Novartis und Roche vor einer Bewährungsprobe

VZ Analyse

Pharmaunternehmen weltweit stehen vor grossen Herausforderungen – mittendrin die beiden Schweizer Giganten Novartis und Roche. Wie reagieren sie darauf? Und wie stark trifft sie das Risiko neuer Zölle?

15. Aug. 2025

Beschreibung

Beide Firmen haben tiefe Wurzeln in der Schweiz, besser gesagt in Basel. Roche wurde 1896 als F. Hoffmann-La Roche & Co gegründet. Novartis geht noch weiter zurück: Das Vorgängerunternehmen Geigy begann vor über 250 Jahren. Seit der Fusion von Ciba-Geigy und Sandoz im Jahr 1996 heisst das Unternehmen Novartis. Trotz internationaler Ausrichtung blieb der Hauptsitz stets in der Schweiz.

Wird die Schweiz zum Standortnachteil?

Seit einer Woche gelten für Exporte aus der Schweiz in die USA Zölle von 39 Prozent – Medikamente sind davon aktuell ausgenommen. Betroffen sind jedoch Produkte aus Roches Diagnostiksparte. Das wirft die Frage auf: Haben Roche und Novartis einen Nachteil gegenüber Konkurrenten aus Europa oder den USA?

Die Zahlen zeigen, wie wichtig der US-Markt ist: Roche erwirtschaftete 2024 fast die Hälfte des Umsatzes (47,8 Prozent) in den USA. Bei Novartis waren es 40,9 Prozent.

Trotzdem sehen beide Unternehmen kaum Nachteile. Forschung und Produktion finden bereits heute auch in den USA statt. Ziel bleibt, die US-Bevölkerung ohne Einschränkungen mit Medikamenten zu versorgen. Dies betonten beide Unternehmen mit Statements. Novartis kündigte zudem an, künftig 100 Prozent der wichtigsten Medikamente in den USA zu produzieren. Roche will die Kapazitäten seiner Tochter Genentech nutzen und Milliarden investieren. Nach Kritik in der Schweiz betonten beide Firmen: Ein Stellenabbau hierzulande sei nicht geplant.

Trump will tiefere Preise für Medikamente

Von den aktuellen Zöllen sind Novartis und Roche kaum betroffen. Doch es drohen andere Massnahmen: US-Präsident Donald Trump fordert Zölle von bis zu 250 Prozent auf Medikamente, um die Preise zu senken. Seine geplante «Most Favored Nation»-Regel soll die US-Preise an die weltweit niedrigsten anpassen. Wie genau das umgesetzt werden könnte, ist offen. Klar ist: Der Druck auf die Pharmaindustrie steigt.

Warum sind die Medikamentenpreise in den USA so hoch?

Dafür gibt es zwei Hauptgründe:

1.    In Europa legen Staaten Preisobergrenzen fest – in den USA nicht.
2.    Versicherungen verhandeln nicht direkt mit den Herstellern. Das übernehmen Zwischenhändler, die sogenannten Pharmacy Benefit Managers (PBM).

PBM handeln Rabatte und Rückvergütungen aus. Damit ihre Produkte auf den PBM-Listen erscheinen, setzen Pharmafirmen die Preise hoch an – um danach grosse Rabatte geben zu können. Das Problem: Diese Preisnachlässe landen oft nicht beim Patienten, sondern bei den PBM selbst.

Herausforderungen bleiben – Lösungen sind möglich

Die Schweiz verhandelt weiter mit den USA über einen Zolldeal. Eine Einigung scheint möglich. Wichtiger wird jedoch, wie die US-Regierung mit der Pharmaindustrie umgeht. Zölle von 250 Prozent stehen im Widerspruch zum Ziel tieferer Preise. Mögliche Lösungen liegen auf dem Tisch: Preisobergrenzen wie in Europa, eine Beschränkung der Zwischenhändler oder ein Mittelweg – höhere Preise in Europa kombiniert mit weniger Einfluss der PBM in den USA. Politisch ist das alles umstritten. Die Unsicherheit dürfte noch eine Weile bleiben. Doch wie Novartis und Roche den Weg von Basel an die Weltspitze geschafft haben, werden sie auch diese Herausforderungen meistern.

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