EZB belässt Leitzins – und drückt beim digitalen Euro aufs Tempo

VZ Analyse

Während die EZB den Leitzins stabil hält, rückt der digitale Euro ins Zentrum ihrer Strategie. Präsidentin Lagarde macht klar, dass Europa bei digitalem Zentralbankgeld nicht länger zögert – und nimmt dabei auch private Kryptowährungen ins Visier.

25. Juli 2025

Beschreibung

Autor: Andreas Paciorek / VZ VermögensZentrum 

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei ihrer Juli-Sitzung erwartungsgemäss keine weiteren Zinsschritte beschlossen und den Einlagenzins bei 2 Prozent belassen. Die Inflationsrate nähert sich dem Zielwert, doch ob weitere Lockerungen nötig werden, hängt stark von der Entwicklung des geopolitischen Umfelds ab. Dabei spielen insbesondere die EU-US-Zollverhandlungen eine wichtige Rolle. Während geldpolitisch Ruhe herrscht, sendet die EZB ein klares Signal in digitaler Hinsicht: Präsidentin Christine Lagarde betont die strategische Bedeutung eines digitalen Euro. Dieser soll Europas Währung in Zeiten von Stablecoins und Big-Tech-Zahlungsdiensten zukunftsfähig machen.  

Zinsen auf Standby mit Blick auf Washington 

Nach dem Zinsschritt im Juni bleibt die EZB in Wartestellung. Zwar bewegt sich die Inflation in der Eurozone inzwischen um das 2-Prozent-Ziel, doch wegen dem anhaltenden Handelskonflikt bestehen weiterhin Inflationsrisiken. Aktuell wird ein pauschaler US-Zoll von 15 Prozent auf EU-Importe diskutiert - deutlich weniger als die befürchteten 30 Prozent. Sollte ein Kompromiss gelingen, könnte dies die Konjunktur stabilisieren und weiteren Zinssenkungen den Wind aus den Segeln nehmen. Andernfalls drohen Wachstumsdelle und geldpolitischer Handlungsdruck. 

Digitaler Euro: Die Zukunft wird konkret 

Auffällig in der Juli-Sitzung war ein anderes Thema: Der digitale Euro. Laut Lagarde sei dieser essenziell, um im digitalen Zahlungsverkehr nicht von US-Techkonzernen oder privaten Stablecoins abhängig zu werden. Die EZB will kein Bargeld ersetzen, sondern ergänzen: Bereits im Herbst 2025 könnte die Entscheidung über die Implementierungsphase fallen. Geplant ist eine digitale Euro-Version für alle Bürgerinnen und Bürger, zugänglich über Banken oder Wallet-Apps. Ein Limit von 3.000 Euro pro Nutzer soll verhindern, dass in Krisen massenhaft Gelder aus dem Bankensystem abgezogen werden. Diese Sorge ist in der Branche präsent: Laut einer Studie drohen Banken durch die Einführung des digitalen Euro Kosten von bis zu 30 Milliarden Euro.  

Private Kryptos im Visier 

Parallel rückt die EZB auch die Regulierung privater Digitalwährungen stärker in den Fokus. Stablecoins wie Tether gelten für die EZB als potenzielle Risiken für die Währungsstabilität. Mit dem geplanten E-Euro möchte die Zentralbank nach eigenen Angaben ein sicheres, öffentliches Gegengewicht schaffen. 

Fazit 

Die Zinspause war erwartet. Die Signalwirkung der ist aber eindeutig: Die EZB betont erstmals mit Nachdruck, dass es ihr mit dem digitalen Euro ernst ist. Für Anleger und Marktteilnehmer bedeutet das: Die geldpolitische Zukunft wird nicht nur durch Zinsentscheide geprägt, sondern auch durch die Frage, wer die Kontrolle über unser Geld im digitalen Zeitalter behält.