Analyse zu Barry Callebaut
Der weltweit führende B2B-Hersteller von Schokolade- und Kakaoprodukten steht derzeit vor grossen Herausforderungen. Rekordhohe Kakaopreise und ein rückläufiges Verkaufsvolumen prägen die jüngste Geschäftsentwicklung von Barry Callebaut, was sich negativ auf den Aktienkurs des Unternehmens ausgewirkt hat.
Barry Callebaut beliefert die Lebensmittelindustrie in über 40 Ländern und beschäftigt rund 12’500 Mitarbeitende an 60 Produktionsstandorten. Die gesamte Wertschöpfungskette – von der Beschaffung der Rohstoffe bis hin zur Produktion von Schokolade – liegt in den Händen des Unternehmens. Diese umfassende Kontrolle über die Produktion bringt Vorteile, kann jedoch auch Risiken verstärken, wenn externe Faktoren wie Rohstoffpreise die Geschäftsentwicklung beeinflussen. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 verzeichnete Barry Callebaut einen Rückgang des Verkaufsvolumens um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Schokoladenmarkt insgesamt schrumpfte um 2,6 Prozent, was die schwierigen Marktbedingungen unterstreicht. Haupttreiber für die rückläufige Entwicklung ist der stark gestiegene Kakaopreis.
Viele Faktoren kommen zusammen
Westafrika, was rund 70 Prozent des weltweiten Kakaos anbaut, kämpft mit Krankheiten bei Kakaobäumen und ungünstigen Wetterbedingungen. Auch mangelnde Investitionen der Kakaofarmen in Kombination mit strukturellen Problemen der Produktionsländer machen sich bemerkbar. Zusätzlich versucht China mittels Kontrolle der Lieferzugängen den Kakaomarkt für sich zu gewinnen. Aktuell gehen rund 40 Prozent der afrikanischen Kakaoproduktion direkt an chinesische Unternehmen. Daraus resultiert ein anhaltendes Angebotsdefizit für den westlichen Kakaomarkt, was die Preise zusätzlich in die Höhe treibt. Immerhin sieht die Situation bei den Preisen für Zucker und Milchprodukten entspannter aus.
Während der Zuckerpreis aufgrund besserer Erntebedingungen im Jahresvergleich um 22 Prozent gesunken ist, blieben die Preise für Milchprodukte einigermassen stabil. Dies lindert den Margendruck aufgrund der starken Preisentwicklung beim Kakao. Barry Callebaut ist nur im B2B-Geschäft tätig und im Gegensatz zu bekannten Schokoladenherstellern wie beispielsweise Lindt & Sprüngli ohne eigene Konsumentenmarken unterwegs. Daher sind sie nicht in der Lage, mit Marketingaktionen dem Margenzerfall entsprechend entgegenzutreten. Zudem werden mit den Geschäftspartnern langfristige Verträge abgeschlossen, wodurch die Kostenzunahmen teilweise verzögert und nicht in jedem Fall vollumfänglich überwälzt werden können.
Massnahmen eingeleitet und Prognosen gesenkt
Mit dem sogenannten «BC Next Level» hat Barry Callebaut vor einigen Monaten ein Restrukturierungsprogramm gestartet, um die Effizienz zu steigern und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Ziele umfassen die Vereinfachung der Prozesse, die Senkung von Kosten sowie das Vorantreiben der Digitalisierung. Diese Massnahmen wurden im Anschluss an einen CEO-Wechsel und einer umfassenden Strategieprüfung im Jahr 2023 eingeleitet und zeigten im ersten Halbjahr 2024 erste Erfolge. Daraufhin kehrte Vertrauen zurück und der Aktienkurs setzte zu einer Erholung an. Diese wurde im Herbst des vergangenen Jahres abrupt gestoppt, als der Kakaopreis neue Rekordhöhen erreichte. Die Unsicherheit auf dem Kakaomarkt bleibt 2025 die zentrale Herausforderung. Einige Kunden zögern mit ihren Bestellungen, da sie auf fallende Preise spekulieren. Das Unternehmen hat die Absatzprognose für das Gesamtjahr entsprechend gesenkt.
Konklusion
Die Dynamik des Kakopreises bleibt ein wesentlicher Risikofaktor. Die Internationale Kakao-Organisation (ICCO) erwartet weiterhin ein angespanntes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Da der Kakaopreis von vielen externen Faktoren bestimmt wird, ist dessen Preisentwicklung mit vielen Unsicherheitsfaktoren umgeben. Prognosen der Weltbank gehen davon aus, dass der Kakaopreis im Jahr 2025 um rund 13 Prozent fallen werden. Gleichzeitig gibt es Anzeichen, dass sich die Wetterlage in Westafrika beruhigt. Zudem bewegen die hohen Kakaopreise die Anbieter, die Produktion zu erhöhen. Beispielsweise finden Bemühungen in Brasilien statt, die Kakaoproduktion auszubauen.
Die Margen von Barry Callebaut dürften zwar vorerst unter Druck bleiben. Auf lange Sicht ist allerdings zu erwarten, dass sich die Unternehmenssituation auch bei einem erhöhten, aber konstanten Kakaopreis wieder schrittweise erholt. Zudem ist sich Barry Callebaut der schwierigen Situation bewusst und hat entsprechende Schritte eingeleitet. Fortschritte bei der Restrukturierung und Effizienzsteigerung sprechen für das Unternehmen, werden aber von den Anlegerinnen und Anlegern noch zu wenig wertgeschätzt.
Sofern sich die Marktbedingungen entspannen, dürfte das negative Momentum aus dem Aktienkurs weichen. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass Barry Callebaut über eine ausgezeichnete Marktpositionierung verfügt, welche es ihr jahrelang ermöglicht hat, eine solide Bilanzstruktur und einen hohen freien Cashflow aufzubauen. Aufgrund dieser Qualitätsmerkmale scheint die Aktie moderat bewertet zu sein, welche tiefer als der Branchendurchschnitt und unterhalb der eigenen Historie liegt.
Das aktuelle Umfeld mit den rekordhohen Kakaopreisen bereitet dem Marktführer zwar grosse Probleme. Gleichzeitig befindet sich Barry Callebaut mit dem eingeführten Restrukturierungsprogramm im Umbruch. Viele der eingeleiteten Massnahmen werden wohl erst ab dem Geschäftsjahr 2025/2026 die endgültigen Früchte tragen und dürften ab dann zu einer Wachstumsbeschleunigung führen. Bis dahin gilt es eine Übergangsphase durchzustehen. Mit der Publikation der detaillierten Halbjahreszahlen anfangs April 2025 dürften die mittelfristigen Aussichten geschärft werden können.
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