US-Zolltaktik nimmt wieder Fahrt auf – Börsen bleiben gelassen
Es vergeht keine Woche ohne Lärm aus den USA. Präsident Donald Trump hat die Zolldiskussion wieder angefeuert. VZ-Anlagechef Christoph Sax analysiert die Lage und sagt, weshalb die Börsen dennoch ruhig reagieren.

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Präsident Donald Trump hält die Welt weiter auf Trab. Am Wochenende kündigte er 30 Prozent Zoll auf Importe aus der EU an – trotz laufender Verhandlungen. Diese Zölle sollen ab dem 1. August erhoben werden. Die EU reagierte sofort, indem EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen weiterhin Verhandlungsbereitschaft zeigte. Ziel sei es, die Zölle mit einem Abkommen bis am 1. August signifikant zu verringern.
Gleichzeitig hat die EU aber auch Gegenzölle in den Raum gestellt, die im Falle einer Eskalation eingeführt würden. Besonders schwerwiegend wären diese Zölle unter anderem für den angeschlagenen US-Flugzeughersteller Boeing.
In einem weiteren Schreiben drohte Trump auch Mexiko mit einem generellen Zoll von 30 Prozent. Mexiko mache bei der Eindämmung der Migration zwar Fortschritte. Aus Sicht der USA seien diese aber zu wenig gross. Von solchen Hiobsbotschaften verschont blieb bislang die Schweiz. Allerdings ist es gut möglich, dass auch der Bundesrat noch einen Zollbrief aus den USA erhält.
Auffällig war, dass die Börsen nur kurz etwas verunsichert reagierten. Der SPI schloss am Montag sogar unverändert, und seit Anfang Jahr liegt er rund 7 Prozent im Plus (vgl. Grafik).
Warum nun reagieren die Aktienmärkte so gelassen? Sie sehen Trumps Drohung als Teil der Verhandlungstaktik. Bis zur Deadline in zwei Wochen sollen zahlreiche Abkommen stehen, Trump hat aber erst wenig Greifbares in der Hand. Also erhöht er den Druck, wie er es schon mehrfach getan hat.
Von den 200 angekündigten Abkommen, die er den Handelspartnern aufzwingen will, sind nämlich erst vier spruchreif, und erst noch eher rudimentärer Natur: Einige gegenseitige Konzessionen mit Grossbritannien, eine Vereinbarung zur Rückkehr auf Feld 1 mit China und je ein Abkommen mit Vietnam und Indonesien. Trump will also weitere Abkommen auf die Zielgeraden bringen, weshalb er gegenüber der EU auch eine gewisse Verhandlungsbereitschaft signalisierte.
Man wird sich aber darauf einstellen müssen, dass gewisse Zölle bleiben. Im Moment deutet vieles darauf hin, dass der Sockelzoll von 10 Prozent nicht verhandelbar ist – wohl auch für die Schweiz nicht. Denn die USA wollen die Steuererleichterungen, die sie mit der Big Beautiful Bill gewähren, offensichtlich durch Zolleinnahmen finanzieren.
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