VZ Analyse
Der S&P 500 ist trotz robustem Aufwärtstrend anfällig für einen kurzfristigen Rücksetzer. Gewinnmitnahmen könnten den Index nochmals in tiefere Regionen führen, ohne den übergeordnet positiven Trend grundsätzlich zu gefährden und Möglichkeiten für einen günstigen Einstieg bieten.

Autor: Andreas Paciorek / VZ VermögensZentrum
Die Aktienmärkte bewegen sich aktuell in einem angespannten Umfeld. Heute Abend richtet sich der Blick der Anleger auf die US-Notenbank Fed, die über ihren künftigen geldpolitischen Kurs entscheiden wird. Am Markt wird erwartet, dass trotz US-Präsident Trumps Wunsch nach einer Zinssenkung, die Leitzinsen unverändert belassen werden. Man darf gespannt sein, wie Trumps Reaktion ausfallen wird. Die Lage im Mittleren Osten sorgt ebenfalls für Unsicherheiten. In diesem Umfeld sind aus kurzfristiger Sicht kleine Gewinnmitnahmen im US-Leitindex S&P 500 nicht ausgeschlossen und würden an der Möglichkeit eines baldigen Angriffs des Allzeithochs von einem tieferen Niveau startend nichts verändern, solange gewisse Marken halten.
Aktuell notiert der Index knapp über der kleinen Ausbruchsmarke von 5968 Punkten, die zuletzt mehrmals als Unterstützung hielt. Bei einem Bruch erscheint ein Rückfall in Richtung 5830 Punkte durchaus denkbar. Dort liegt noch ein sogenanntes «Gap», also eine Kurslücke, die in früheren Handelsphasen entstanden ist. Solche Gaps wirken häufig wie ein Magnet auf den Kursverlauf, da viele Marktteilnehmer diese Niveaus als mögliche Orientierungsmarken nutzen. Ab diesem Niveau könnten die Bullen wieder beherzter das Zepter übernehmen. Alternativ bietet sich auch noch das darunterliegende Gap bei 5720 Punkten an.
Unterstützt wird dieses Szenario auch durch mehrere charttechnische Signale: Mit dem israelischen Luftangriff auf iranische Stellungen ist der Index letzten Freitag aus einem sogenannten «steigenden Keil» nach unten ausgebrochen. Ein solches Dreieck entsteht, wenn die Kurse über einen gewissen Zeitraum immer höhere Tiefs bilden, während die Hochs in einer horizontalen Linie aufeinanderstossen. Bei dieser charttechnischen Formation bewegen sich sowohl die oberen als auch die unteren Begrenzungslinien des Kursverlaufs ansteigend aufeinander zu. Im Gegensatz zum Dreieck signalisiert der steigende Keil oft eine gewisse Überhitzung: Die Kurse steigen zwar weiter, aber in immer engeren Bahnen und mit abnehmender Dynamik. Gelingt es dem Markt nicht, sich aus diesem Keil nach oben zu befreien, und fällt er stattdessen aus der unteren Begrenzung heraus, werten viele Marktteilnehmer dies als Schwächesignal und Hinweis auf eine mögliche Konsolidierung.
Zudem zeigt sich eine sogenannte Divergenz zum MACD-Indikator (Moving Average Convergence Divergence). Dieser Indikator misst die Dynamik der Kursbewegung. Während der S&P 500 zuletzt noch neue Hochs markierte, konnte der MACD diese Bewegung nicht mehr bestätigen und blieb hinter den Kursanstiegen zurück. Solche Divergenzen deuten oft auf ein nachlassendes Momentum hin und gelten als mögliches Vorzeichen für eine bevorstehende Konsolidierung.
Natürlich bleibt abzuwarten, wie die Notenbank heute Abend agiert und welche Impulse die geopolitischen Entwicklungen liefern. Positive Überraschungen könnten den Markt rasch wieder in Richtung der bisherigen Rekordhochs treiben. Denn: viel fehlt nicht, um das Allzeithoch bei 6147 Punkten anzugreifen. Ein nachhaltiger Anstieg über 6059 Punkte könnte dafür ein Signal darstellen.
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