VZ Analyse
Nach dem Entscheid der USA, den Zollsatz für die Schweiz auf 39 Prozent anzuheben, ist die Reaktion an den Märkten bislang weniger schlimm ausgefallen als erwartet. VZ-Anlagechef Christoph Sax ordnet die Lage ein und sagt, wie sich Anlegerinnen und Anleger verhalten sollen.
5. Aug. 2025
Beschreibung
Was ist passiert?
- Zollgespräche gescheitert: Am 31. Juli informierte Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter, dass die Verhandlungen zwischen der Schweiz und den USA gescheitert sind. Kurz darauf erhöhte das Weisse Haus den geplanten Zollsatz für Importe aus der Schweiz auf 39 Prozent. Dieser Zoll soll am 7. August in Kraft treten. Die USA erhöhen damit den Druck auf den Bundesrat.
- Verhaltene Reaktion der Finanzmärkte: Die Marktreaktionen hielten sich in Grenzen: Der SMI notiert heute Mittag 0,7 Prozent tiefer. Der Franken tendiert zum Dollar etwas schwächer. Die langfristigen Franken-Zinsen gaben leicht nach. In der Eurozone notieren die Aktienmärkte dagegen deutlich im Plus.
Wie könnte es weitergehen?
- Noch bleibt etwas Zeit: Bis zum 7. August dürften intensive Gespräche zwischen Bern und Washington stattfinden. Eine Einigung in letzter Minute ist folglich nach wie vor möglich. Garantiert ist das jedoch nicht.
- Zölle lassen sich nachverhandeln: Sollten die Zölle am Donnerstag in Kraft treten, bedeutet das nicht, dass sie in Stein gemeisselt sind. Die Gespräche der USA mit China haben gezeigt, dass Strafzölle rasch wieder reduziert werden können, wenn der Deal für beide Seiten stimmt.
Wer ist am stärksten betroffen?
- Börsenschwergewichte weniger im Fokus: Die an der Schweizer Börse dominanten Grossunternehmen sind relativ gut in der Lage, ihre Produktions- und Lieferketten zu optimieren. Viele von ihnen unterhalten grössere Produktionsstandorte in den USA. Stärker trifft es kleinere Unternehmen, die an der Börse weniger Gewicht haben oder gar nicht kotiert sind. Im SPI ist nur etwa ein Drittel aller Unternehmen von US-Importzöllen betroffen.
- Industriewerte unter Druck: Besonders unter Druck stehen heute mittelgrosse Industrieunternehmen wie zum Beispiel Comet (-4,9 Prozent), Komax (-4,3 Prozent), Bachem (-3.9 Prozent) und Siegfried (-3,3 Prozent).
Was gilt im Pharma-Bereich?
- Pharma-Produkte sind nicht betroffen: Pharmaprodukte sind von den US-Strafzöllen gegenüber der Schweiz nach wie vor ausgeschlossen – unter anderem, weil Zölle die Medikamentenpreise in den USA weiter anheben würden.
- Trump strebt eine Lösung für den ganzen Sektor an: US-Präsident Trump will eine generelle Senkung der Medikamentenpreise – unabhängig von der Herkunft der Produkte. Das Weisse Haus hat entsprechende Briefe an 17 grosse Pharmaunternehmen verschickt. Unter den Empfängern befinden sich auch die US-Konzerne Pfizer und Eli Lilly.
- Frist bis Ende September: Den betroffenen Unternehmen bleibt bis Ende September Zeit, um ihre Preise in den USA zu senken. Die US-Regierung will, dass Medikamente in den USA künftig nicht mehr teurer angeboten werden als im günstigsten vergleichbaren Industrieland.
- Intransparenter Zwischenhandel als Kostentreiber: In den USA haben Zwischenhändler (sogenannte Pharmacy Benefit Managers bzw. PBMs) einen grossen Einfluss auf die Medikamentenpreise. Sie entscheiden auch, welche Medikamente auf die Versicherungslisten kommen. Über die Vereinfachung des Vertriebssystems liessen sich die Preise wohl schon spürbar senken, ohne dass die Margen der Produzenten geschmälert würden. Es bleibt jedoch fraglich, ob das innenpolitisch durchsetzbar wäre.
Was rät das VZ den Anlegerinnen und Anlegern?
- Kurzfristigen Lärm ausblenden: Die unerwartete Eskalation des Zollstreits zwischen der Schweiz und den USA sorgt bei Schweizer Aktien für einen verhaltenen Start in den August. Noch ist das letzte Wort jedoch nicht gesprochen. Der bisherige Verlauf des Zolldisputs hat klar bestätigt: Anleger, die kurzfristige Eskalationen ausblenden und ihrer Strategie treu bleiben, fahren langfristig am besten.
- Fokus auf die fundamentalen Treiber: Für die Aktienmärkte bleibt das Umfeld grundsätzlich sehr positiv: Die künstliche Intelligenz beschert der Wirtschaft grosse Produktivitätsfortschritte. In den USA ist die Wirtschaftspolitik zudem sehr unternehmensfreundlich. Und in Europa sorgt die Investitionsoffensive für vollere Auftragsbücher.