SMI Unternehmen mit durchmischten Halbjahresergebnissen

VZ Analyse

Der Schweizer Aktienmarkt zeigt sich trotz uneinheitlicher Halbjahreszahlen im Aufschwung. Politische Risiken und die Zollbelastung stellen nur ein geringes Hindernis dar.

22. Aug. 2025

Beschreibung

Schweizer Unternehmen zwischen Stärke und Unsicherheit

Der Schweizer Aktienmarkt startete erfreulich ins laufende Jahr, getragen vor allem von den starken Kursentwicklungen bei Nestlé und Roche. Inzwischen überwiegt jedoch die Ernüchterung: Die Euphorie um den Nestlé-Turnaround ist seit Anfang Juni abgeflacht, während politische Risiken, nachlassende Nachfrage und zunehmender Preisdruck die SMI-Titel belasten. Die Halbjahreszahlen zeichneten insgesamt ein gemischtes Bild. Lediglich UBS und Lonza übertrafen sowohl Umsatz- als auch Gewinnerwartungen, während Givaudan, Amrize und Swisscom enttäuschten. Die Börsenreaktionen fielen unterschiedlich aus: Von den 18 Unternehmen, die ihre Zahlen bereits veröffentlichten, schlossen 10 den Tag mit Kursverlusten ab. Die UBS, ABB, Richemont und Lonza verbuchten Kursgewinne. Die Halbjahresberichte von Swiss Life, Partners Group und Sonova werden Ende August beziehungsweise im September erwartet.

Holcim: Strategische Stärkung durch Amrize-Abspaltung

Im Juni 2025 spaltete Holcim sein US-Geschäft Amrize ab, um dem Unternehmen mehr Flexibilität und strategische Eigenständigkeit zu ermöglichen. Der Schritt wurde vom Markt positiv aufgenommen. Die Aktie profitierte von deutlichen Kursgewinnen. Die Abspaltung erlaubt Holcim, sich stärker auf margenstarke Wachstumsfelder in Europa und Asien zu konzentrieren, während Amrize künftig als eigenständiges US-Unternehmen agiert. Analysten sehen darin einen klaren Vorteil für beide Einheiten: Die Fokussierung auf das Kerngeschäft und regionale Stärken dürfte die operative Effizienz und die Wachstumsperspektiven verbessern. Amrize konnte die Erwartungen der Analysten mit den ersten Zahlen jedoch nicht erfüllen. Seit dem ersten Handelstag blieb der Aktienkurs von Amrize weitgehend unverändert, während Holcim rund 23 Prozent zulegte.

Schwergewichte Nestle, Roche und Novartis sehen sich Risiken gegenüber

Nestlé kämpft mit Absatzproblemen. Höhere Preise zur Kompensation gestiegener Kosten belasten das Volumen. Gleichzeitig schwächeln das China-Geschäft und die Gesundheitssparte. Die Aktie fiel auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren, obwohl Analysten mittelfristig Kurspotenzial sehen. Besonders heikel ist die Produktion von Nespresso ausschliesslich in der Schweiz. Der 39-Prozent-Zoll wirkt direkt auf das US-Geschäft mit den margenstarken Kaffeekapsel: Die Preise steigen, die Nachfrage sinkt, und ohne Produktionsverlagerung in die USA droht ein Verlust von Marktanteilen.

Roche lieferte ein starkes erstes Halbjahr: Der Umsatz stieg währungsbereinigt um 7 Prozent auf rund 31 Mrd. Franken, getrieben von neuen Medikamenten wie Phesgo oder Vabysmo. Während die Diagnostik stagnierte und auch den Zöllen ausgesetzt ist, entwickelte sich das Pharmageschäft überdurchschnittlich gut. Doch die Risiken bleiben: Zwar sind Medikamente von US-Zöllen bis jetzt ausgenommen, doch die US-Regierung drängt auf sinkende Preise. Ein Rückgang der Margen in den USA würde die gesamte Ertragslage deutlich belasten.

Novartis überzeugt mit starkem Wachstum bei neuen Krebs- und Herzmedikamenten. Profitabilität und das Aktienrückkaufprogramm stützen den Kurs, doch Risiken durch Generika und bald auslaufende Patente dämpfen den Optimismus. Auch politisch besteht Gefahr: Zwar bleiben Medikamente aktuell zollfrei, doch geforderte Preissenkungen in den USA könnten auch bei Novartis zu Gewinnrückgängen führen.

Im Kursverlauf zeigt sich, wie die drei Schwergewichte im Vergleich zum SMI abgeschnitten haben. Roche und Nestlé erzielten seit Jahresbeginn eine geringere Rendite als der Leitindex, bedingt durch die erwähnte Zollbelastung. Hinzu kommen bei Nestlé strukturelle Probleme. Anders präsentiert sich Novartis: Das Unternehmen ist derzeit von der Zollthematik ausgenommen und notiert seit Jahresbeginn deutlich oberhalb des SMI.

Schweizer Aktienmarkt nur wenig von Zöllen betroffen

Die Einführung der US-Zölle auf Schweizer Exporte führte bei den Grosskonzernen bisher nur zu moderaten Kursreaktionen, da viele Unternehmen bereits Produktionsstätten in den USA oder an anderen internationalen Standorten besitzen. Besonders betroffen sind kleinere Unternehmen ohne US-Präsenz: Für sie verteuern die Zölle die Produkte, wodurch Wettbewerbsfähigkeit und Marktanteile leiden können. Auch Lieferketten und Logistik müssen teilweise angepasst werden, was zusätzliche Kosten und organisatorische Herausforderungen mit sich bringt. Insgesamt bleibt der Schweizer Aktienmarkt weitgehend stabil, doch die anhaltende Unsicherheit über die künftige US-Handelspolitik stellt derzeit einen Belastungsfaktor für Planung und langfristige Strategie der Unternehmen dar.

Disclaimer: Alle Angaben ohne Gewähr. Bei den aufgezeigten Informationen handelt es sich um Werbung gemäss Art. 68 FIDLEG