VZ-Analyse
Gold steht im Rampenlicht – Silber hingegen fristet ein Schattendasein. Doch gerade daraus könnten sich nun Chancen eröffnen.
Autor: Bryan Haag / VZ VermögensZentrum
Anlegerinnen und Anleger, die sich mit dem Edelmetall Silber beschäftigen, kennen die Situation: Während Gold im Rampenlicht steht und breit analysiert wird, fristet Silber meist ein Nischendasein – ein Thema nur für Kenner. Doch genau das birgt auch Chancen. Während steigende Goldpreise inzwischen von der Tagespresse begleitet und mitunter verstärkt werden, kann in Silber möglicherweise noch Potenzial geborgen werden.
Silber auf Mehrjahreshoch: Einstiegschance oder Top-Bildung?
Im Juni 2025 hat der Silberpreis ein 13-Jahreshoch erreicht. Die Feinunze notiert aktuell bei rund 36 Dollar. Damit rückt nun auch Silber vermehrt in den Fokus der Kapitalmärkte. Doch was steckt hinter der Kursstärke – und wie können Schweizer Privatanlegerinnen und -anleger sinnvoll partizipieren?
Silber erlebt derzeit ein eindrückliches Comeback: Auf Sicht von drei Jahren hat sich der Preis um rund 70 Prozent erhöht – davon allein knapp 24 Prozent seit Jahresbeginn. Und dennoch bleibt festzuhalten: Silber hinkt dem grossen Bruder Gold weiterhin hinterher. Während Gold 2025 bereits neue Rekordhöhen erklomm, liegt Silber noch klar unter seinem Allzeithoch von 2011 bei 50 US-Dollar je Unze.
Gold-Silber-Ratio signalisiert Aufholpotenzial
Ein Blick auf die Gold-Silber-Ratio unterstreicht das Aufholpotenzial im Vergleich zu Gold. Dieses Verhältnis zeigt, wie viele Unzen Silber man für eine Unze Gold bekommt. Aktuell liegt das Verhältnis um die 90 – der historische Durchschnitt beträgt dagegen lediglich rund 63. Eine Rückkehr zum Mittelwert würde bedeuten, dass Silber gegenüber Gold signifikant zulegen müsste – oder der Goldkurs gegenüber dem Silberkurs korrigiert.
Zur historischen Einordnung des Gold-Silber-Verhältnisses wurde der Mittelwert seit 1975 (62,9) sowie die Standardabweichung (±17,6) berechnet. Die eingezeichneten Schwellen bei rund 45 und 81 dienen als Orientierung für historisch extreme Abweichungen vom Mittelwert.
Auf Basis des aktuellen Goldkurses würde sich das Verhältnis erst wieder auf den historischen Mittelwert einpendeln, wenn Silber auf sein Allzeithoch von knapp 50 Dollar ansteigt.
Die Ratio liefert Hinweise auf relative Unter- oder Überbewertungen, darf jedoch nicht isoliert betrachtet werden. Sie ersetzt keine umfassende Analyse, kann aber – insbesondere bei Extremwerten – als unterstützender Indikator dienen.
Industriemetall mit strategischer Bedeutung
Silber ist nicht nur ein Edelmetall, sondern ein Schlüsselrohstoff für zahlreiche Industriezweige. Gemäss dem Silver Institute lag die weltweite Gesamtnachfrage 2024 bei rund 1,16 Milliarden Unzen (ca. 36’100 Tonnen). Rund 59 Prozent davon – 680,5 Millionen Unzen – entfielen auf die Industrie. Es war bereits das vierte Rekordjahr in Folge.
Wachstumsbereiche wie Solartechnologie, Elektromobilität, moderne Elektronik und Energiespeicher treiben die Nachfrage. Silber findet sich in Solarpaneelen, Elektroautos, Stromnetzen und zunehmend auch in Servern und Rechenzentren – letzteres als Folge des KI-Booms. Seine physikalischen Eigenschaften – etwa die beste elektrische Leitfähigkeit unter allen Metallen – machen es bislang unersetzlich. Zwar gibt es Bestrebungen zur Substitution, doch bisher gibt konnte keine zufriedenstellende Alternative gefunden werden.
Angebot bleibt knapp
Auf der Angebotsseite zeigt sich ein anderes Bild: Seit fünf Jahren besteht ein strukturelles Defizit. Viele Minen haben nach dem Preisverfall der 2010er Jahre Investitionen zurückgefahren oder agieren weiterhin vorsichtig – trotz der jüngsten Kurserholung.
Hinzu kommt eine strukturelle Besonderheit der Silberförderung: Lediglich 25 Prozent der weltweiten Produktion stammen aus reinen Silberminen. Rund 75 Prozent sind Nebenprodukte aus dem Abbau anderer Metalle, insbesondere von Gold, Blei und Kupfer. Das bedeutet: Selbst bei stark steigenden Silberpreisen reagiert das Angebot nur verzögert, da Investitionsentscheidungen in der Regel auf dem Hauptfördergut basieren.
Parallel sinken die oberirdischen Reserven – etwa den in London gelagerten Silberreserven, die unter dem System der LBMA verwaltet werden. Diese Bestände gelten als wichtiger Puffer bei Lieferengpässen – der Rückgang deutet auf eine zunehmende Verknappung hin.
Physisches Silber in der Schweiz weniger attraktiv
Privatanlegerinnen und -anleger in der Schweiz sollten bei der Wahl der Anlageform beachten: Physisches Silber unterliegt der Mehrwertsteuer, was die Nettorendite spürbar schmälert. Die physische Lagerung verursacht auch Kosten. Für viele bietet sich daher eine indirekte Partizipation an.
Investitionsmöglichkeiten für Privatanleger
- Silber-ETF: Diese bilden den Silberpreis ab und sind über das VZ Finanzportal handelbar. Sie bieten eine einfache und liquide Möglichkeit, an der Preisentwicklung teilzuhaben.
- Silberminen-Aktien: Diese reagieren oft stärker auf Preisbewegungen, sind aber auch volatiler. Sie eignen sich für risikobereite Anleger mit längerem Anlagehorizont.
Fazit
Silber präsentiert sich derzeit in einem vielversprechenden Spannungsfeld aus hoher Industrienachfrage, begrenztem Angebot und historisch günstiger Bewertung im Vergleich zu Gold. Daraus ergibt sich mittelfristig ein attraktives Chancenprofil. Dennoch gilt: Ein Mehrjahreshoch kann auch ein Wendepunkt sein. Eine taktische, gut dosierte Beimischung kann sinnvoll sein – eingebettet in ein breit diversifiziertes Portfolio und unter regelmässiger Beobachtung.
Disclaimer: Alle Angaben ohne Gewähr. Bei den aufgezeigten Informationen handelt es sich um Werbung gemäss Art. 68 FIDLEG