VZ Analyse
Vom Nischenmarkt zum KI-Vorreiter: Die E-Gaming-Branche wächst rasant und greift Entwicklungen vorweg, die ganze Industrien verändern könnten.
Was einst als Nischenmarkt belächelt wurde, ist heute ein mehrere hundert Milliarden Dollar schwerer Sektor, der gleichzeitig zu den ersten gehört, der Künstliche Intelligenz in seinen Prozessen integriert. Die Rede ist von der E-Gaming-Branche, die spannende Wachstumsperspektiven bietet und zukünftige Entwicklungen bereits vorwegnimmt.
Autor: Andreas Paciorek / VZ VermögensZentrum
Früher galten Videospiele als Nischenhobby für Jugendliche – heute hat die Gaming-Industrie das Hollywood-Filmgeschäft beim Umsatzvolumen längst überholt. Inzwischen ist Gaming in der Mitte der Gesellschaft angekommen: Der durchschnittliche Videospieler ist etwa 35 Jahre alt, und sogar rund ein Drittel der über 45-Jährigen greift regelmässig zum Gamepad. Neue KI-Technologien eröffnen der Game-Branche völlig neue Möglichkeiten. Die Spiele werden immer vielseitiger, während die Entwicklungskosten sinken. Wir zeigen Ihnen, welche Titel davon profitieren können.
Microsoft streicht Stellen – trotz boomendem Gaming-Markt. Was dahinter steckt
In einer überraschenden Wendung kündigte Microsoft vor etwa einer Woche an, über 9'000 Stellen weltweit zu streichen – etwa 4 Prozent der Belegschaft. Diese Entlassungswelle betrifft insbesondere die Gaming-Sparte, in der das Unternehmen 9 Prozent seiner Umsätze macht und innerhalb der boomenden Branche eine führende Rolle spielt. Doch der Grund für diese Entscheidung liegt nicht etwa in einem schwächelnden Markt, sondern vielmehr in einer signifikanten Umstellung der Arbeitsweise: der Integration von Künstlicher Intelligenz (KI). Trotz des Personalabbaus verzeichnet die Xbox-Sparte weiterhin Rekordzahlen bei Spielern, Spielen und Spielstunden. Phil Spencer, Leiter der Xbox-Abteilung, erläuterte, dass die Reduzierung von Management-Ebenen notwendig sei, um die Agilität und Effektivität zu erhöhen und Microsoft langfristig im dynamischen Gaming-Markt erfolgreich zu positionieren.
KI als Game-Changer für die Gaming-Industrie
Die Einführung von KI-Technologien hat in vielen Bereichen der Tech-Branche für einen Produktivitätsschub gesorgt. In der Gaming-Industrie ist dies deutlich zu spüren. Besonders die generative KI wird zunehmend eingesetzt, um Entwicklern bei der Spieleproduktion zu helfen. Sie übernimmt Aufgaben wie die Generierung von Grafiken, das Schreiben von Code oder die Automatisierung von Testprozessen. Laut einer Studie der Boston Consulting Group (BCG) kann KI einen Grossteil der zeitraubenden Routinearbeit übernehmen, sodass Entwicklerteams sich stärker auf kreative Aspekte konzentrieren können. Dies beschleunigt die Entwicklung und spart Kosten – ein Trend, der nicht nur Indie-Entwickler, sondern auch die grossen Publisher betrifft.
Sogar die Dialoge von computergesteuerten Figuren (NPCs) lassen sich inzwischen experimentell per KI dynamisch generieren – künftig könnten Spieler mit Nebenfiguren im Game fast so natürlich plaudern wie mit einem Chatbot. Microsoft investiert enorme Summen in den Ausbau von KI-Rechenzentren. Der Xbox- und Windows-Gigant betont, man fokussiere sich auf „strategische Wachstumsbereiche“ wie KI, um langfristig effizienter zu werden. Anders ausgedrückt: Dank KI kann mehr mit weniger Personal erreicht werden – ein Trend, der sich auch in der Spieleentwicklung abzeichnet.
Der Gaming-Markt: Mainstream statt Nische
Im Jahr 2022, in der Hochphase der Corona-Pandemie erzielte die Gaming-Industrie einen Umsatzrekord von über 180 Milliarden US-Dollar. Prognosen gehen davon aus, dass der Markt bis 2028 auf rund 250 Milliarden US-Dollar anwachsen wird, wobei ein robustes Wachstum von etwa 6 Prozent pro Jahr zu erwarten ist. Ein Blick auf die breitere Entwicklung dieses Segments zeigt die positive Entwicklung auch gegenüber dem Gesamtmarkt. Betrachtet man den Zeitraum seit Anfang 2018, konnte der STOXX Global Video Gaming Index (in USD) den S&P 500 (in USD) um knapp 70 Prozentpunkte schlagen. In diesem rasant wachsenden Markt spielen neue Technologien eine entscheidende Rolle. Virtual Reality (VR) und Cloud-Gaming bieten neue, spannende Möglichkeiten für Entwickler und Spieler. KI wird dabei als Treiber dieser Innovationen gesehen.
Die wichtigsten Akteure und ihre Aktien
Die grössten Unternehmen der Gaming-Industrie profitieren nicht nur von einem boomenden Markt, sondern auch von der Einführung neuer Technologien. Insbesondere in den Bereichen KI und E-Sports erwarten Analysten ein starkes Wachstum. Die wichtigsten Aktien aus der Branche sind:
- Microsoft: Der Tech-Gigant spielt nicht nur durch seine Spielekonsole Xbox und dem Betriebssystem Windows eine zentrale Plattform-Rolle im Gaming-Markt, sondern auch durch eigene Spielentwicklungen und Übernahmen, wie des Call of Duty-Entwicklers Activision Blizzard für rund 69 Milliarden US-Dollar und dem Entwicklerstudio hinter Minecraft. Dies wird langfristig die Position von Microsoft im Gaming-Markt weiter stärken. Trotz der Entlassungen hat das Unternehmen weiterhin einen starken Fokus auf KI-Investitionen. Das Microsoft-Engagement in der Gaming-Industrie ist ein langfristiger Wachstumsmotor.
