Geldanlagen

USA: Nachlassender Lohndruck macht Zinssenkung wahrscheinlicher

Entwickelt sich der Arbeitsmarkt weniger stark als erwartet, nährt das die Hoffnungen auf Zinssenkungen. In den USA hat der neue Arbeitsmarktbericht genau das bewirkt.

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
08. Mai 2024

Wider Erwarten hat die Arbeitslosenquote in den USA zugelegt, wenn auch nur leicht. Im April waren 3,9 Prozent der Amerikaner arbeitslos, das sind 0,1 Prozentpunkte mehr als im Vormonat. Es wurden lediglich 175'000 neue Stellen ausserhalb der Landwirtschaft geschaffen. Im Vormonat waren es noch deutlich mehr. Zudem schwächte sich der Lohndruck überraschend ab: Das Jahreswachstum der Stundenlöhne verlangsamte sich von 4,1 auf 3,9 Prozent. Zum ersten Mal seit fast drei Jahren stiegen die Löhne also um weniger als 4 Prozent an (Grafik unten). Das zeigen neue Zahlen des US-Arbeitsministeriums. 

Die Marktteilnehmer warten jeweils gespannt auf die neuen Daten. Läuft der Arbeitsmarkt etwas weniger heiss, ist das ein Indiz dafür, dass sich auch der Lohn- und Inflationsdruck abschwächt. Und das macht Zinssenkungen der US-Notenbank Fed wahrscheinlicher. Sie hatte am Mittwoch vor einer Woche zwar entschieden, den Leitzins unverändert hoch zu lassen. Er liegt weiterhin in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent.

Aber die neuen Arbeitsmarktdaten liefern dem Fed Argumente, den Leitzins mittelfristig zu reduzieren. Der Markt prognostiziert nun, dass das Fed bereits im September an der Zinsschraube drehen wird. Der neue Arbeitsmarktbericht und die Aussicht auf tiefere Zinsen gaben der Börse Auftrieb. Mit der Publikation des Arbeitsmarktberichts stieg der S&P 500 letzten Freitag um 1,3 Prozent, der Nasdaq 100 sogar um 2 Prozent. Zweijährige Staatsanleihen fielen um sieben Basispunkte auf 4,81 Prozent. Der US-Dollar gab nach. Die Inflations- und Zinssorgen haben generell nachgelassen. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries verringerte sich seit Monatsbeginn um rund 20 Basispunkte auf 4,5 Prozent.

Aussichten für Schweizer Wirtschaft verbessern sich

Das KOF-Konjunkturbarometer ist im April um 1,4 Zähler nach oben geklettert. Die Konjunkturaussichten für die Schweiz haben sich also weiter aufgehellt. Neu liegt das Barometer bei 101,8 Punkten und somit im überdurchschnittlichen Bereich, hiess es von der Konjunkturforschungsstelle der ETH. Allerdings musste der Vormonatswert von 101,5 nach unten auf 100,4 revidiert werden. Die Schweizer Wirtschaft zeige sich robust, starke Impulse seien aber derzeit nicht in Sicht. Das Barometer ist ein vorlaufender Indikator dafür, wie sich die Schweizer Wirtschaft in naher Zukunft entwickeln wird.

Höhere Inflation in der Schweiz als erwartet

Im April verteuerten sich Güter und Dienstleistungen im Vergleich zum Vorjahresmonat um durchschnittlich 1,4 Prozent. Im März waren es nur 1 Prozent, wie die neusten Daten vom Bundesamt für Statistik zeigen. Der deutliche Anstieg der Teuerung kommt relativ überraschend. Und er war breit abgestützt: So verteuerten sich etwa Nahrungsmittel, Wohnungsmieten, Benzin, Möbel, Reisen ins Ausland und Flüge. Kurzfristig dürfte die Teuerung weiter leicht zunehmen, auch wegen des schwächeren Schweizer Frankens und wegen den teurer werdenden Mieten. Mittelfristig dürfte sich die Inflation seitwärts bewegen und im Zielband der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von 0 bis 2 Prozent verharren. Es ist davon auszugehen, dass die SNB ihren Leitzins dieses Jahr mindestens noch einmal senken wird. Eine Zinssenkung würde unter anderem Geldmarkthypotheken (Saron) günstiger machen, den Franken schwächen und den Aktienkursen tendenziell Auftrieb geben.

Eurozone im Aufschwung

Der S&P-Einkaufsmanagerindex für den gesamten Privatsektor stieg im April um 1,4 auf 51,7 Punkte. Die Unternehmensstimmung im Euroraum hat sich also weiter verbessert. Es ist der höchste Stand seit Mai 2023. Werte über der Marke von 50 signalisieren ein Wachstum. Der beschleunigte Aufschwung im Servicesektor sei für die Stimmungsaufhellung der Treiber gewesen, kommentierte S&P. Allerdings habe sich damit auch der Inflationsdruck wieder etwas intensiviert.