Auslaufmodelle unter den Indizes

VZ Analyse

Leitindizes sollen zeigen, wie sich ein Aktienmarkt entwickelt. Viele bekannte Indizes erfüllen diesen Anspruch, doch einige wirken heute veraltet.

Publiziert 10. Dez. 2025

Autor

Christian Huber

Funktion Anlageexperte

Beschreibung

Die meisten modernen Indizes gewichten Unternehmen nach ihrer Marktkapitalisierung. Je höher der Börsenwert eines Unternehmens, desto stärker wirkt es sich auf den Index aus. Internationale Indizes wie jene von MSCI oder in der Schweiz von der SIX folgen diesem Prinzip. Doch nicht alle bekannten Indizes halten sich daran. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Frage, ob Dividenden im Index enthalten sind oder nicht. Nur mit Dividenden zeigt ein Index die tatsächliche Wertentwicklung.

Zwei bekannte Ausnahmen

Die ältesten noch berechneten Indizes tragen den Namen ihrer Gründer Charles Dow und Edward Jones. Der erste Dow-Jones-Index erschien 1884 und enthielt Transportwerte. Kurz darauf entstand der Dow Jones Industrial, der bis heute zu den meistbeachteten Indizes gehört. Er umfasst 30 grosse US-Unternehmen und trägt den Begriff „Industrial“ noch immer im Namen, obwohl er längst nicht nur Industrieunternehmen enthält. Entscheidend ist vor allem die Art seiner Berechnung: Der Dow ist ein preisgewichteter Index. Nicht die Unternehmensgrösse bestimmt das Gewicht, sondern der Aktienpreis.

Das führt zu Verzerrungen. Nicht die wertvollen Techgiganten dominieren den Index, sondern Titel aus dem Finanzsektor. Die Aktie von Goldman Sachs hat über 10 Prozent Gewicht, nur weil ihr Preis höher ist als der anderer Mitglieder. Auch im Technologiesektor entstehen dadurch Verschiebungen: Microsoft hat ein deutlich höheres Gewicht als Apple, und die Lücke zu Nvidia ist noch grösser. Zudem fehlen wichtige Unternehmen wie Alphabet und Meta komplett.

Trotz dieser Schwächen bleibt der Dow Jones Industrial eine oft genannte Referenz in den USA, auch wenn der S&P 500 als aussagekräftiger gilt. Ein weiteres Beispiel für einen preisgewichteten Index ist der japanische Nikkei 225. Der Topix 100 bildet den Markt zwar besser ab, ist aber weniger bekannt. Dass mit den Dow-Jones-Indizes und dem Nikkei 225 nur noch zwei grosse Indizes nach Preisen gewichten, zeigt, wie klar sich die Marktkapitalisierung als Standard durchgesetzt hat.

Dividenden verändern das Bild

Der bekannteste Schweizer Index ist der SMI. Auch er hat einen Schwachpunkt: Als Preisindex berücksichtigt er Dividenden nicht und bildet damit die Realität unvollständig ab. Dividenden sind jedoch ein zentraler Bestandteil der Rendite, und nicht viele Anleger würden darauf verzichten. Aber obwohl die 20 grössten Schweizer Unternehmen im Durchschnitt rund 3 Prozent pro Jahr aus an Dividenden ausschütten, fehlt dieser wichtige Teil der Wertentwicklung im SMI. 

Über die Zeit entsteht eine immer grössere Lücke zwischen dem offiziellen SMI-Stand und der tatsächlich erzielbaren Anlegerrendite, weil reinvestierte Dividenden aufgrund des Zinseszinseffekt die Performance verbessern.

Es gibt den SMI zwar auch als Performanceindex mit Dividenden, gezeigt wird aber fast immer der Preisindex. Der breiter gefasste SPI ist dagegen standardmässig ein Performanceindex. In anderen Ländern ist die Situation ähnlich: Bekannte Leitindizes wie S&P 500, Nasdaq, Nikkei 225, Topix oder FTSE 100 berücksichtigen Dividenden ebenfalls nicht.

Was bedeutet das für Investition

Bei passiven Anlagen wie ETFs oder Indexfonds ist der Umgang mit Dividenden für den Anleger unkompliziert. Die Fonds schütten entweder Dividenden aus (ausschüttende Variante) oder reinvestieren sie automatisch (thesaurierende Variante). Der fundamentale Unterschied der Indexarten wird jedoch beim Vergleich von Indizes selbst relevant. Hier sollte immer klar sein, ob Dividenden enthalten sind, weil nur so die tatsächliche Wertentwicklung sichtbar wird.

In der Praxis dominieren zudem Produkte auf die heute gebräuchlichen, marktkapitalisierten Indizes. Historisch bedeutende, aber heute weniger gebräuchliche Indizes, etwa der Dow Jones oder Nikkei, spielen als Basis für passive Anlageprodukte nur eine untergeordnete Rolle – und bleiben in diesem Kontext Nischenprodukte.

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