VZ Analyse
Die Aktien der SIG Group gehören 2025 zu den grössten Verlierern am Schweizer Markt. Doch ein Blick in die Unternehmensgeschichte zeigt: SIG hat schon mehrfach bewiesen, dass ein erfolgreicher Turnaround möglich ist.
10. Okt. 2025
Beschreibung
Für die Aktionäre war es ein Schock: SIG kündigte eine strategische Neuausrichtung an, senkte die Umsatzprognosen und strich die Dividende für 2025. Die Reaktion fiel heftig aus – der Aktienkurs brach am Tag der Mitteilung um fast 25 Prozent ein und fiel auch in den Folgetagen weiter. Gibt es dennoch Hoffnung in diesem schwierigen Umfeld?
Machtkämpfe und Führungswechsel
Die jüngste Meldung reiht sich in eine Serie von Negativschlagzeilen ein. Seit Monaten steht SIG im Streit mit seinem grössten Einzelaktionär Laurens Last. Dieser wurde 2022 durch den Verkauf seiner Firma Scholle IPN an SIG zum Grossaktionär. Streitpunkt sind erfolgsabhängige Vergütungen, die Last fordert, SIG jedoch ablehnt. An der Generalversammlung im April 2025 trat Last nicht mehr zur Wiederwahl an – ebenso drei weitere Verwaltungsratsmitglieder. Das Gremium wurde fast vollständig neu besetzt.
Im August folgte der nächste Einschnitt: CEO Samuel Sigrist und der Verwaltungsrat trennten sich einvernehmlich, nachdem schwache Halbjahreszahlen den Aktienkurs um weitere 11 Prozent fallen liessen. Der neue Verwaltungsratspräsident Ola Rollén erklärte, die Strategie werde überprüft: «Wir sind überzeugt, dass Potenzial vorhanden ist, das Wachstum zu beschleunigen und die Leistung zu verbessern. Mit einer neuen Führung wollen wir die Umsetzung verstärkt vorantreiben.» Diese Aussage war ein erster Hinweis auf die Ende September angekündigte Neuausrichtung. Anleger warten gespannt auf das Investor Update am 30. Oktober.
SIG und der Wandel
Das Unternehmen muss nun glaubhaft zeigen, dass die neue Strategie funktionieren kann. Das Vertrauen des Marktes ist erschüttert – und lässt sich nur mit klaren Zielen und guten Ergebnissen zurückgewinnen. Ein Blick in die Geschichte macht jedoch Mut: SIG hat sich schon mehrfach erfolgreich neu erfunden.
Gegründet 1853 als Wagenbauer, produzierte das Unternehmen über Jahrzehnte verschiedenste Maschinen – von Schienenfahrzeugen bis zu Waffen. 1906 erfolgte die erste grosse Neuausrichtung: der Einstieg in die Verpackungstechnologie. Seither bildet dieser Bereich den Kern des Unternehmens. 1975 folgte mit der aseptischen Kartonabfüllung eine bahnbrechende Innovation. Seit 2000 konzentriert sich SIG vollständig auf Verpackungssysteme, und 2018 kehrte das Unternehmen nach über zehn Jahren Privatbesitz an die Börse zurück.
Fokussierung als Chance
SIG hat in seiner Geschichte immer wieder Kurskorrekturen vorgenommen – und daraus Stärke gezogen. 2025 ist ein Jahr des Umbruchs, sowohl strategisch als auch personell. Wie die neue Ausrichtung konkret aussieht, wird Ende Oktober klarer. Wünschenswert wäre eine Rückbesinnung auf die Wurzeln: hochwertige Maschinen für die Verpackungsindustrie und eine nachhaltige Produktion.
Der Standort am Rheinfall steht symbolisch dafür – einst gewählt, um mit Wasserkraft Energie zu gewinnen. Gelingt es SIG, an diese Werte anzuknüpfen, kann das Unternehmen langfristig wieder zu einer Erfolgsgeschichte am Schweizer Aktienmarkt werden. Dafür braucht es allerdings Geduld und wohl auch die eine oder andere Rückschlagmeldung auf dem Weg dorthin.
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