Diese Aktie ist Europas Schlüsselzulieferer für den globalen KI-Boom

VZ Chartanalyse

Europäische Hardware ist essenziell für den globalen KI‑Boom – nach einer Schwächephase haben sich viele Tech‑Titel eindrucksvoll erholt. Eine neue VZ-Chartanalyse‑Serie zu europäischen KI‑Hardware‑Champions, den Auftakt bildet Branchenprimus ASML.

Publiziert vor 7 Stunden

Autor

Andreas Paciorek

Funktion Anlageexperte

Beschreibung

Im Schatten der grossen amerikanischen KI-Profiteure und nach Auflösung des "Zoll-Nebels" aus dem Frühjahr, haben zahlreiche europäische KI-Hardware-Perlen – von VAT bis BE-Semiconductor – ihre Kursschwäche überwunden und drängen wieder in Richtung ihrer Allzeithochs. Gleichzeitig deutet sich eine Phase an, in der sich im globalen KI-Boom die Spreu vom Weizen trennt. Grund genug, eine neue Chartanalyse-Serie für europäische KI-Hardware-Titel zu starten. Los geht es mit dem europäischen Champion – ASML. Für Leser, die lediglich zur Chartanalyse springen möchten: Diese beginnt ab "Was sagt der Chart".

Man kennt es aus anderen Bereichen: Riesige internationale Konzerne vermarkten und monetarisieren Systeme an Endkunden, während ein grosser Teil der Hardware beziehungsweise die dafür notwendige Infrastruktur häufig von Industrie-Champions vom alten Kontinent kommt. Das Spektrum reicht von handgefertigten Optikteilen über hausgrosse Getriebe bis hin zu winzigen Sondermaschinen. Ein Beispiel für ein essentielles europäisches Rädchen, ohne welches das ganz grosse globale KI-Rad von Nvidia, TSMC und Co nicht gedreht werden könnte, ist ASML

ASML aus den Niederlanden baut die einzigen Maschinen weltweit, die extrem feine Strukturen (im Nanometerbereich) auf Computerchips erzeugen können. Diese sogenannten EUV-Lithografie-Anlagen (Belichtungssysteme mit extrem ultraviolettem Licht) sind nötig, damit Hochleistungsprozessoren entstehen, die für Künstliche Intelligenz (KI) gebraucht werden. Ohne diese Technik könnten Firmen wie Nvidia oder Apple keine Chips entwickeln, die komplexe KI-Berechnungen überhaupt möglich machen. Da ASML ein Monopol auf diese Schlüsseltechnologie hat, ist die gesamte Chipindustrie von seinen Maschinen abhängig. Deshalb gilt zumindest aktuell: Ohne ASML gäbe es keine moderne KI-Hardware – und damit auch keinen globalen KI-Boom. 

Aktienkurs: Rückschlag und Erholung

Vom Allzeithoch im Juni 2024 bei 1022 Euro gab die ASML-Aktie dennoch deutlich nach. Bis zum Tief im April dieses Jahres verlor sie rund 50 Prozent an Wert.

Im Hintergrund standen eine zyklische Schwächephase der Halbleiterbranche und geopolitische Risiken. Führende Chipproduzenten hatten geplante Investitionen zurückgestellt, sodass Auftragseingänge von ASML im dritten Quartal 2024 stark zurückgingen. Gleichzeitig belasteten neue Exportbeschränkungen für High-End-Anlagen nach China – einem bis dahin wichtigen Absatzmarkt – das Geschäft. Als das Management damals seine Umsatzprognose für 2025 deutlich senkte, löste dies einen breiten Abverkauf im gesamten Sektor aus. Dieser Rückschlag spiegelte vor allem kurzfristige Belastungsfaktoren und Branchenverunsicherung wider, weniger eine grundlegende Schwäche des Geschäftsmodells.

