Geldanlagen

Wie geht es weiter bei den Zinsen?

Nach den Zinserhöhungen der letzten beiden Jahre fragen sich viele Anleger und Hausbesitzer, wie sich die Entwicklung in den nächsten Monaten fortsetzt. VZ-Anlagechef Christoph Sax analysiert die Zinserwartungen für die Schweiz, Europa und die USA.

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Aktualisiert am
30. April 2024

Die US-Notenbank Fed, die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of England (BoE) haben die Zinsen weiterhin unverändert gelassen – auch wenn in den vergangenen Wochen die Erwartungen gestiegen waren, dass zumindest die EZB schon bald eine erste Senkung vornehmen wird.

Es war aber die Schweizerische Nationalbank (SNB) gewesen, welche im März vorgeprescht war und die Geldpolitik wieder etwas gelockert hat. Der Saron ist in der Folge um ein viertel Prozentpunkt gesunken.

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Zwar ist die Teuerung in allen grossen Wirtschaftsregionen seit den Höchstständen deutlich zurückgekommen, doch nicht überall gleich stark. In der Schweiz befindet sich die Inflation längst wieder im Zielbereich der Notenbank von 2 Prozent. In den USA hingegen hat zuletzt die Teuerung wieder leicht angezogen. Diese Entwicklung könnte die US-Notenbank davon abhalten, bereits bald die Zinsen zu senken.

Die Erwartung des Marktes, dass die Inflation und damit auch die Leitzinsen weiter sinken, spiegelt sich auch in den Zins-Futures. Diese bilden die Markterwartung für die Leitzinsen 2024 ab (siehe Grafik).

 

Doch deckt sich diese Erwartung mit dem Ausblick der Notenbanken: Wie geht es 2024 weiter? Wie weit lehnen sich die Notenbanker aus dem Fenster heraus? So viel vorweg: Die Botschaft der Notenbank-Vorsitzenden ist nicht mehr so eindeutig wie zu Beginn des Jahres.

US-Notenbank (Fed)

Jerome Powell, der Chef der US-Notenbank liess durchblicken, dass das Fed weiterhin Zinssenkungen in diesem Jahr für realistisch hält – aber sie dürften später kommen als zunächst gedacht. 

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Die Inflation sei grundsätzlich auf dem Weg zum Ziel der Notenbank von 2 Prozent, auch wenn die Preise zwischenzeitlich wieder etwas angezogen hätten. Allerdings hält der Markt nicht mehr an seinen ursprünglichen Prognosen fest. Anstelle von fünf Senkungen bis Ende Jahr geht er aktuell nur noch von einem Zinsschritt nach unten aus. Für das kommende Jahr werden zwei weitere Leitzinssenkungen erwartet.

Europäische Zentralbank (EZB)

Deutlich zuversichtlicher agiert EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Sie gab sich zuletzt zuversichtlich, dass die Zinsen schon bald gesenkt werden könnten. Allerdings verzichtet sie weiterhin auf eine klare Aussage, wann genau ein erster Schritt erfolgen könnte. Verschiedene Mitglieder des EZB-Rats haben jedoch signalisiert, dass es bereits beim nächsten Zinsentscheid im Juni soweit sein könnte. Das sieht auch der Markt so. Er hat nicht nur eine Zinssenkung im Juni eingepreist, sondern gleich deren drei bis Ende Jahr.

Schweizerische Nationalbank (SNB)

SNB-Präsident Thomas Jordan hatte im März fast alle Marktteilnehmer überrascht, als er den Leitzins von 1,75 auf 1,50 Prozent gesenkt hatte. Der Grund dafür war, dass die SNB ihren Leitzins-Entscheid immer an der Inflationsprognose orientiert. Hier sieht die SNB eine deutliche Entspannung gegenüber den vergangenen zwei Jahren. Sie geht davon aus, dass die Inflationsrate bis Ende Jahr bei 1,4 Prozent liegen wird.

Für 2025 wurde die Prognose von 1,6 auf 1,2 Prozent nach unten korrigiert. Zuletzt ist die Teuerung gar auf 1 Prozent gefallen – wider Erwarten, da jüngst vielerorts die Mieten, die Stromtarife und die Mehrwertsteuer angehoben wurden.