VZ Analyse
Mit Julius Bär und EFG International haben zwei klassische Schweizer Privatbanken in den vergangenen Tagen ein Update zum aktuellen Geschäftsverlauf gegeben. Richtig im Flow scheint dabei nur eine der beiden zu sein.
Publiziert 28. Nov. 2025
Beschreibung
Die Aktienkurse von Julius Bär und EFG haben unterschiedliche Entwicklungen hinter sich. Insbesondere seit 2023 driften die Titel stark auseinander. Seither ist Julius Bär mit Aufräumarbeiten rund um den Zusammenbruch von René Benko und seiner Signa-Gruppe beschäftigt, während EFG ein grosser Nutzniesser des Credit Suisse-Unterganges ist.
Julius Bär: Neues Vertrauen muss aufgebaut werden
Als eine der bekanntesten Schweizer Privatbanken steht Julius Bär für Diskretion, Stabilität und individuelle Beratung. Der Fokus gilt der Vermögensverwaltung für wohlhabende Privatkunden weltweit.
Im Zuge der Insolvenz der Signa-Gruppe 2023 musste Julius Bär massive Abschreibungen von über 600 Millionen Franken vornehmen. Dies legte viele Fragen rund um das Risikomanagement und den internen Abläufen offen. Nicht nur der Aktienkurs geriet deshalb ins Schlittern. Auch der CEO wurde ausgewechselt. Im Januar 2025 übernahm Stefan Bolliger diese Aufgabe und ist seither mit der Bereinigung weiterer Altlasten beschäftigt.
Nach tiefgründigen Überprüfungen des Kreditportfolios folgten im Mai (130 Millionen Franken) und nun im November (149 Millionen Franken) weitere Abschreibungen. Es darf davon ausgegangen werden, dass diese Wertberichtigungen eher grosszügig kalkuliert wurden, da es noch der alten Führungscrew angelastet werden kann. Damit dürften die Aufräumarbeiten nun aber zu einem Ende kommen.
Es muss sich noch weisen, wie schnell Julius Bär das Vertrauen der Investorinnen und Investoren zurückgewinnen kann. Auf der Kostenseite konnte die Bank durch die eingeleiteten Sparmassnahmen jedenfalls bereits Fortschritte verbuchen. Das adjustierte Kosten-Ertrags-Verhältnis (Cost/Income-Ratio) lag per Ende Oktober bei 66 Prozent und damit unter dem Halbjahreswert von 68,2 Prozent und klar unter dem Vorjahr mit 71 Prozent.
Die verwalteten Vermögen (AuM) stiegen per Ende Oktober 2025 auf einen rekordhohen Wert von 520 Milliarden Franken nach 483 Milliarden zum Halbjahr. Vor allem der Neugeldzufluss und die gute Performance an den Aktienmärkten haben zum Plus beigetragen. Bisher flossen in diesem Jahr Netto-Neugelder (NNA) in Höhe von 11,7 Milliarden Franken zu. Damit beliefen sich die Zuflüsse annualisiert auf 2,8 Prozent. Diese Zahlen liegen allerdings unter den Erwartungen.
EFG: Es läuft
Während Julius Bär mit der Bereinigung von Altlasten und dem Wiederaufbau von Vertrauen beschäftigt ist, kann EFG mit Wachstum und Effizienz punkten. Die Bank präsentiert sich seit einigen Jahren als dynamisch wachsender und profitabler Akteur im globalen Private Banking.
Die starke Entwicklung akzentuiert sich vor allem bei den Netto-Neugeldzuflüssen. Die durchschnittliche Wachstumsrate lag in den letzten drei Jahren bei rund 6 Prozent, im Jahr 2024 sogar bei 7,1 Prozent. Nach zehn Monaten im Jahr 2025 beträgt das Wachstum 6,8 Prozent, was einem Zufluss von 9,3 Milliarden Franken entspricht. Die verwalteten Vermögen erreichten per Ende Oktober einen neuen Höchststand von schätzungsweise 183,7 Milliarden Franken.
Auch bei der Effizienz überzeugt EFG. Die Cost/Income-Ratio wurde durch konsequente Kostenkontrolle und Effizienzprogramme kontinuierlich gesenkt. Betrug der Wert im Jahr 2018 noch 92 Prozent, sind es heute 69 Prozent. Die Bank investiert stark in die Rekrutierung und Produktivität der Client Relationship Officers (CROs), um die Mandatsdurchdringung und das Cross-Selling weiter zu erhöhen. Insgesamt erzielte EFG in den ersten zehn Monaten 2025 einen Rekord-Reingewinn von rund 320 Millionen Franken.
Die Kapitalisierung von EFG ist sehr solide. Mit einer CET1-Quote von 15,6 Prozent steht EFG auch regulatorisch auf einem starken Fundament. Das Risikoprofil wurde durch den Abbau von Altlasten und Versicherungsportfolios weiter verbessert. Die Bank bleibt zudem aktiv bei Akquisitionen, um ihre Position im globalen Private Banking weiter zu stärken.
Fazit
Die Schweizer Bankenbranche befindet sich ohnehin in einem fortgeschrittenen Konsolidierungsprozess. Sowohl Julius Bär als auch EFG sind Teil dieser Entwicklung. Zudem wird das Umfeld ohnehin anspruchsvoll: Margendruck durch intensiven Wettbewerb und sinkende Zinserträge, steigende regulatorische Anforderungen sowie Marktvolatilität aufgrund geopolitischer Unsicherheiten stellen alle Institute vor Herausforderungen.
Julius Bär hat zwar noch nicht alle Hausaufgaben gemacht, doch die Altlasten dürften mittlerweile weitgehend bereinigt sein. Das Vertrauen des Aktienmarktes ist bisher jedoch nicht vollends zurückgekehrt. Positive Impulse und eine klare strategische Ausrichtung unter dem neuen CEO Stefan Bolliger könnten dem Investment Case wieder mehr Stabilität verleihen. Mittelfristig besitzt die Aktie damit Aufholpotenzial.
EFG hingegen überzeugt aktuell mit nachhaltigem Wachstum, hoher Profitabilität und konsequenter Effizienzsteigerung. Die Bank ist solide kapitalisiert, bleibt akquisitionsfreudig und profitiert von der laufenden Konsolidierung im Sektor. Während Julius Bär noch an der Rückkehr zur alten Stärke arbeitet, ist EFG International bereits ein Gewinner der aktuellen Branchentrends.
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