Nach US-Zinsentscheid: Uneinigkeit über den weiteren Kurs wächst

VZ Analyse

Die Zinssenkung in den USA kam wie erwartet. Für eine Überraschung sorgte hingegen, wie stark die Meinungen im Offenmarktausschuss zur Geldpolitik auseinander­gingen. Das wirft Fragen zur Zinsentwicklung auf.

Publiziert vor 11 Stunden

Autor

Luca Liebi

Funktion Anlageexperte

Beschreibung

Die US-Notenbank hat den Leitzins zum dritten Mal in Folge um 0,25 Prozentpunkte auf 3,50 bis 3,75 Prozent gesenkt – das niedrigste Niveau seit drei Jahren. Ausschlaggebend waren zunehmende Schwächesignale am Arbeitsmarkt. 

Der Entscheid fiel ungewöhnlich knapp aus: Neun der zwölf FOMC (Federal Open Market Committee) -Mitglieder stimmten zu, wobei die Gegenstimmen klar auseinanderlagen. Der Chicago-Fed-Präsident Austan Goolsbee und Jeffrey Schmid von der Kansas City Fed plädierten dafür, die Zinsen unverändert zu lassen, während Fed-Gouverneur und Trump-Berater Stephen Miran sogar eine stärkere Lockerung um 50 Basispunkte forderte. 

Die jüngsten verfügbaren Indikatoren zeigen, dass die Inflation zwar deutlich von ihren Höchstständen zurückgegangen ist, aber weiterhin über dem langfristigen Fed-Ziel von 2 Prozent liegt. Die Jahresrate bewegt sich derzeit um 3 Prozent. Gleichzeitig ist die Arbeitslosenquote zuletzt gestiegen und liegt nun bei knapp 4,4 Prozent. Diese Kombination aus immer noch erhöhter Inflation und einem sich abschwächenden Arbeitsmarkt ist der zentrale Grund für die uneinheitliche Einschätzung des Zinsentscheids. 

Für 2026 liegen die individuellen Einschätzungen der FOMC-Teilnehmer weit auseinander. Gemäss den neusten Prognosen liegen die Median-Erwartungen an die jährliche Inflation für das Jahr 2026 bei 2,4 Prozent. Bezüglich der Arbeitslosenquote für das Jahr 2026 erwarten die FOMC-Teilnehmer einen Wert von 4,4 Prozent. 

Uneinigkeit im FOMC wirft Fragen über den geldpolitischen Kurs auf

Ein weiterer zentraler Aspekt des Dezember-Entscheids sind die neuen Projektionen zur zukünftigen Leitzinsentwicklung, die in den sogenannten "Dot Plots" dargestellt werden. Diese Grafik zeigt, wo die einzelnen FOMC-Mitglieder den Leitzins am Ende der kommenden Jahre sehen. Aus dem jüngsten Dotplot geht hervor, dass nach der aktuellen Senkung nur eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte im Verlauf des Jahres 2026 vorgesehen ist, bevor der Kurs voraussichtlich stabil bleibt. Allerdings variieren die Prognosen der einzelnen FOMC-Mitglieder stark. 

Insgesamt signalisieren die stark auseinandergehenden Projektionen der FOMC-Mitglieder mit Zinserwartungen für 2026 zwischen rund 2,1 und 3,9 Prozent eine ausgeprägte Unsicherheit über den künftigen Kurs der Geldpolitik. Dies deutet darauf hin, dass die Fed zwar zu weiteren, aber sehr vorsichtigen Lockerungsschritten bereit ist, gleichzeitig jedoch ein breites Szenarienband offenhält, weil Inflation und Arbeitsmarkt weiterhin schwer einzuschätzen sind.