VZ Analyse
Der Zughersteller Stadler Rail schreibt eine beeindruckende Wachstumsgeschichte. Trotzdem hat sich der Aktienkurs seit dem Börsengang halbiert. Gibt es eine Chance auf eine Umkehr?
28. Aug. 2025
Beschreibung
Stadler Rail blickt auf eine lange Geschichte zurück. Die Wurzeln reichen bis ins Jahr 1942 zurück, als Gründer Ernst Stadler Lastwagen auf batteriebetriebene Antriebe umrüsten wollte. Schon bald verlagerte er den Fokus auf batterie- und dieselbetriebene Lokomotiven. In den ersten 40 Jahren konnte das Unternehmen zwar Erfolge erzielen, blieb jedoch ein KMU. Den entscheidenden Wendepunkt brachte der Eintritt von Peter Spuhler, dem Ehepartner einer Enkelin des Gründers.
Vom KMU zum globalen Player
Zwei Jahre nach seinem Einstieg übernahm Peter Spuhler 1989 im Alter von 30 Jahren die Firma. Damals beschäftigte Stadler Rail 18 Mitarbeitende und erzielte einen Umsatz von 4,5 Millionen Franken. Unter seiner Leitung wuchs Stadler zu einem weltweit führenden Hersteller von Schienenfahrzeugen. Gleichzeitig blieb die ursprüngliche Vision alternativer Antriebe lebendig: Stadler investiert bis heute in Batterie- und Wasserstofftechnologien.
Aktienkurs hält nicht mit Wachstum mit
2019 wagte Stadler Rail den Schritt an die Börse. Während das Unternehmen stark wuchs – die Mitarbeiterzahl stieg von 10.918 auf 16.583 und der Auftragsbestand verdoppelte sich fast von 15 auf über 29 Milliarden Franken – halbierte sich der Aktienkurs. Die aktuellen Halbjahreszahlen 2025 zeigen zwar steigende Umsätze und Gewinne, doch externe Krisen haben das Geschäft belastet: die Covid-Pandemie, der Ukrainekrieg mit der Schliessung des Werks in Belarus sowie Überschwemmungen in Wallis, Österreich und insbesondere Valencia, die die Produktionsstandorte von Stadler und wichtigen Zulieferern schwer getroffen haben. Zudem priorisiert Stadler Wachstum über kurzfristige Profitabilität.
Diversifizierung und neue Geschäftsfelder
Die jüngsten Halbjahreszahlen zeigen erneut: Stadler operiert in einem zyklischen Geschäft. In einem konjunkturell unsicheren Umfeld bleiben Kunden zurückhaltend und die Zahl neuer Bestellungen sinkt. Um sich unabhängiger zu machen, baut das Unternehmen gezielt andere Bereiche aus. Besonders das Servicegeschäft gewinnt an Bedeutung, da es weniger konjunkturabhängig ist. Dieses Segment machte im ersten Halbjahr 2025 bereits 20 Prozent des Umsatzes aus – doppelt so viel wie 2019. Auch im Bereich Signalisierung will Stadler weiter wachsen und Marktanteile gewinnen.
Herausforderungen und Chancen
Die Nachwirkungen der Umweltkatastrophen 2024 belasten das Unternehmen weiterhin, und die Lieferkettenprobleme sind noch nicht vollständig überwunden. Dennoch zeigt sich Stadler zuversichtlich, dank voller Auftragsbücher und hoher Produktivität die gesteckten Ziele zu erreichen.
Von den erhöhten US-Zöllen dürfte Stadler vergleichsweise wenig betroffen sein: Rund 70 bis 80 Prozent der in den USA verkauften Produkte werden lokal gefertigt, und der Standort wird weiter ausgebaut. Dies betonte Peter Spuhler in einem kürzlich erschienen Interview im Schweizer Fernsehen. Zudem liegt der Umsatzanteil in den USA bei unter fünf Prozent. Viel wichtiger bleibt der europäische Markt mit Schwerpunkt auf die DACH-Region.
Ausblick
Der Aktienkurs erzählt eine andere Geschichte als die Geschäftsentwicklung: Seit dem IPO hat sich der Kurs halbiert, während das Unternehmen selbst stark gewachsen ist. Stadler setzt weiterhin auf Expansion, auch wenn dies kurzfristig auf Kosten der Marge und der Kursentwicklung geht. Für 2026 erwartet das Management einen deutlichen Umsatzsprung. Ob dieser wie geplant gelingt und idealerweise auch mit einem Gewinnanstieg einhergeht, hängt entscheidend davon ab, ob das Unternehmen von weiteren externen Belastungen verschont bleibt.