Zwischen KI-Bedenken und neuen Zinshoffnungen

VZ Analyse

Auch im November erlebten die Finanzmärkte ein Wechselbad aus Euphorie und Ernüchterung. Der Monatsrückblick des VZ.

Publiziert 1. Dez. 2025

Autor

Andreas Paciorek

Funktion Anlageexperte

Beschreibung

Sorgen, dass der KI-Aktienboom Anzeichen einer Blase zeigen könnte, Schwankungen in Kryptowährungen wie Bitcoin und Ungewissheiten bezüglich der US-Zinsentwicklung waren die am meisten diskutierten Themen.

Fieberkurve des KI-Optimismus

Man kann den Nasdaq 100 Index gut als Fieberkurve des KI-Optimismus interpretieren. Dort ist die Konzentration der Tech-Schwergewichte besonders hoch. Mit wachsenden Erwartungen und Bewertungen nahm die Sorge vor der Bildung einer «KI-Blase» zu. 

Damit wurden die Quartalszahlen von Nvidia zum Lackmustest für die Nachhaltigkeit des KI-Booms hochstilisiert. Im Vorfeld der Veröffentlichung zeigten sich die Märkte nervös, und der Nasdaq 100 verlor zwischenzeitlich von seinem Allzeithoch Ende Oktober rund 8 Prozent. 

Die Quartalszahlen übertrafen die Erwartungen schliesslich nicht nur deutlich, sondern sorgten an den Börsen auch für eine Beruhigung: Der Umsatz sprang um 62 Prozent auf 57 Milliarden Dollar, der Ausblick sogar auf 65 Milliarden Dollar.

Tech- und Tarif-Entspannung

Im Schatten der Tech-Riesen lieferte auch der Rest der Unternehmenswelt beeindruckende Zahlen. Die S&P-500-Unternehmen steigerten im dritten Quartal ihre Gewinne um 13 Prozent gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres. In der hiesigen Unternehmenswelt sorgte die Einigung auf eine Senkung des US-Importzolls auf 15 Prozent für ein tiefes Aufatmen und die Hoffnung auf steigende Exporte. Das starke Abschneiden von Roche und der defensive Charakter des Schweizer SMI verhalfen zu einem Monatsplus von 5 Prozent und einer Annäherung an das Allzeithoch. 

Auch in Europa waren es die Pharmaschwergewichte, die den Euro Stoxx 50 wenigstens auf dem Vormonatsniveau beliessen. Die Aussicht auf eine Friedenslösung in der Ukraine ist mit der Bestätigung anstehender Gespräche durch Präsident Putin so hoch wie seit langer Zeit nicht mehr. Gleichzeitig hielt sich die Stimmung der Eurozonen-Einkaufsmanager den elften Monat in Folge über der Wachstumsschwelle, mit einem Dienstleistungssektor, der so stark expandierte wie seit 18 Monaten nicht mehr, während die Industrie leicht ins Minus rutschte.

Dollar-Index schwächer, Franken gefragt, Bitcoin volatil

Nachdem das Fed Ende Oktober zum zweiten Mal den Leitzins gesenkt hatte, wuchs Ende November die Überzeugung, dass im Dezember abermals ein Zinsschritt folgen dürfte. Äusserungen von Fed-Offiziellen untermauerten diese Erwartung. Auf dem Anleihenmarkt führte dies zu einem Absinken der 10-jährigen US-Staatsanleihen unter 4 Prozent. Für Anleger bedeutete dies eine Entspannung der Finanzierungskosten – und zugleich Rückenwind für Risikoanlagen.

Auch in Europa gaben die Renditen nach: 10-jährige Schweizer Bundesobligationen lagen mit rund 0,2 Prozent so niedrig wie seit Frühling 2022 nicht mehr. Deutsche Bundesanleihen rentierten um 2,7 Prozent.

Der Dollar stabilisierte sich um 80 Rappen. Der Euro fiel im November zeitweise auf den tiefsten Stand seit 2015 gegen den Franken, konnte auf Monatssicht aber wieder über 93 Rappen zulegen. Auch gegen den Dollar tendierte die Gemeinschaftswährung fester, unter anderem dank einer mit 2,1 Prozent im Zielbereich der EZB verharrenden Inflation, die für ein Beibehalten der aktuellen Euro-Leitzinsen spricht.

Bitcoin erfüllte seine angedachte Safe-Haven-Rolle nicht: Die grösste Kryptowährung zeigte sich stark volatil und hat seit ihrem Allzeithoch von 126’000 Dollar von Anfang Oktober mit einem Absturz auf etwa 81’000 Dollar ein Drittel an Wert verloren. Mit der wieder aufkeimenden Risikoneigung am Markt konnte Bitcoin zuletzt aber die 90’000-Dollar-Marke zurückerobern.

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