Die SNB versucht Negativzinsen zu vermeiden
Wie erwartet hat die Schweizerische Nationalbank am vergangenen Donnerstag darauf verzichtet, zum zweiten Mal nach 2015 Negativzinsen einzuführen. Die Chancen stehen gut, dass es dabei bleibt.

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Die SNB senkte den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 0 Prozent. Diese Entwicklung ist positiv für Eigenheimbesitzer, aber weniger gut für Sparer. Viele Banken werden sich überlegen müssen, ob sie ihre Sparzinsen ebenfalls auf null Prozent senken wollen.
Umso wichtiger wird es wieder sein, nicht benötigte Liquidität in Wertschriften anzulegen. Ob anlässlich der kommenden Zinssitzungen der SNB – die nächste folgt im September – weitere Senkungen auf dem Plan stehen, bleibt unklar.
Aus heutiger Sicht ist es eher unwahrscheinlich, dass die SNB einen solchen Schritt machen wird. SNB-Präsident Martin Schlegel liess vergangene Woche wiederholt durchblicken, dass die Hürden für negative Zinsen relativ hoch sind. Der Saron notiert seit der jüngsten Leitzinssenkung zwar knapp unter null. Das ist jedoch kein Indiz für eine mögliche spätere Senkung des Leitzinses in den negativen Bereich.
Im Gegenteil: In einem Umfeld mit positivem Leitzins liegt der Saron stets knapp unter dem Leitzins. Bei negativem Leitzins dagegen bewegt sich der Saron jeweils knapp über dem Leitzins, weil die SNB den Geldmarkt bei negativem Leitzins anders steuert. Das war zum Beispiel zwischen 2015 und 2022 der Fall (vgl. Grafik).
Sie hätte diesen Regime-Wechsel grundsätzlich bereits bei einem Leitzins von Null vollziehen können. Darauf wurde jedoch verzichtet. Das ist ein weiteres Indiz, dass die SNB negative Zinsen vermeiden möchte. Der Nationalbank spielt dabei in die Hände, dass es geopolitisch und wirtschaftlich an vielen Orten wieder nach etwas Entspannung aussieht. Der Dollar hat sich stabilisiert. Auch im Nahen Osten und im Handelskonflikt zeichnet sich eine gewisse Beruhigung ab.
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