Krypto-Liquidationen bringen Bitcoin und Co. ins Wanken

VZ Analyse

Der Oktober erschütterte den Kryptomarkt: Bitcoin, Ethereum und zahlreiche Altcoins stürzten massiv ab. Was löste den abrupten Verkauf aus?

23. Okt. 2025

Beschreibung

Der Oktober markierte einen der schwersten Einbrüche in der Geschichte des Kryptomarkts. Auslöser war Donald Trumps Ankündigung von 100-Prozent-Zöllen auf chinesische Importe, die eine massive Risk-off-Bewegung auslöste und binnen Stunden eine Krypto-Verkaufswelle lostrat. Bitcoin stieg im Oktober zunächst auf ein Allzeithoch von über 126’000 USD, fiel dann jedoch innert weniger Tage abrupt auf 104’000 USD – ein Rückgang von mehr als 18 Prozent. Ethereum rutschte auf etwa 3’400 USD ab, zahlreiche Altcoins brachen um 70 bis 80 Prozent ein. Die Marktkapitalisierung ging dabei um etwa 280 Milliarden USD zurück. 19-mal mehr als der Zusammenbruch von FTX im November 2022.

Während Aktien und Gold erstaunlich stabil blieben – Gold legte als sicherer Hafen sogar leicht zu – fiel der Kryptomarkt wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Das verdeutlicht die strukturelle Schwäche dieser Anlageklasse: Sie bleibt überproportional abhängig von Marktstimmung, Liquidität und Leverage. Klassische Märkte werden von Fundamentaldaten, Unternehmensgewinnen und Zinsen getrieben.

Im direkten Vergleich fällt das Renditebild ernüchternd aus: Gold liegt seit Jahresbeginn mit 59,8 Prozent klar vorn, während der S&P 500 um 15,6 Prozent und Bitcoin nur geringfügig stärker um 15,7 Prozent zulegen konnte – bei deutlich höheren Schwankungen. Das Renditepotenzial von Krypto ist weiterhin vorhanden, doch das Risiko bleibt spürbar höher. Der Oktober hat gezeigt, wie anfällig der Markt für externe Schocks und übermässige Hebelwirkung bleibt.

Kettenreaktion: Stablecoins und Liquidationen

Der Absturz war kein einzelnes Ereignis, sondern eine Kettenreaktion eines ohnehin fragilen Systems. Die Unsicherheit durch neue Zölle traf auf einen überhitzten Markt mit hohem Leverage und bröckelndem Vertrauen in Stablecoins – dem Fundament jeder Handelsliquidität im Kryptohandel. Am 10. Oktober verlor der Stablecoin Tether (USDT) seine Dollarbindung, kurze Zeit später folgten weitere physische besicherte Stablecoins wie USDC und DAI. Noch härter traf es den synthetischen Stablecoin USDe auf Binance, der durch andere Kryptowährungen und Futures abgesichert ist und kurzfristig rund 35 Prozent seines Werts verlor. Da USDe weit verbreitet als Basis für Sicherheiten genutzt wurde, beschleunigte sein Einbruch die nachfolgende Liquidationswelle massiv.

Innerhalb weniger Stunden wurden Positionen im Wert von rund 19 Milliarden USD zwangsliquidiert – der grösste Margin-Crash in der Geschichte des Kryptomarkts. Handelsplätze wie Binance meldeten Überlastungen, Orderbücher leerten sich, und der Markt geriet in eine Abwärtsspirale. Tether reagierte mit einer Notmassnahme und prägte 11 Mrd. neue USDT, um die Liquidität zu stützen. Das stabilisierte die Kurse kurzfristig, legte aber zugleich die strukturelle Schwäche offen.

Verstärkt wurde die Situation durch das makroökonomische Umfeld: Geopolitische Spannungen und eskalierende Handelskonflikte. Krypto agiert in diesem Umfeld nicht als Gegenpol, sondern als Resonanzkörper des globalen Risikoappetits – mit denselben Treibern wie Aktien, nur mit weniger Puffer und deutlich mehr Hebel.

Fazit

Der Oktober hat die Verwundbarkeiten des Kryptomarkts deutlich gemacht, vor allem im Umgang mit Leverage und Liquidität. Gleichzeitig zeigt der Markt seine Fähigkeit, Schocks zu absorbieren und sich zu stabilisieren. Kurzfristige Schwankungen werden bleiben, doch mit stärkerem Vertrauen und transparenteren Strukturen kann Krypto langfristig als ernsthafte Anlageklasse bestehen.

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