VZ Analyse
Die UBS liegt als einzig verbliebene Schweizer Grossbank im Clinch mit der Regierung und der Finanzmarktaufsicht. Dabei geht vergessen, dass der Schweizer Bankenplatz viel mehr zu bieten hat. Nach der Veröffentlichung einiger Halbjahreszahlen macht das VZ eine Auslegeordnung.
28. Juli 2025
Beschreibung
Der grosse Gewinner des CS-Unterganges ist zweifellos EFG. Die Privatbank, welche an rund 50 Standorten in über 30 Ländern tätig ist, konzentriert ihre Aktivitäten in der Schweiz auf die Private-Banking-Standorte Zürich und Genf. 2023 und 2024 konnten jeweils Rekordergebnisse erzielt werden. Auch das erste Halbjahr 2025 weiss zu gefallen. Der Nettoneugeldzufluss beträgt 5,4 Milliarden Franken (+3,8 Prozent gegenüber Vorjahr), womit die verwalteten Kundengelder auf 162,3 Milliarden gestiegen sind (+1,9 Prozent gegenüber Ende 2024). Der Aktienkurs hat sich zurecht sehr positiv entwickelt, dürfte aber mittlerweile einiges der sehr guten operativen Entwicklung einpreisen.
Weit von dieser Dynamik entfernt ist Julius Bär. Bei der Zürcher Privatbank müssen weiterhin Altlasten aus dem Benko-Skandal aufgeräumt werden und neues Vertrauen geschafft werden. Immerhin konnte Julius Bär im ersten Halbjahr 2025 einen Netto-Neugeldzufluss von 7,9 Milliarden Franken (Vorjahr 3,7 Milliarden Franken) vermelden. Im Vergleich zum Jahresende 2024 sind die verwalteten Vermögen allerdings um 3 Prozent gesunken. Nebst «Bereinigungsarbeiten» hat sich vor allem die Dollar-Schwäche negativ ausgewirkt. Der neue CEO dürfte nun aber die alten Lasten sukzessive bereinigt haben und mit neuer Zuversicht in die Zukunft blicken. Gut möglich, dass Julius Bär wie auch deren Aktienkurs in den nächsten Monaten neuen Schwung entfachen können.
Ein weiters Schwergewicht im Schweizer Banking ist Vontobel. Nach längerer Durststrecke gehörte die Aktie seit vergangenem Herbst zu den Outperformern. Die Halbjahreszahlen stoppten diesen Höhenflug abrupt und schickten die Aktie am Tag der Veröffentlichung auf Talfahrt (-12,5 Prozent). Zwar läuft das Geschäft mit den Privatkunden anständig, und die Bank vermeldet einen Zufluss von 3,3 Milliarden Franken. Das Segment «Institutional Clients» ist aber weiter rückläufig. Unter dem Strich verbleibt nach sechs Monaten ein deutlich kleinerer Neugeldzufluss als vor Jahresfrist, was in einem tieferen Reingewinn resultiert. Noch ist nicht klar ersichtlich, wie Vontobel zur alten Stärke zurückkommen könnte. Deshalb ist auch bezüglich Aktienengagement keine Eile angezeigt.
Keine Bank im klassischen Sinne ist Partners Group. Die international tätige Finanzgesellschaft bietet eine umfangreiche Palette an Anlageprodukten in den Bereichen Private Equity, Private Debt, Private Infrastructure und Private Real Estate an. Per Ende Juni verwaltete der Asset Manager 174 Milliarden Dollar. Aufgrund aufhellender Rahmenbedingungen blickt Partners Group optimistisch in die Zukunft und erwartet eine gute Dynamik betreffend Kapitalzusagen für die zweite Jahreshälfte. Dies dürfte auch dem Aktienkurs gut bekommen, welcher deutlich tiefer handelt als im Frühling 2025. Darüber hinaus zahlt das Unternehmen eine attraktive Dividende von über 3,5 Prozent.
Wenn von Dividende im Bankensektor die Rede ist, darf Cembra Money Bank nicht fehlen. Der Konsumkreditspezialist betreibt ihr Geschäft in allen Schweizer Landesteilen und zählt mehr als 1 Million Kunden. Cembra hat eine schwierige Phase aus den Jahren 2021/2022 mit dem Wegfall des Migros-Kreditkartengeschäft und steigenden Zinsen mittlerweile recht gut verdaut. Der Finanzdienstleister konnte seine attraktive Dividendenausschüttung nicht nur konstant halten, sondern in der jüngeren Vergangenheit leicht erhöhen. Unter anderem auch deshalb überzeugte der Aktienkurs seit Ende 2023. Trotz solidem Halbjahresresultat korrigierte die Aktie am Berichtstag nun aber stark, was auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen ist, nachdem die Aktie bis dahin um über 20 Prozent zugelegt hatte seit anfangs Jahr. Der Titel sollte insbesondere bei Dividendenjägern (wieder) auf dem Radar sein.
Nicht Gewinnmitnahmen, sondern ein ernüchterndes operatives Geschäftsresultat stand bei Leonteq im Zentrum. Der Aktienkurs des Derivate-Spezialist brach um fast 20 Prozent ein, nachdem dieser bereits im Jahr 2024 um über 40 Prozent korrigierte. Der Betriebsertrag sank in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 7 Prozent, hauptsächlich aufgrund geringerer Kommissions- und Dienstleistungserträge. Trotz der teilweise sehr hohen Marktvolatilität, was Leonteq eigentlich in die Karten spielen sollte, konnten das höhere Handelsergebnis den Rückgang nur teilweise kompensieren. Bei Leonteq haben sich in den letzten Jahren einige Herausforderungen angehäuft, welche sich nicht unmittelbar lösen lassen. Der Aktienkurs dürfte deshalb weiter unter Druck stehen.
Eine solche Enttäuschung wird es beim Halbjahresergebnis von Swissquote mit Bestimmtheit nicht geben. Die Onlinebank ist auf einem Höhenflug, welcher auch im ersten Halbjahr 2025 nicht unterbrochen wurde. Der Hype rund um die Kryptowährungen hilft Swissquote zusätzlich, weil eine gewisse Korrelation zwischen dem Aktienkurs und den Bewegungen am Krypto-Markt nicht von der Hand zu weisen sind. Die Halbjahreszahlen werden am 14. August 2025 vorgelegt.
Fazit
Der momentane Überflieger im traditionellen Schweizer Banking ist EFG. Allerdings dürfte in Bezug auf die Aktienkursentwicklung Swissquote den etwas längeren Schnauf haben und noch mehr an Potenzial absorbieren können. Interessant könnte die zukünftige Ausrichtung und Entwicklung bei Julius Bär sein. Vontobel und Leonteq haben weitere Hausaufgaben zu erledigen, während Cembra Money Bank ein Dividendentitel bleiben dürfte und Partners Group eine solide Beimischung für das Portfolio darstellt.