Zollstreit Schweiz-USA: Fokus auf den Warenhandel greift zu kurz

VZ Analyse

US-Präsident Trump stört sich am grossen Überschuss der Schweiz im bilateralen Warenhandel. Dabei will er nicht sehen, dass die USA im Dienstleistungshandel mit der Schweiz einen erheblichen Überschuss erzielen. Dies ist unter anderem auf eine gegenseitige Abhängigkeit im Pharmabereich zurückzuführen.

7. Aug. 2025

Beschreibung

Rund 39 Milliarden Franken soll die Schweiz im vergangenen Jahr mehr in die USA exportiert als umgekehrt. Der Schweizer Aussenhandel mit den USA ist jedoch nicht so einseitig, wie dies die US-Regierung darstellt. Im Dienstleistungshandel erzielten die USA 2024 einen Überschuss von 20 Milliarden Franken.

Die Schweiz ist der viertgrösste Abnehmer von Dienstleistungen aus den USA. Man könnte denken, dass es sich dabei vor allem um Software, Cloud-Lösungen und Netflix-Abonnemente handelt, welche die Schweiz aus den USA bezieht. Dem ist aber nicht so, weil die US-Technologiefirmen ihre Produkte meist aus einem ihrer Europa-Sitze in der Schweiz vertreiben. Sie spielen deshalb in der bilateralen Handelsstatistik der Schweiz mit den USA keine wesentliche Rolle.

Stattdessen importiert die Schweiz vor allem Lizenzen und Forschungs-Leistungen aus den USA – insbesondere aus der Pharmabranche. Im Pharmasektor wird zunehmend in den USA geforscht, weil die Rahmenbedingungen dort optimal dafür sind. US-Präsident Trump hat diese Entwicklung mit der Steuerreform 2017 gefördert.

Die fertig entwickelten Wirkstoffe werden dagegen in der Schweiz produziert. Damit diese in der Schweiz hergestellt werden können, müssen Lizenzen, Patente und Dienstleistungen aus dem Bereich Forschung und Entwicklung aus den USA in die Schweiz importiert werden. Der Fokus auf den Warenhandel blendet somit einen wesentlichen Teil der Lieferkette aus. Der Waren- und der Dienstleistungshandel sind – zumindest teilweise – zwei Seiten derselben Medaille.

Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin befinden sich derzeit in Washington, um den drohenden Zollhammer abzuwenden. Sollte dies bis zum Inkrafttreten morgen Donnerstag nicht gelingen, lassen sich die Zölle aber jederzeit nachverhandeln.