Schweizer Spitalobligationen – Was Investoren wissen müssen

VZ Analyse

Die finanzielle Lage vieler Schweizer Spitäler ist angespannt. Wer in Spitalobligationen investiert, muss daher sorgfältig die Risiken prüfen.

Publiziert 11. Dez. 2025

Autor

Ramon Hess

Funktion Anlageexperte

Beschreibung

Politische Debatten über Kapitalzuschüsse, Sanierungsbeiträge und Baukredite zeigen: Viele Spitäler könnten ohne Unterstützung von Aktionärsgemeinden oder Kantonen weder ihre Infrastruktur erneuern noch operative Verluste ausgleichen.

Diese Unterstützung ist jedoch keineswegs sicher. Häufig hängt sie von lokalen politischen Mehrheiten und Volksabstimmungen ab. Im Frühjahr 2024 bat das Spital Wetzikon den Kanton um eine Finanzspritze von 180 Millionen Franken - vergeblich. Die darauffolgende Zahlungsunfähigkeit erschütterte das Vertrauen in den gesamten Spitalsektor und verschärfte die Bedingungen am Kapitalmarkt. 

Ein solidarisches Signal angesichts der erschwerten Finanzierungsbedingungen setzten im September dieses Jahres die Aktionärsgemeinden des Spitals Männerdorf. Um die Refinanzierung einer im Jahr 2026 auslaufenden Anleihe zu wesentlich besseren Konditionen zu ermöglichen, gewährten sie finanzielle Garantien – allerdings ohne zusätzliche finanzielle Belastung für die Gemeinden.

Schwierige finanzielle Situation

Viele Schweizer Spitäler arbeiten mit dünnen Margen oder schreiben sogar Verluste. Im Jahr 2024 belief sich der Gesamtfehlbetrag auf 750 Millionen Franken, 2023 waren es noch rund 1 Milliarde Franken.

Ein zentrales Mass für die finanzielle Gesundheit eines Spitals ist das Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA). Zur Refinanzierung notwendiger Investitionen gilt eine EBITDA-Marge von rund 10 Prozent als Ziel. Zwar liegt die EBITDA-Marge 2024 mit 3,4 Prozent leicht über dem Durchschnitt (3,3 Prozent) der letzten fünf Jahre, bleibt aber deutlich unter diesem Zielwert.

Die angespannte finanzielle Situation spiegelt sich auch im hohen Nettoverschuldungsgrad. Dieser misst die Verschuldung im Verhältnis zum EBITDA und ist ein zentraler Indikator für die Fähigkeit eines Spitals, Schulden zu bedienen. Im Jahr 2024 lag der Wert im Mittel bei 8,2. Ähnlich problematisch ist der Zinsdeckungsgrad, der bei -0,5 lag. Das bedeutet, dass die Spitäler ihre jährlichen Finanzaufwendungen nicht aus den laufenden Einnahmen decken können.

Ein wesentlicher Grund für die hohe Verschuldung ist das Geschäftsmodell selbst. Das Schweizer Spitalsystem ist historisch dezentral gewachsen, was in vielen Regionen zu parallelen Strukturen und erheblichen Überkapazitäten führt. Häufig sind die Fallzahlen pro Standort zu gering, um die hohen Fixkosten effizient zu decken. Gleichzeitig sind die Tarife politisch geprägt und entwickeln sich oftmals langsamer als die tatsächlichen Kosten. Verzögerte Tarifverhandlungen können schnell zu Liquiditätsspannungen führen.

Nicht alle Obligationen sind gleich riskant

Trotz der strukturellen und finanziellen Herausforderungen bleiben Spitalobligationen nach wie vor gefragt - nicht zuletzt aufgrund ihrer gesellschaftlichen Bedeutung und der teilweise attraktiven Kupons. Die Spitäler lassen sich nach Bonität und Konkursrisiko differenziert betrachten. Die hier aufgeführten Obligationen decken die Bandbreite von hoher bis niedriger Ausfallwahrscheinlichkeit auf dem aktuellen Spitalmarkt ab.

Beispielsweise gelten Anleihen der Hirslanden-Gruppe mit einem ZKB-Rating von BB als riskante Hochzinsanleihen. Entsprechend hoch ist die einjährige Ausfallwahrscheinlichkeit von rund 5 Prozent. Auch das Kinderspital Zürich weist trotz eines guten Ratings von AA- ein erhöhtes Konkursrisiko von 3 Prozent auf - die ZKB hatte das Rating bereits 2022 um eine Stufe herabgestuft. Das Kantonsspital Baselland wurde im Sommer 2024 von der ZKB von AA- auf A abgestuft. Die einjährige Ausfallwahrscheinlichkeit bleibt mit 1,5 Prozent jedoch moderat.

Gut schneidet das Kantonsspital Aarau ab, das sowohl über eine solide Bonität als auch ein geringes Konkursrisiko verfügt. Diese Sicherheit spiegelt sich jedoch in der Rendite wider: Sie ist entsprechend niedriger als bei riskanteren Obligationen.

Spitalobligationen sind kein homogenes Segment und bei weitem nicht risikolos. Die wirtschaftliche Realität vieler Schweizer Spitäler ist komplexer geworden. Wer investiert, sollte die finanzielle Zwischenbilanz der Häuser im Detail prüfen. Die Selektivität bleibt entscheidend – doch gut analysiert können Spitalobligationen nach wie vor einen Platz in einem diversifizierten Anleiheportfolio finden.

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