Geldanlagen

Weltwirtschaft erholt sich von der Zoll-Delle

Die USA hatten im April mit ihren Importzöllen die globalen Lieferketten aufgewirbelt. Doch nun zeigt sich, dass die wirtschaftliche Delle nur kurze Zeit andauerte. Dafür gibt es fünf Gründe.

Christoph Sax

Funktion Chief Investment Officer

Publiziert am

10. Dezember 2025

Vor etwas mehr als einem halben Jahr sendete US-Präsident Donald Trump Schockwellen durch die globalen Lieferketten, als er viele Länder mit hohen Einfuhrzöllen versah – unter ihnen auch die Schweiz. 

Doch die jüngsten Einkaufsmanagerindizes zeigen, dass die weltweite Konjunktur im Herbst an Fahrt aufgenommen und sich von dieser Delle bereits wieder erholt hat. 

Für diese Entwicklung gibt es fünf Gründe: 

  1. Bedeutung für die Weltwirtschaft: Die USA haben zwar eine dominante Stellung in der Weltwirtschaft – mit dem Dollar als Weltwährung und dem mit Abstand grössten Kapitalmarkt der Welt. Aber in Handelsfragen bleibt ihre Reichweite beschränkt. Nur 13 Prozent des Welthandels betreffen den Austausch mit den USA.
     
  2. Keine Zölle auf Dienstleistungen: Dienstleistungen sind generell zollbefreit. Betroffen ist nur der Warenhandel.
     
  3. Viele Zoll-Ausnahmen: Selbst im Warenhandel haben die USA in der Zwischenzeit zahlreiche Ausnahmen für bestimmte Güter gewährt. So sind für die Schweiz rund die Hälfte der Ausfuhren in die USA zollbefreit. 
     
  4. Keine Nachahmer-Effekte: Die anderen Handelsnationen sind dem Beispiel der USA nicht gefolgt. Der Rest der Welt hat keine gegenseitigen Zollhürden aufgebaut.
     
  5. Abschluss von Zoll-Deals: Viele Länder haben mit den USA «Deals» abgeschlossen und so Zoll-Erleichterungen erwirkt. Der Schweiz ist es gelungen, den Zollsatz von 39 auf 15 Prozent zu senken. Die Zollreduktion wird voraussichtlich noch dieses Jahr in Kraft treten. Auch der Europäischen Union gelang es, den Basiszollsatz auf 15 Prozent zu fixieren. 

Die OECD hat in der Folge ihre BIP-Prognosen für die USA und die Eurozone angehoben. Neu werden für das kommende Jahr weltweit ähnlich hohe Wachstumsraten erwartet wie für dieses Jahr. Der befürchtete Abschwung der Weltwirtschaft wird damit wohl nicht eintreten.
 

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