Auch als wir im Juli auf ASML blickten, dominierten Zurückhaltung des Managements, geopolitische Unsicherheiten und ein abrupter Kursrutsch die Stimmung. Trotz damals solider Rekordzahlen zum zweiten Quartal 2025 war die Aktie zeitweise um mehr als 10 Prozent gefallen. Es war ein klassischer Fall, in dem kurzfristige Unsicherheit und übergeordnet bärisches Sentiment aufgrund der Zoll-Unsicherheiten die langfristig starke Position des Unternehmens überlagerten. Heute, wenige Monate später, zeigt sich, wie schnell sich der Markt auf strukturelle Trends zurückbesinnt: Der Kurs hat sich inzwischen wieder auf rund 950 Euro erholt und damit über 50 Prozent seit dem damaligen Chartkommentar (ASML: Kursrücksetzer trifft starke Basis) zugelegt. 

Analysten geben Rückenwind 

Mehrere grosse Investmentbanken – darunter Deutsche Bank, Morgan Stanley und JP Morgan – haben in jüngster Zeit ihre positive Sicht auf ASML bekräftigt. Sie alle sehen das Unternehmen strukturell gut positioniert und behalten ihre positiven Empfehlungen bei. Besonders positiv äussert sich Didier Scemama von der Bank of America. Für ihn gehört ASML nicht nur zu den spannendsten Unternehmen der gesamten Halbleiterbranche, sondern ist auch einer seiner Favoriten für 2026. 

Steigende "Lithografie-Intensität" treibt die Nachfrage 

Ein zentrales Argument der Analysten ist die steigende sogenannte Lithografie-Intensität – also die Zahl und Komplexität der Belichtungsschritte, die nötig sind, um moderne Chips herzustellen. Je komplexer diese Schritte, desto stärker profitieren ASMLs Maschinen. Besonders im Speichersegment – etwa bei der nächsten Generation von Arbeitsspeicher-Chips – steigt der Bedarf deutlich: Hersteller benötigen mehr EUV-Schichten und planen bereits zusätzliche Kapazitäten für 2027. Dieses Verhalten gilt als früher Indikator dafür, dass die Investitionen im Halbleitersektor wieder anziehen – und ASML direkt davon profitiert. 

ASML bleibt technologisch unverzichtbar

Mit dem Übergang zu immer kleineren Chipstrukturen – aktuell Richtung 2-Nanometer-Technologie – steigen die Anforderungen an Präzision und Energieeffizienz. KI-Chips, klassische Prozessoren und spezialisierte Beschleuniger benötigen feinste Strukturen, die ohne EUV-Technologie nicht machbar wären. Hinzu kommt die nächste Entwicklungsstufe: die High-NA-EUV-Maschinen (EUV-Systeme der nächsten Generation mit noch höherer Auflösung), die noch kleinere Strukturen ermöglichen sollen und ab 2027/28 erstmals spürbare Umsätze liefern könnten. Bis 2032 rechnet ASML damit, dass die neuen Systeme ähnlich profitabel sind wie das bestehende Geschäft – ein wichtiger Hebel für das langfristige Gewinnprofil. 

Die Risiken: China, Exportauflagen und Bewertungsniveau 

Trotz der robusten Nachfrageperspektive bleibt das Umfeld nicht frei von Risiken. Am deutlichsten zeigt sich dies im China-Geschäft, wo Exportbeschränkungen den Verkauf bestimmter High-End-Anlagen bremsen und ASML für 2026 einen Umsatzrückgang von rund 14 Prozent erwartet. Zusätzlich bestehen Unsicherheiten hinsichtlich weiterer regulatorischer Massnahmen – sowohl in den USA als auch in Europa – die den Zugang zu wichtigen Wachstumsmärkten beeinflussen könnten. Schliesslich bleibt auch offen, wie schnell die neue High-NA-Generation tatsächlich skaliert und ob die geplanten Margenverbesserungen wie prognostiziert eintreten. 

Das grundlegende Bild bleibt aber intakt. Die Nachfrage nach modernen Fertigungstechnologien steigt, Halbleiterhersteller planen zusätzliche Kapazitäten, und mit der High-NA-EUV-Technologie erschliesst ASML einen weiteren Wachstumspfad für die kommenden Jahre. Ein erwartetes KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von rund 34 für 2026 ist ambitioniert, wirkt jedoch angesichts der dominanten Marktstellung und der erwarteten Ergebnissteigerungen ab 2027 vertretbar. 

