VZ Analyse
Ein fast abgeschlossener Deal kippt binnen Tagen: Zwei Bieter, unterschiedliche Strategien und ein Entscheid mit Folgen für die gesamte Branche.
Publiziert vor 10 Stunden
Beschreibung
Der geplante Verkauf von Warner Bros. Discovery hat sich innerhalb kurzer Zeit erneut geöffnet. Ein bereits angekündigter Deal wird wieder verhandelt. Netflix ging davon aus, die Übernahme sichern zu können, doch Paramount hat die Ausgangslage mit einem höheren Angebot deutlich verschoben.
Für die Aktionäre entsteht damit eine Entscheidungssituation, die sowohl finanziell als auch politisch geprägt ist.
Paramount sprengt den fast fixen Netflix-Deal
Netflix hatte Anfang Monat eine verbindliche Vereinbarung mit Warner Bros. veröffentlicht: rund 83 Milliarden Dollar für die Studios sowie HBO und HBO Max. Der Markt wertete das als Durchbruch. Die Aktie von Warner Bros. stieg seither über 15 Prozent an. Kurz danach legte Paramount nach und bot 108,4 Milliarden Dollar für alle Bereiche des Unternehmens (also auch inklusive des TV-Senders CNN) – direkt an die Aktionäre.
Damit handelt es sich um eine klassische feindliche Übernahme. Paramount bietet 30 Dollar je Aktie, während Netflix 23.25 Dollar in bar plus 4.50 Dollar in eigenen Aktien vorsieht. Auch die Anteilsscheine von Paramount verzeichneten seither einen Anstieg und legten knapp 10 Prozent zu.
Ein Wechsel hätte erhebliche finanzielle Konsequenzen. Sollte Warner Bros. die Vereinbarung mit Netflix auflösen, müsste das Unternehmen eine Vertragsstrafe von 2,8 Milliarden Dollar an Netflix zahlen. Umgekehrt hat sich Netflix verpflichtet, Warner Bros. 5,8 Milliarden Dollar zu entschädigen, falls die Übernahme später an behördlichen Auflagen scheitert.
Die regulatorischen Risiken bleiben damit zentral: Eine Übernahme durch Netflix würde dessen Position im Streamingmarkt weiter stärken, was sowohl die US-Wettbewerbsbehörde als auch das Justizministerium kritisch beurteilen.
Politische Verflechtungen rücken in den Vordergrund
Neben regulatorischen Fragen spielen politische Beziehungen eine ungewöhnlich grosse Rolle. Donald Trump äusserte bereits Bedenken gegenüber dem Netflix-Deal. Sein Schwiegersohn Jared Kushner ist in die Paramount-Finanzierung eingebunden, ebenso Larry Ellison, ein langjähriger Trump-Vertrauter. David Ellison, dessen Sohn, führt Paramount.
Diese Nähe sorgt für zusätzliche Aufmerksamkeit, da Warner-Sender wie CNN – bekannt für Trump-kritische Kommentare – potenziell ein eigenes politisches Interesse auslösen könnten.
Netflix hatte sich letzte Woche noch sicher genug gefühlt, um Kunden per E-Mail mitzuteilen, dass bekannte Warner-Franchises künftig zum eigenen Angebot gehören könnten. Gleichzeitig verwies man darauf, dass sich bis zur regulatorischen Klärung nichts ändere. Inzwischen ist jedoch unklar, ob der Deal überhaupt zustande kommt, falls die Aktionäre eine andere Richtung einschlagen.
Aktionäre müssen entscheiden – und die Uhr tickt
Paramounts Angebot läuft bis zum 8. Januar. Aktionäre können ihre Anteile zu 30 Dollar verkaufen. Sollte Paramount über 51 Prozent kommen, ginge die Kontrolle über Warner Bros. direkt an das Unternehmen. Der WBD-Vorstand empfiehlt weiterhin Zurückhaltung, prüft aber die Offerte. Am Markt führte das zu steigenden Kursen, da Anleger ein mögliches Bietergefecht einkalkulieren.
Damit steht Hollywood vor einer Übernahmeentscheidung, die weitreichende Folgen haben kann. Netflix betrachtet den Deal als strategischen Schritt, um Inhalte und Marktposition zu stärken. Paramount argumentiert mit einem höheren Angebot und besseren Chancen auf regulatorische Genehmigung. Die kommenden Wochen entscheiden, welche dieser Positionen sich durchsetzt – und wie die Kräfteverhältnisse im weltweiten Streaminggeschäft in Zukunft aussehen.
Auswirkungen auf Kino und Streaming
Die Ausrichtung des künftigen Eigentümers hätte direkte Auswirkungen auf Inhalte und deren Veröffentlichung. Netflix verfolgt seit Jahren eine stark auf das eigene Streamingangebot ausgerichtete Strategie und verkürzt dabei die üblichen Kinolaufzeiten, was von vielen Branchenvertretern als Belastung für die Kinos bewertet wird.
Mit einer Übernahme von Warner Bros. erhielte Netflix Zugriff auf Marken, die bislang eng mit dem Kinogeschäft verbunden sind. Paramount setzt hingegen weiterhin stärker auf klassische Auswertungsmodelle, in denen Kinostarts einen festen Platz haben.
Für Hollywood geht es deshalb nicht nur um Eigentumsverhältnisse, sondern um die künftige Struktur des Marktes. Die Entscheidung der Aktionäre beeinflusst, ob sich das System weiter in Richtung reiner Streamingdominanz verschiebt oder ob das Kino weiterhin ein stabiler Bestandteil des Geschäfts bleibt. Der Ausgang dieses Übernahmekampfs wird die Branche in den kommenden Jahren prägen.
Disclaimer: Alle Angaben ohne Gewähr. Bei den aufgezeigten Informationen handelt es sich um Werbung gemäss Art. 68 FIDLEG.