Geldanlagen
Hoher US-Importzoll ist noch nicht in Stein gemeisselt
Die USA haben ihre Drohungen wahrgemacht und einen Zoll von 39 Prozent auf die Einfuhr von Schweizer Waren eingeführt. VZ-Anlagechef Christoph Sax schreibt in seiner Analyse, dass noch Hoffnungen auf eine Reduktion bestehen.
Christoph Sax
Funktion Chief Investment Officer
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07. August 2025
Der Versuch des Bundesrats, in letzter Minute gegen die US-Zölle von 39 Prozent anzukämpfen, war vergebens: Die Zölle wurden in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag eingeführt. US-Präsident Trump will mit den Zöllen den hohen Handelsbilanzüberschuss der Schweiz im Warenbereich reduzieren.
Allerdings klammert er den bilateralen Dienstleistungshandel, bei dem die USA einen grossen Überschuss aufweisen, aus. Berücksichtigt man diesen, schrumpft der Überschuss für das Jahr 2024 von 38,5 auf 18,9 Milliarden Franken (siehe Grafik, Zahlen für das Jahr 2024).
In einigen Fällen hängt der Dienstleistungshandel sogar mit dem Warenhandel zusammen: So bezieht die Schweizer Pharmabranche Forschungsergebnisse aus den USA und liefert die damit produzierten Wirkstoffe wieder zurück. Die ausschliessliche Fokussierung auf den Warenhandel klammert deshalb einen wesentlichen Teil der Lieferkette aus.
Seit Anfang 2025 haben Goldexporte in die USA den Handelsbilanzüberschuss der Schweiz künstlich aufgebläht. Dahinter stecken jedoch keine Handelsinteressen, sondern internationale Investoren, welche die Schweiz als Durchgangsstation im Goldhandel zwischen London und New York verwenden. Die Schweiz steht deshalb keineswegs als Profiteur im bilateralen Handel da.
Die Börse hatte zum Wochenstart besonnen reagiert. Anstelle des befürchteten Börsenbebens hat der SMI am Montag lediglich 0,15 Prozent eingebüsst. Der SPI Extra, der auf kleine und mittelgrosse Firmen fokussiert ist, gab 0,5 Prozent nach.
Investoren gehen also davon aus, dass früher oder später mit den USA eine Zoll-Lösung gefunden wird, die etwas tragbarer ausfällt. Hinzu kommt, dass nur gerade 8 Prozent aller Waren-Exporte von Schweizer Unternehmen von den US-Zöllen zurzeit betroffen wären. Kämen die angedrohten Zölle für die Pharmafirmen hinzu, wären es 19 Prozent.
Die grossen kotierten Unternehmen sind von den Zöllen nicht allzu stark tangiert. So produziert Sandoz beispielsweise nicht in der Schweiz, Nestlé stellt die Produkte für den US-Markt hauptsächlich vor Ort her und Sonova ist nicht betroffen, weil Hörgeräte unter die ausgenommenen Produkte fallen.
Hingegen sind viele Nebenwerte und nicht kotierte KMU stark betroffen. Sie müssen Produktionsstätten in den USA in Erwägung ziehen – wie zum Beispiel der Kaffeemaschinenhersteller Thermoplan, zu dessen Hauptkunden Starbucks zählt. Aus wirtschaftspolitischer Sicht ist dieses Problem ernst zu nehmen, weil viele Arbeitsplätze betroffen sind.
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