden künftig Finanzdienstleistungen gegenseitig anerkennen. Aus diesem Grund haben Bundesrätin Karin Keller-Sutter und der britische Minister Jeremy Hunt ein Abkommen unterzeichnet. Dies erleichtert zum Beispiel die grenzüberschreitende Geschäftstätigkeit für Schweizer Vermögensverwalter. Aber auch im Versicherungsbereich gibt neue Möglichkeiten, über die Grenzen hinaus tätig zu sein.