VZ Analyse

Holcim und Amrize: Sind sie getrennt stärker?

Die Börse hat Holcims Abspaltung des Nordamerikageschäfts mit kräftigen Kursgewinnen honoriert. Die neu gegründete Gesellschaft Amrize hingegen startete verhalten. Dennoch dürfte sich die Fokussierung des Unternehmens mittelfristig auszahlen.

17. Juli 2025

Der Schweizer Zementriese Holcim hat Ende Juni 2025 sein Nordamerikageschäft unter dem Namen Amrize abgespalten. Diese Massnahme könnte als Reaktion auf die von der US-Regierung angekündigten Zölle interpretiert werden. Durch die Schaffung zweier unabhängiger Einheiten wird die Zollbelastung effektiv reduziert. Allerdings war die Abspaltung seit längerem geplant – sie wurde bereits Anfang 2024 angekündigt. Holcim hielt sich jedoch bis vor kurzem mit weiteren Details zurück. Klar ist, dass die Abspaltung darauf abzielt, die strategische Ausrichtung und den Fokus beider Unternehmen zu stärken.

Nachhaltigkeit als zentrales Ziel

Die Zementproduktion ist traditionell mit einem hohen CO2-Ausstoss verbunden, was sowohl auf den hohen Energiebedarf zurückzuführen ist als auch auf chemische Prozesse bei der Klinkerherstellung (einem wichtigen Bestandteil von Zement) . Holcim verfolgt das Ziel, durch CO2-Abscheidung,das Recycling von Baustoffen und durch die Substitution von Klinker nachhaltiger zu werden. Bis 2050 will das Unternehmen Netto-Null-Emissionen erreichen. Dieses Ziel bildet die Grundlage für die strategische Ausrichtung des verbleibenden Geschäfts von Holcim, das sich bereits heute als eines der führenden Unternehmen für nachhaltige Baustoffe positioniert.

Wachstumsperspektiven für Amrize

Auch für das abgespaltene Nordamerikageschäft spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Der Fokus von Amrize liegt jedoch stärker auf Wachstum. Das Unternehmen strebt eine führende Marktposition in Nordamerikaan und möchte von den steigenden Infrastrukturinvestitionen in den USA profitieren. Ein entscheidender Vorteil für Amrize ist die lokale Produktion in den USA, wodurch das Unternehmen nur minimal von bestehenden oder potenziell steigenden Zöllen betroffen ist und von staatlichen Fördermassnahmen stärker profitieren kann. Gleichzueitig ist auch Holcim aufgrund des wegfallenden US-Geschäfts weniger stark von den Zöllen betroffen.

Langfristiger Mehrwert durch Aufteilung

Die Aufteilung in zwei eigenständige Gesellschaften schafft nicht nur aufgrund der geringeren Zollbelastung langfristigen Mehrwert. Beide Unternehmen können sich so besser auf ihre jeweiligen strategischen Ziele konzentrieren und Investitionen effizienter einsetzen. Während Holcim in den Tagen nach der Abspaltung eine deutliche Wertsteigerung verzeichnete, hinkte Amrize bislang hinterher. Am ersten Handelstag fieldie Aktie vom Eröffnungskurs von 46,00 Schweizer Franken auf 39,31 CHF. Angesichts der ambitionierten Wachstumsziele bestehen jedoch Chancen, dass diese Lücke geschlossen werden kann. Auf jeden Fall lohnt es sich, die Entwicklung der beiden Einheiten in den nächsten Monaten weiter zu beobachten.