Geldanlagen

Wie ist der jüngste Anstieg der Inflation einzuordnen?

In der Schweiz und in der Eurozone hat die Teuerung im Dezember deutlich angezogen. Was heisst das nun für die Zinsentwicklung? Eine Einschätzung von VZ-Anlagechef Christoph Sax. 

Christoph Sax
Chief Investment Officer
Publiziert am
10. Januar 2024

Die gute Nachricht vorweg: Für die Notenbanken hat sich die Ausgangslage aber nicht verändert, weil die Zunahme der Inflation vor allem auf Sondereffekten beruht. Allerdings werden die ersten Leitzinssenkungen wohl nicht so früh eintreffen wie gedacht.

Das sind die Erkenntnisse, die sich aus den jüngsten Inflationsdaten aus der Schweiz und der Eurozone ziehen lassen. In der Schweiz hat die Inflation im Dezember wieder leicht angezogen (vgl. Grafik).

Die Gesamtteuerung kletterte von 1,4 auf 1,7 Prozent, während die Kernteuerung von 1,4 auf 1,5 Prozent stieg. Bei der Kernteuerung werden Nahrungsmittel und Energie ausgeschlossen, da deren Preise oft grösseren Schwankungen unterliegen.

Eine ähnliche Entwicklung wie in der Schweiz zeigt sich auch in der Eurozone, wo das Preisniveau im Jahresvergleich von 2,4 auf 2,9 Prozent anzog. Die Kernteuerung hingegen nahm von 3,6 auf 3,4 Prozent ab. Doch wie ist diese plötzliche Rückkehr zu einer höheren Teuerung einzuordnen? Sind das Anzeichen, dass Zinssenkungen für absehbare Zeit kein Thema mehr sind?

Die Antwort darauf ist: Nein. Denn sogenannte Basiseffekte haben die Inflation im Dezember verzerrt. Der jüngste Anstieg der Jahresteuerung war deshalb absehbar Vor genau einem Jahr gab es sowohl in der Schweiz wie in der Eurozone einen temporären Rückgang des Preisniveaus. Der Einzelhandel setzte damals auf hohe Rabatte, um die übervollen Lager zu leeren, gleichzeitig gingen die Treibstoffpreise zurück.

In der Eurozone dämpften vor einem Jahr unter anderem die Energiesubventionen in Deutschland die Preise. Diese Subventionen gab es dieses Jahr nicht mehr. Die Distanz zum heutigen Preisniveau wurde dadurch grösser. Der Inflationsdruck hat sich aber nicht erhöht: Der Konsumentenpreisindex tendierte zuletzt seitwärts.

Sowohl für die Schweiz wie für die Eurozone gilt: Sobald die Basis in den kommenden Monaten höher wird, dürfte die Inflation wieder nach unten gehen. In der Schweiz wird bei den Januar-Daten aber noch ein Sondereffekt mitspielen: Üblicherweise zieht die Teuerung zu Beginn des Jahres wegen der administrierten Preise an. Per 1. Januar wurden die Stromtarife und die Mehrwertsteuer angehoben. Deshalb würde es nicht überraschen, wenn die Teuerung zwischenzeitlich auf 2 Prozent klettern würde. Doch dies ist den Prognosen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) enthalten.

Daraus lässt sich folgern, dass trotz der jüngsten Gegenbewegung bei der Inflation weitere Zinserhöhungen nicht nötig sind. Allerdings dürften sich die ersten Leitzinssenkungen bis Mitte 2024 verzögern.

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US-Arbeitsmarkt bleibt stark

US-Unternehmen haben im Dezember 216'000 neue Stellen geschaffen. Das ist deutlich mehr als die von Ökonomen erwarteten 170'000 Jobs. Besonders viele Stellen wurden im öffentlichen Dienst und im Gesundheitssektor geschaffen. Derweil verharrt die Arbeitslosenquote gegenüber dem Vormonat bei 3,7 Prozent.

Zuversicht im Euroraum nimmt zu

Die Konsumenten sowie die Wirtschaft sind im Dezember in der Eurozone zuversichtlicher geworden. Das Barometer, welches das Geschäftsklima misst, ist um 2,4 Zähler auf 96,4 Punkte gestiegen. Die Daten zeigen, dass auch die Stimmung bei den Konsumenten besser wird. Sie sehen ihre künftige finanzielle Situation rosiger und sind optimistischer in Bezug auf ihre künftige finanzielle Situation.