Wie stark trübt die US-Zollpolitik die Stimmung in Europa?
Vor knapp einem Monat hat US-Präsident Trump mit den reziproken Zöllen und dem darauffolgenden Hochschaukeln mit China die Wirtschaftswelt erschüttert. VZ-Anlagechef Christoph Sax analysiert, was dies für die Konsumenten und die Unternehmen bedeutet.

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In der Zwischenzeit hat sich die Situation beruhigt, es zeichnet sich ab, dass die USA mit den meisten Wirtschaftsräumen eine einvernehmliche Lösung anstreben. Wie sehr haben sich diese Ereignisse bereits bei den Konsumenten und bei den Unternehmen niedergeschlagen?
In der Eurozone wurden mit den Einkaufsmanagerindizes (PMI) und dem Konsumklima in den letzten Tagen zwei Umfragen veröffentlicht, die erste Rückschlüsse zulassen. Die neuste PMI-Umfrage in der Eurozone zeigt ein überraschend robustes Bild. Bei der Industrie-Umfrage kletterte der PMI im April auf 48,7 Punkte – und damit auf ein 27-Monatshoch.
Dieses Niveau signalisiert zwar lediglich eine Stagnation. Erfreulich ist jedoch, dass die befragten Industriebetriebe ihre Produktion (die als Teilkomponente in den Index einfliesst) im April ausweiten konnten. Angesichts der geopolitischen Turbulenzen hatten viele Beobachter stattdessen eine Stimmungseintrübung erwartet. Diese blieb jedoch aus – trotz Einführung eines Basiszolls von 10 Prozent und von 25 Prozent für Automobile durch die USA.
Der Umfrage zufolge konnten die Industriebetriebe der Währungsunion ihre Profitabilität dank niedrigerer Kosten und tieferer Energiepreise deutlich verbessern. Viele Unternehmen erhoffen sich neue Impulse durch die geplanten Infrastruktur- und Verteidigungsausgaben. Etwas enttäuschend war, dass sich die Stimmung bei Europas Dienstleistern im April eingetrübt hat.
Hier könnte die verringerte Planbarkeit eine Rolle gespielt haben. Womöglich haben auch die Haushalte etwas zurückhaltender agiert, denn der Konsumklima-Index der Europäischen Kommission hat sich im April von -14.5 auf -16.7 Punkte eingetrübt. Dieser Rücksetzer ist nicht allzu stark – nach dem Ausbruch der Pandemie und des Ukraine-Kriegs verschlechterte sich die Stimmung weitaus kräftiger. Aber die privaten Haushalte blicken etwas weniger zuversichtlich in die Zukunft.
In Deutschland, der wichtigsten Volkswirtschaft der Eurozone hat sich die Verbraucherstimmung indessen verbessert. Das GfK Konsumklima hellte sich im April auf. Die Umfragedaten deuten darauf hin, dass der Abschluss der Koalitionsverhandlungen und die Aussicht auf eine baldige voll handlungsfähige Regierung die negativen Effekte der US-Handelspolitik kompensiert hben.
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Lockerung bei US-Autozöllen
US-Präsident Donald Trump hat am Dienstag Verordnungen unterzeichnet, um die Zölle auf Autos und Autoteile teilweise zu lockern. Damit reagiert die Regierung auf Sorgen der Branche, dass die 25-Prozent-Zölle zu höheren Preisen, geringeren Verkäufen und Nachteilen für die heimische Produktion führen könnten. Trump sagte, es handle sich lediglich um eine «kleine Hilfestellung» während einer «kurzen Übergangsphase». Die Erleichterungen hielten sich aber in Grenzen.
Schwache Konjunkturdaten aus Asien
Japans Industrieproduktion sank im März um 1,1 Prozent im Monatsvergleich. Zudem fiel Chinas Einkaufsmanagerindex (PMI) im April auf 49,0 Zähler (März: 50,5) und signalisiert damit eine leichte Schrumpfung der Produktion – die erste seit Dezember 2023. Die Wirtschaftsschwäche löst Forderungen nach Stimulusmassnahmen aus, da die Auswirkungen der hohen US-Zölle zunehmend spürbar werden.
US-Konsumklima im Tief
Im April ist die Laune der US-Konsumenten deutlich abgesackt. Das entsprechende Barometer fiel 7,9 Punkte auf 86 Zähler und damit auf den tiefsten Stand seit dreizehn Jahren. Ökonomen hatten mit einem geringeren Rückgang gerechnet.