- Tencent: Das chinesische Unternehmen ist eines der grössten Gaming-Unternehmen weltweit. Mit einem Jahresumsatz von rund 27 Milliarden US-Dollar aus dem Gaming-Bereich gehört Tencent zu den führenden Akteuren. Tencent profitierte in den letzten Jahren von seiner Expansion auf internationale Märkte, insbesondere durch Übernahmen von grossen westlichen Studios wie Riot Games und Epic Games. Im ersten Quartal 2025 stieg der Umsatz um 13 Prozent, jedoch lagen die Gewinne unter den Erwartungen, was zeigt, wie stark die Konkurrenz und regulatorische Herausforderungen in China den Gewinn von Tencent bremsen können.
- Electronic Arts (EA): Das Unternehmen ist bekannt für Franchise-Titel wie FIFA, Madden NFL und Battlefield. EA profitiert von der zunehmenden Nachfrage nach Sportsimulationen und E-Sports. Die Aktien von EA haben in den letzten Jahren eine stabile Performance gezeigt, was auf die langfristige Relevanz der Marken und den Erfolg der Live-Services zurückzuführen ist.
- Take-Two Interactive: Mit seiner ikonischen Serie Grand Theft Auto und dem kürzlich angekündigten Release von GTA VI ist Take-Two eine der beliebtesten Gaming-Aktien. Das Unternehmen hat sich als besonders stark in der Entwicklung von Open-World-Spielen etabliert. Die Aussicht auf das neue GTA VI hat das Vertrauen der Anleger gestärkt, was sich positiv auf die Aktienkurse auswirkt.
- Ubisoft: Dass selbst ein etabliertes Unternehmen in einem Boom-Markt seine Schwierigkeiten haben kann, zeigt der französische Entwickler Ubisoft. Mit weltbekannten Erfolgsfranchises wie Assassin's Creed und Far Cry hat sich dieser als fester Akteur im AAA-Segment etabliert. Allerdings sieht sich Ubisoft zunehmend mit Herausforderungen im Bereich der Live-Service-Games und einer wachsenden Konkurrenz aus dem Indie-Sektor konfrontiert. Zudem belasten wiederholte Spielverschiebungen sowie interne Skandale das Unternehmensimage. Ganz abschreiben sollte man die französischen Game-Entwickler allerdings nicht. Trotz aller Hürden bleibt Ubisoft ein bedeutender Player im Gaming-Markt, insbesondere durch strategische Partnerschaften wie mit Tencent, die die langfristige Ausrichtung auf starke Franchise-Marken wie Rainbow Six und Assassin's Creed unterstreichen.
- Nvidia: Als führender Hersteller von Grafikprozessoren (GPUs) ist Nvidia von entscheidender Bedeutung für den Gaming-Markt, insbesondere für den Einsatz in PC-Gaming und Cloud-Gaming. Die leistungsstarken GPUs von Nvidia ermöglichen hochauflösende Grafiken und eine flüssige Spielerfahrung, was den Wettbewerbsvorteil der Spieleplattformen und -konsolen stärkt. Zudem profitiert Nvidia von der zunehmenden Bedeutung von Künstlicher Intelligenz, da ihre GPUs auch für KI-gestützte Anwendungen, einschließlich in der Gaming-Industrie, verwendet werden.
- AMD: Ein weiterer wichtiger Akteur ist AMD, der Konkurrent von Nvidia im Bereich der Grafikprozessoren. AMD hat in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht und bietet leistungsstarke GPUs an, die vor allem im PC-Gaming und zunehmend auch in Konsolen wie der PlayStation und Xbox verwendet werden. AMD profitiert von der hohen Nachfrage nach High-Performance-Prozessoren für Gaming und KI-Anwendungen.
Investieren in den Gaming-Markt: Einzelaktien und ETF
Für Anleger gibt es verschiedene Möglichkeiten, von der Gaming-Industrie zu profitieren. Einzelaktien sind eine Möglichkeit, direkt in Unternehmen wie Microsoft, Tencent oder Take-Two Interactive zu investieren. Diese Unternehmen dominieren den Markt und bieten langfristige Wachstumsperspektiven, insbesondere im Bereich KI und E-Sports.
Für Anleger, die eine diversifizierte Investition bevorzugen, sind Branchen-ETF eine attraktive Option. So umfasst als Beispiel der VanEck Video Gaming and eSports ETF nicht nur eine breite Palette von führenden Gaming-Unternehmen, sondern auch Chipherstellern, wie Nvidia und AMD. Dies hat über die letzten 12 Monaten für eine Entwicklung von mehr als 50 Prozent gesorgt.
Fazit: Die Spiele sind eröffnet!
Die Gaming-Industrie steht vor einem spannenden Jahrzehnt, das von neuen Technologien und einer zunehmenden Professionalisierung des Marktes geprägt sein wird. KI, Virtual Reality und Cloud-Gaming bieten zahlreiche Chancen für Innovationen und Wachstum. Für Anleger ist dies eine interessante Gelegenheit, in einen Sektor zu investieren, der nicht nur unterhaltsam, sondern auch finanziell lukrativ ist.
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