VZ-Chartanalyse
Die Nvidia-Aktie notiert wieder nahe ihrem Allzeithoch – und das nach einem beeindruckenden Rebound von über 60 Prozent seit dem Frühjahrstief. Eine klassische Umkehrformation und der Ausbruch aus einem fallenden Trendkanal haben ein starkes bullisches Signal generiert - die charttechnische Situation.
Autor: Andreas Paciorek / VZ VermögensZentrum
Nicht nur Donald Trump beeinflusst derzeit die Marktstimmung – auch Nvidia setzt mit seinen Zahlen massgebliche Impulse. Als Aushängeschild der KI-Branche vermochte der Chiphersteller erneut zu überzeugen – und sorgte damit für Kursgewinne weit über die eigene Aktie hinaus.
Quartalszahlen besser als erwartet
Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2026 erzielte Nvidia einen Rekordumsatz von 44,1 Milliarden Dollar– ein Plus von 69 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Bereich Data Center wuchs um 73 Prozent auf 39,1 Milliarden Dollar und bleibt klarer Wachstumstreiber. Trotz eines Abschreibungsaufwands von 4,5 Milliarden Dollar im Zusammenhang mit Exportbeschränkungen nach China übertraf der bereinigte Gewinn je Aktie mit 0,96 Dollar die Erwartungen deutlich. Für das laufende Quartal stellt Nvidia einen Umsatz von 45 Milliarden Dollar in Aussicht – trotz Belastungen durch China-Sanktionen.
Reaktion an der Börse
Die Reaktion an den Börsen fiel entsprechend positiv aus: Die Aktie stieg im Tagesverlauf um über 6 Prozent auf ein Hoch von 143,49 Dollar, schloss jedoch leicht darunter mit einem Plus von 3,3 Prozent bei rund 139 Dollar. Auch andere Technologiewerte wie AMD, Taiwan Semiconductor oder Broadcom legten im Windschatten von Nvidia zu. Anleger werten die Zahlen als Signal, dass der KI-Boom weiter intakt ist – und sehen Nvidia als Taktgeber für eine ganze Branche, trotz geopolitischer Gegenwinde.
Charttechnische Situation
Anleger in Nvidia mussten vom Allzeithoch am 7. Januar mit dem Schlusskurs von knapp 153 Dollar bis zum Tief am 19. April bei 86,60 Dollar einen Kursverlust von 43 Prozent verdauen. Neben dem Auftreten der chinesischen Discount-KI von DeepSeek drückten auch die Unsicherheiten um US-Importzölle und stringente Exportkontrollen von Hochleistungs-KI-Chips nach China auf die Stimmung, die in einem fallenden Abwärtskanal zum Ausdruck kam. An der Aufwärtstrendlinie von 2023 wurden die Kursverluste bei den 86,60 Dollar schliesslich gestoppt und die Bullen griffen wieder zu. Die untere Kanallinie wurde dieses Jahr bereits mehrfach getestet. Ein Herausrutschen als Panikreaktion mit Trumps-Zollschock erwies sich schliesslich als Fehlsignal. Bei einem erneuten Test fingen die Bullen den Kurs bereits ab 95 Dollar wieder auf. Die Interaktionen an der unteren Kanallinie und der Aufwärtstrendlinie bildeten eine inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation heraus.
Das Kursziel einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation (bzw. invertierten SKS) berechnet sich, indem man die vertikale Distanz zwischen dem Kopf und der Nackenlinie misst und diesen Abstand vom Ausbruchspunkt nach oben (bei iSKS) bzw. unten (bei regulärer SKS) projiziert. Zwischen Anfang April und Anfang Mai bildete die Aktie eine inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation aus.
Das Tief bei 86,60 Dollar (Kopf) und die Nackenlinie bei rund 115 Dollar ergeben eine Projektion von etwa 28 Dollar. Auf den Ausbruchspunkt um 111 Dollar aufgeschlagen, ergibt sich ein Kursziel im Bereich von 139 bis 140 Dollar – eine Zone, die mit dem Verlauf am Donnerstag erreicht wurde. Hier läuft der Kurs auch in Widerstände in Form des Zwischenhochs vom 18. Februar um 143 Dollar, sowie des 78,6%-Fibonacci-Retracements um 139 Dollar.
Charttechnische Zwischenziele erreicht
Die Bullen haben mit einer Kurserholung von rund 61 Prozent seit dem Jahrestief Anfang April eindrücklich bewiesen, dass sie noch da sind. Der kräftige Abprall von der Aufwärtstrendlinie sowie der sehr dynamische Ausbruch aus dem fallenden Kanal hinterlassen im Chart ein nachhaltig bullisches Signal. Nichtsdestotrotz könnten sich die Bullen nach dem Erreichen dieser charttechnischen Zwischenziele und der guten Quartalszahlen zunächst eine Pause gönnen. Damit könnte nun die wieder zurückgewonnene 200-Tage-Linie (blau) um 127 Dollar wieder in den Fokus rücken. Auch die obere Kanallinie wäre ein gut vorstellbares Ziel. Die dynamische Erholung hat einige Kurslücken (Gaps) hinterlassen, die für Bären ebenfalls verlockend wirken. Um 118 Dollar fällt eine solche Kurslücke in etwa mit der oberen Kanallinie zusammen. Das wäre technisch gesund und könnte neue Einstiegschancen bieten.
Bullischer Eindruck verbleibt
Längerfristig betrachtet noch verlockender als Kurslücken auf der Unterseite wirkt jedoch das wieder in greifbare Nähe gerückte Allzeithoch bei diesem KI-Pionier. Die Bullen werden es sich kaum nehmen lassen - möglicherweise auch dank positiver Entwicklungen im Zollstreit mit China und einer weiter boomenden Nachfrage nach Künstlicher Intelligenz – dieses wieder anzugreifen. Ein Ausbruch über 143 Dollar könnte dafür den Weg ebnen.
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