Geldanlagen

Die Hoffnung auf baldige US-Zinssenkungen ist verfrüht

Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus den USA deuten darauf hin, dass die Leitzinsen noch einige Zeit auf hohem Niveau bleiben könnten. 

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
13. Dezember 2023

Kaum hat der Druck auf weitere Zinserhöhungen in den USA nachgelassen, hat der Wind in die gegenteilige Richtung gedreht. Nun gehen zahlreiche Ökonomen davon aus, dass die US-Notenbank Fed schon bald erste Zinssenkungen vornehmen könnte. Die Finanzmärkte erwarten, dass das Fed den Leitzins bereits im Mai erstmals senken wird, für das Gesamtjahr 2024 werden nicht weniger als vier Leitzinssenkungen prognostiziert.

Allerdings zeigen die jüngsten Arbeitsmarkt- und Inflationsdaten, dass diese Hoffnungen auf eine Entspannung an der Zinsfront etwas verfrüht sein könnten. Nachfolgend die Einschätzung des VZ zu den richtungsweisenden Wirtschaftszahlen.

Inflation: Die Inflation hat sich im November weiter abgeschwächt. Im Jahresvergleich betrug der Preisauftrieb 3,1 Prozent, ein Monat zuvor hatte die Rate noch bei 3,2 Prozent gelegen (vgl. Grafik). Der Rückgang war weder eine positive Überraschung noch eine Enttäuschung. Allerdings zeigt sich, dass sich die Abschwächung der Teuerung verlangsamt. Damit wird der Weg hin zum Inflationsziel der Notenbank von 2 Prozent steiniger. Denn noch gibt es Bereiche, welche die Inflation antreiben.

Dazu gehören vor allem Dienstleistungen, bei denen die Wohnkosten mit Preissteigerungen herausstechen. Bremsend wirken hingegen die rückläufigen Energiekosten. Auch jüngst sind in den USA die Benzinpreise weiter rückläufig gewesen. Das deutet darauf hin, dass die Energiepreise auch im Dezember deflationär wirken werden. Dass die US-Notenbank die Teuerung noch nicht ganz im Griff hat, zeigt ein Blick auf die Kernteuerung, welche die volatilen Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert. Sie verharrt an der 4-Prozent-Grenze. Damit sich die Inflation weiterhin genügend abschwächt, wird die US-Notenbank den Leitzins vorerst hochhalten.

Arbeitsmarkt: Für die Notenbank hat sich die Ausgangslage nach den letzten Arbeitsmarktdaten kaum verändert. Zwar wurden im November ausserhalb der Landwirtschaft mit 199'000 Jobs mehr neue Stellen als erwartet geschaffen. Ein Teil davon ist jedoch auf Sondereffekte zurückzuführen. 47'000 dieser Stellen sind auf die Rückkehr von Streikenden in der Autobranche und in Hollywood zurückzuführen. Rechnet man diese Zahlen heraus, war der Stellenaufbau ähnlich schwach wie einen Monat zuvor.

Das Lohnwachstum gegenüber dem Vorjahr verharrt bei 4 Prozent– und damit knapp über dem langfristigen Durchschnitt von 3,9 Prozent. Der Trend zeigt weiter nach unten, und dieser dürfte anhalten, falls die Arbeitslosenquote wie erwartet in den kommenden Monaten allmählich steigt.

Angesichts dieser Daten hat das Fed am Mittwoch den Leitzins unverändert gelassen und wird dies wohl auch in den kommenden Monaten tun. Eine erste Senkung des Leitzinses dürfte erst gegen Mitte Jahr erfolgen.

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Chinas Aussenhandel legt zu

Im November lagen Chinas Ausfuhren erstmals seit sechs Monaten wieder knapp über dem Vorjahresniveau. Experten hatten dagegen einen deutlichen Rückgang befürchtet. Befeuert wurden die überraschend guten Zahlen von Preissenkungen. Produktseitig waren hauptsächlich elektrische Maschinen und Autos gefragt. Weniger positiv zu werten ist der Rückgang der Importe. Das deutet darauf hin, dass die Binnennachfrage weiterhin schwach ist, obschon Chinas Regierung den privaten Konsum mit verschiedenen Konjunkturspritzen anzukurbeln versucht hat.

KOF prognostiziert leicht schwächeres Wachstum

Die Schweizer Wirtschaft wird in den kommenden zwei Jahren voraussichtlich leicht schwächer wachsen als bisher vorausgesagt. Das erwarten die Konjunkturforscher der ETH Zürich (KOF). In ihrer neuen Prognose rechnen sie mit einem Wachstum des realen Bruttoinlandprodukts (BIP) von 0,7 Prozent für das laufende Jahr, 1,4 Prozent für 2024 und 1,4 Prozent für 2025. Damit senken die Forscher ihre bisherigen Vorhersagen um je 0,2 Prozentpunkte.