Was sagt der Chart 

Die Aktie hat sich in den vergangenen Monaten deutlich gefestigt und liegt aktuell rund 40 Prozent über dem Niveau zu Jahresbeginn. Damit notiert sie weniger als 10 Prozent unter ihrem Allzeithoch vom Juli 2024 bei 1.022 Euro. Aus technischer Sicht eröffnet sich damit die Möglichkeit einer neuen charttechnischen Einordnung. Die zentrale Frage lautet: Welche Kursmarken sind aus jetziger Perspektive besonders relevant? 

Langfristiger Blick 

Im Wochenchart zeigt sich seit 2021 ein klar definierter, langfristig steigender Preiskanal, innerhalb dessen sich die Kursentwicklung bislang weitgehend bewegt hat. Sowohl nach oben als auch nach unten gab es 2024 und 2025 einzelne Ausbruchsversuche, die jedoch rasch korrigiert wurden – ein Hinweis auf die technische Relevanz dieser Kanalbegrenzungen. Auffällig ist zudem die Mittelkanallinie, die im Verlauf wechselnd als Unterstützung oder Widerstand fungierte – abhängig davon, von welcher Seite der Kurs auf sie traf. 

Ein weiteres Element zur Einordnung der aktuellen Trendstärke sind potenzielle Divergenzen: Im Chart ist ersichtlich (lila markiert), dass sich 2024 neue Hochs im Kurs nicht mit neuen Hochs im MACD (einem Trendfolge-Indikator) deckten, ebenso umgekehrt in 2025. Solche Diskrepanzen – sogenannte Divergenzen – gelten oft als Warnsignale für mögliche Trendwenden. Aktuell zeigen Kurs und Indikator jedoch ein stimmiges Bild, was einen stabilen Aufwärtstrend untermauert. 

Ebenfalls positiv zu werten ist der Bruch der 50-Wochen-Linie Anfang September, der seither bestätigt wurde – diese längerfristige Durchschnittslinie zeigt nun wieder aufwärts. 

Kurzfristiger Blick 

Im Tageschart lässt sich erkennen, dass die starke Kursrally, die im September einsetzte, inzwischen im RSI (Relative Strength Index – ein Indikator für überkaufte oder überverkaufte Marktsituationen) verarbeitet wurde. Der aktuelle Stand signalisiert keine überhitzte Lage und spricht damit nicht gegen eine Fortsetzung der Bewegung nach oben. 

Bis zum Intraday-Allzeithoch bei 1022 Euro fehlen derzeit noch etwa 8 Prozent. Noch interessanter ist jedoch das mittelfristige Ziel an der oberen Begrenzung des angesprochenen Preiskanals. Diese liegt – leicht steigend – aktuell bei etwa 1110 Euro. Vom aktuellen Niveau aus entspricht das einem weiteren Aufwärtspotenzial von rund 18 Prozent. 

Unterstützungen und Risikozonen 

Auf der Unterseite sind insbesondere drei Marken technisch bedeutsam: die runde 900-Euro-Zone, die Mittelkanallinie sowie die zentrale Unterstützung bei etwa 825 Euro. Diese letzte Marke ist auch im längerfristigen Kontext relevant. Im ungünstigsten Fall droht von hier aus ein Rückgang von rund 13 Prozent – was kurzfristig betrachtet kein ideales Chance-Risiko-Verhältnis darstellt. Die Kursschwäche aus der Sommeranalyse stellte da eine bessere Option dar. 

Für Trader oder kurzfristig orientierte Anleger könnte daher ein enger gesetzter Stopp-Loss – oder ein Abwarten eines erfolgreichen Tests einer dieser Unterstützungen – das Verhältnis von Risiko zu möglichem Ertrag verbessern.

Diese Einordnung gilt lediglich für den kurzfristig-orientierten Anleger, der das genannte Chartbild handeln möchte.

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