Inkrafttreten der US-Zölle – eine Einschätzung des VZ

VZ Analyse

Dem Bundesrat ist es nicht gelungen, in Washington in letzter Minute eine Reduktion der US-Zölle gegenüber der Schweiz zu erwirken. Ab heute gilt ein US-Zollsatz auf Einfuhren aus der Schweiz von 39 Prozent. VZ-Anlagechef Christoph Sax schreibt, was dies für die Schweiz und die Anlegerinnen und Anleger bedeutet.

8. Aug. 2025

Beschreibung

Was bedeuten die Zölle für die Schweizer Wirtschaft? 

  • Wettbewerbsnachteile: Die Schweiz steht damit deutlich schlechter da als die EU, deren Ausfuhren mehrheitlich mit 15 Prozent belastet werden. Das dürfte mittelfristig für diverse Sektoren einen erheblichen Wettbewerbsnachteil darstellen. Betroffen sind vor allem die Uhrenindustrie, Präzisionsinstrumente und der Maschinenbau.
  • Konjunkturelle Folgen: Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) schätzt, dass das BIP der Schweiz um 0,3 bis 0,6 Prozent geschmälert wird, wenn die Zölle langfristig bei 39 Prozent bleiben. Sollte die Pharmabranche ebenfalls mit Zöllen belastet werden, würde der Rückgang noch stärker ausfallen. Abgemildert werden können die Folgen dagegen, wenn es den betroffenen Unternehmen gelingt, ihre Waren für den US-Markt vermehrt via EU zu exportieren. 

Wie könnte es weitergehen? 

  • Die Zölle sind nicht in Stein gemeisselt: Die US-Administration ist weiterhin verhandlungsbereit. Die Bundesräte Parmelin und Keller-Sutter konnten in Washington zwar keinen Durchbruch erzielen. Damit ist der Dialog aber nicht beendet. Der Bundesrat wird den USA mehr Gegenleistungen anbieten müssen, beispielsweise beim Kauf von Rüstungsgütern und Energieträgern oder bei der Landwirtschaft. Zu diesen Themen gilt es innenpolitisch die Verhandlungsmasse zu definieren und die Reihen zu schliessen.
  • Pharma-Industrie als möglicher Türöffner: Abzuwarten bleibt auch, wie der Dialog der US-Behörden mit der Pharmaindustrie verläuft. Die Pharmakonzerne müssen der US-Regierung bis Ende September aufzeigen, wie sie in den USA für tiefere Preise sorgen wollen. Gemäss Roche-CEO Thomas Schinecker könnten die Preise für Endkunden halbiert werden, wenn man den intransparenten Zwischenhandel ausschalten würde. Erste Schritte in diese Richtung könnten eine politische Entspannung begünstigen.
  • Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit: Durch die gezielte Kombination von Stützungsmassnahmen und administrativen Erleichterungen kann der Bund die konjunkturellen Folgen abfedern und die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft verbessern. Der Zoll-Disput könnte damit ähnlich wie der Frankenschock 2015 zur gezielten Förderung der Standortattraktivität genutzt werden. 

Wie reagiert der Aktienmarkt? 

  • Überschaubare Kurseinbussen: Der SMI schloss am Mittwoch 0,9 Prozent tiefer. Am Donnerstag hat er unverändert eröffnet. Die Zölle treffen die an der Schweizer Börse dominanten Unternehmen weniger stark als mittelgrosse Unternehmen und KMUs.
  • Internationale Aktien sind nicht betroffen: Ausserhalb der Schweiz haben die hohen Zölle auf Schweizer Ausfuhren keine Bedeutung für die Aktienmärkte. 

Was rät das VZ Anlegerinnen und Anlegern? 

  • Einen kühlen Kopf bewahren: Der bisherige Verlauf des Zolldisputs zeigt: Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Wer kurzfristige Eskalationen ausblendet und seiner Strategie treu bleibt, fährt langfristig am besten.
  • Fokus auf die fundamentalen Treiber: Für die Aktienmärkte bleibt das Umfeld grundsätzlich sehr positiv: Die künstliche Intelligenz beschert der Wirtschaft grosse Produktivitätsfortschritte. In den USA ist die Wirtschaftspolitik zudem sehr unternehmensfreundlich. Und in Europa sorgt die Investitionsoffensive für vollere Auftragsbücher.