Geldanlagen
So wirken sich die US-Zölle auf die Schweizer Wirtschaft aus
Das Wachstum der Schweizer Wirtschaft ist im zweiten Quartal fast zum Stillstand gekommen. VZ-Anlagechef Christoph Sax ordnet die Datenlage ein.
Christoph Sax
Funktion Chief Investment Officer
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20. August 2025
Das Wachstum der Schweizer Wirtschaft ist im zweiten Quartal fast zum Stillstand gekommen. Gegenüber dem Vorquartal resultierte nur noch ein Zuwachs von 0,1 Prozent, nachdem die Wirtschaft im ersten Quartal noch um 0,8 Prozent expandierte. Damit stellt sich die Frage, wie stark der Zollstreit mit den USA bereits Spuren hinterlassen hat.
Das zweite Quartal endete, noch bevor bekannt wurde, dass die Schweiz mit wesentlich höheren Zöllen belegt wird als andere Handelspartner der USA. Dennoch dürfte sich die Zolldiskussion bereits im ersten und zweiten Quartal in den Daten niedergeschlagen haben – in Form von Vorzieh-Effekten.
Details zum zweiten Quartal sind noch keine bekannt. Die erste Schätzung des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) basiert auf unvollständigen Daten. Das SECO deutete jedoch an, dass die Wertschöpfung der Industrie von April bis Juni gesunken ist, während die Dienstleister weiter expandierten.
Ein Blick in die Aussenhandelsstatistik des Bundes zeigt, dass die Pharma-Branche ihre Ausfuhren in die USA im ersten Quartal massiv erhöht hatte, weil sich die Zoll-Diskussion bereits anbahnte. Vermutlich wurden vorsorglich die Lager vor Ort gefüllt. Im zweiten Quartal fielen die Pharma-Ausfuhren in die USA wieder auf das Niveau der übrigen Quartale zurück. Dementsprechend dürfte auch die Produktion wieder etwas zurückgefahren worden sein.
Das könnte einen massgeblichen Grund dafür darstellen, dass die Industrie im zweiten Quartal gemäss SECO leicht geschrumpft ist. Das schwache BIP-Wachstum im zweiten Quartal dürfte somit insbesondere eine Folge von Vorzieh-Effekten gewesen sein. Entscheidender ist nun aber die Frage, wie es weitergeht. Seit Anfang August wird ein Grossteil der Schweizer Ausfuhren in die USA mit einem Strafzoll von 39 Prozent belegt.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang: Es ist nur der Warenhandel betroffen – und innerhalb des Warenhandels lediglich die Ausfuhren in die USA. Unter dem Strich werden damit nur auf acht Prozent der Schweizer Warenausfuhren Strafzölle erhoben. Dienstleistungen wiederum sind von den Zöllen generell ausgeschlossen. Die Dienstleister erwirtschaften jedoch rund drei Viertel des Schweizer Bruttoinlandprodukts. Viele Dienstleister sind zudem inlandsorientiert.
Am naheliegendsten ist deshalb der Vergleich mit dem Frankenschock 2015: Auch damals traf es vor allem die Industrie. Die betroffenen Betriebe standen vor grossen Herausforderungen. Teilweise wurde auch der Tourismus in Mitleidenschaft gezogen. Für viele andere Branchen waren die Auswirkungen jedoch überschaubar. Das BIP der Schweiz ist im ersten Quartal 2015, nach der Aufhebung des Euro-Franken-Mindestkurses der SNB, leicht geschrumpft.
Doch bereits ein Quartal später fand die Wirtschaft – gesamthaft betrachtet - auf den Wachstumskurs zurück. Ähnliches droht der Schweiz nun auch im Herbst. Wie lange die rezessive Tendenz anhalten könnte, hängt auch davon ab, wie die anstehenden Gespräche der Pharma-Branche mit der US-Regierung verlaufen werden.
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