VZ Analysen
Der europäische Luxusaktienindex notiert auf dem höchsten Stand seit Mai. Von LVMH bis Richemont profitieren die Titel von der Hoffnung auf eine anziehende Nachfrage aus den USA und China.
16. Okt. 2025
Beschreibung
Autor: Andreas Paciorek / VZ VermögensZentrum
Im Oktober 2025 zog der STOXX Europe Luxury 10, der die zehn grössten börsennotierten Luxusgüterhersteller wie LVMH, Hermès, Richemont und Kering umfasst, deutlich an und erreichte den höchsten Stand seit Mai. Nach Monaten verhaltener Nachfrage sendet der Index damit ein erstes klares Erholungssignal. Neben positiven Analystenkommentaren trugen auch die jüngsten Zahlen von LVMH zum Stimmungsumschwung bei. Grund genug, die jüngste Erholung der europäischen Luxusaktien näher zu beleuchten.
Zwischen Rückenwind und Gegenkräften
Die Aktien der Luxuskonzerne befinden sich seit Mitte des Jahres in einem Erholungsmodus. Auslöser war unter anderem die Hochstufung von LVMH und Kering durch Morgan Stanley, verbunden mit deutlich erhöhten Kurszielen. Die Analysten begründen ihren Optimismus mit einer „neuen kreativen Welle“ bei Marken wie Gucci und Dior. Bezüglich des Luxusmarktes spricht die Bank zwar noch von einer «Katerphase» bis 2026, doch die mittelfristigen Aussichten seien – insbesondere in China – so gut wie seit Jahren nicht mehr. Bank-of-America-Daten deuten darauf hin, dass die Ausgaben für Luxusgüter in den USA im September erstmals seit langem wieder zulegten.
Wie die Grafik zeigt, sind die Kursgewinne allerdings ungleich verteilt:
Gleichzeitig stehen die Luxuskonzerne weiterhin vor erheblichen Herausforderungen. Die Kombination aus einem rekordhohen Goldpreis, einem schwachen US-Dollar und den seit August geltenden US-Zöllen auf Luxusgüter belastet die Margen der Branche spürbar. Eine Feinunze Gold kostet aktuell rund 4200 Dollar – fast doppelt so viel wie vor einem Jahr. Das stellt Schmuck- und Uhrenhersteller wie Bulgari oder Cartier vor ein Dilemma: Gold ist zentraler Rohstoff, während der schwache Dollar gleichzeitig die in den USA erzielten Umsätze schmälert.
Luxus aus der Schweiz
Die Schweizer Luxusbranche steht weiterhin unter Druck – nicht nur wegen der seit August geltenden US-Zölle von 39 Prozent, sondern auch wegen genau diesen Umfelds mit starkem Franken gegen den Dollar und hohem Goldpreis. Besonders betroffen ist die Uhrenindustrie, die laut einer aktuellen Deloitte-Studie das Rückgrat des hiesigen Luxusgeschäfts bildet.
Die Studie zeigt: Rund zwei Drittel der befragten Branchenvertreter erwarten für 2025 eine Eintrübung der Aussichten – vor allem im mittleren Preissegment, während Luxusuhren im obersten Preissegment (über 50'000 Franken) robust bleiben. Das Zusammenspiel von teurem Gold, Exportzöllen und Währungsdruck lastet auf den Margen vieler Hersteller, zumal die USA als wichtigster Absatzmarkt rund 17 Prozent der Exporte ausmachen.
Trotz dieser Belastungen investieren viele Unternehmen in neue Produkte und effizientere Produktionsprozesse, um den steigenden Kosten zu begegnen. Besonders im Premiumbereich zeigen Marken wie Patek Philippe, Rolex oder Omega weiterhin stabile Nachfrage. Kurzfristig könnte das Sentiment schwanken, langfristig bleibt die Ertragskraft der Schweizer Luxusgüterindustrie jedoch solide – gestützt auf Markenstärke, Innovationskraft und ihre weltweit einzigartige Position im Uhrensegment.
Ausblick
Die Luxusbranche steht derzeit zwischen zwei Kräften: Auf der einen Seite beleben kreative Impulse, starke Marken und eine Nachfrageerholung aus China und den USA die Absatzchancen. Auf der anderen Seite belastet der teure Goldpreis, der schwache Dollar und neue Zölle die Margen – besonders bei Herstellern von Schmuck und Uhren.
Die jüngsten Quartalszahlen von LVMH deuten jedoch darauf hin, dass sich die Branche nach dem schwachen Sommer wieder stabilisiert. Entscheidend bleibt, ob die Unternehmen ihre Preissetzungsmacht und Kostenkontrolle behaupten können. Die anlaufende Berichtssaison wird zeigen, ob die aktuelle Erholung tragfähig ist – oder nur eine Verschnaufpause im Spannungsfeld von Kreativität und Kostendruck.
Begleitend zu diesem Artikel veröffentlicht das VZ in den kommenden Wochen charttechnische Analysen der wichtigsten Luxusaktien – beginnend mit LVMH.
Wieder Glanz im Flaggschiff
Der französische Luxusgüterkonzern LVMH (Moët Hennessy Louis Vuitton) gilt mit über 70 Marken – darunter Louis Vuitton, Dior, Bulgari und TAG Heuer – als Massstab der Branche. Im dritten Quartal verzeichnete der Konzern einen Umsatz von 18,28 Milliarden Euro und damit ein organisches Wachstum von 1 Prozent – nach einem Minus von 4 Prozent im Vorquartal. Analysten hatten mit einem weiteren Rückgang gerechnet. Das wichtige Segment Mode und Lederwaren setzte 8,5 Milliarden Euro um, ein Minus von 2 Prozent, aber leicht über den Erwartungen.
LVMH spricht von einer Erholung in allen Regionen ausser Europa, insbesondere in den USA und Asien. Die Börse honorierte die Zahlen mit Kursgewinnen von aktuell über 10 Prozent. In Franken gerechnet hat sich die Aktie seit dem Sommer spürbar erholt, liegt seit Jahresbeginn aber weiterhin im Minus. Insgesamt deuten die Ergebnisse auf eine Bodenbildung hin – LVMH bleibt damit der Seismograf für das globale Luxusgeschäft.
Wie das Chartbild zeigt, prallte der Aktienkurs Mitte des Jahres um die 450-Euro-Marke von der langfristigen Aufwärtstrendlinie ab. Nach Veröffentlichung der Unternehmensergebnisse für das dritte Quartal, legt die Aktie kräftig zu (aktuell rund +12 Prozent). Nun rücken obere Preisregionen und Widerstände in den Fokus: Der Bereich um 600 Euro gilt als nächster Prüfstein, während die Abwärtstrendlinie seit März 2024 derzeit um 650 Euro verläuft. Erst ein Ausbruch darüber würde das Chartbild nachhaltig aufhellen und das Allzeithoch bei rund 900 Euro wieder in Reichweite bringen. Auf der Unterseite dürften 545 Euro und die Aufwärtstrendlinie wichtige Unterstützungen bilden, sollte es mit dem aktuell überkauften RSI zu kurzfristigen Gewinnmitnahmen kommen.
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