Alcons Weg durch ein turbulentes Jahr

VZ Analyse

Der Augenheilmittelkonzern hat nach einem Halbjahr mit einer investitionsscheuen US-Medizinbranche die operative Wende geschafft. Neue Produkte und eine breiter abgestützte Nachfrage stabilisieren das Geschäft, während die langfristigen Wachstumsaussichten intakt bleiben.

Publiziert 2. Dez. 2025

Autor

Claudio Betschart

Funktion Anlageexperte

Beschreibung

Vor sechs Jahren entliess Novartis die Augenheilsparte von Alcon in die Selbständigkeit. Der Basler Pharma-Riese entledigte sich damals einer hoch verschuldeten und wachstumsschwachen Sparte. Alcon hat die Unabhängigkeit aber genutzt, um den Business Case zu schärfen. 

Der Hersteller von Kontaktlinsen und Produkten für die Augenheilkunde konnte die Aktionäre mit attraktiven Margen und starkem Umsatzwachstum überzeugen, was zu Beginn von 2025 zu Höchstständen bei der Aktie führte.

Mit der Einführung der US-Zölle wurde das Jahr 2025 für Alcon aber schwieriger als erwartet. Alcon hat zwar den Unternehmenssitz in Genf, erzielt aber rund die Hälfte des Umsatzes in den USA. Weil das Unternehmen jedoch auch in den USA produziert, schienen die US-Zölle kein Problem für Alcon zu sein. Problematisch wurde aber eine zögerliche Medizinbranche. 

Amerikanische Mediziner hielten sich 2025 mit Investitionen in neue Geräte für die Augenchirurgie zurück. Alcon war lange Zeit nur Rückenwind gewohnt und musste sich nun neu ordnen, was zu zwei Gewinnwarnungen führte. Das Vertrauen in das Management wurde angekratzt und der Aktienkurs hat entsprechend korrigiert.

Operative Stabilisierung

Alcon lanciert derzeit viele Produkte, was für einen eher schleppenden Absatz bei gleichzeitig hohen Kosten sorgt. Entsprechend fielen die Halbjahreszahlen 2025 unter den Erwartungen aus und der Ausblick musste leicht gesenkt werden. Im dritten Quartal kam der operative Umschwung. Nach einer zähen ersten Jahreshälfte zog die Nachfrage an, vor allem dank neuer chirurgischer Systeme und dem Wiedereinstieg in ausgewählte Pharmafelder. 

Die Profitabilität blieb unter Druck, stabilisierte sich aber auf ansprechendem Niveau. Dies ist ein Zeichen, dass Alcon Investitionen als auch Kosten grundsätzlich im Griff hat. Zwar ist der Umsatz und Reingewinn im dritten Quartal im Jahresvergleich gesunken, die Erwartungen wurden aber erfüllt.

Das Management hält an den aktuellen Jahreszielen fest. Der Umsatz soll währungsbereinigt 4 bis 5 Prozent auf 10,3 bis 10,4 Milliarden US-Dollar zunehmen. Die Gewinnmarge wird 2025 voraussichtlich bei rund 20 Prozent zu liegen kommen. Mit der Einführung der neuen Produkte ist das Wachstum breiter abgestützt. Dies ist umso erfreulicher, da es sich bei der Augenheilkunde um einen strukturell wachsenden Markt handelt. 

Einerseits hilft hier die Demographie, andererseits ist insbesondere die Mittelschicht für einen angenehmen Sehkomfort immer mehr bereit, tiefer in die Tasche zu greifen. Dies kann sich, neben einer Umsatzsteigerung, zusätzlich in einer Profitabilitätsverbesserung niederschlagen.

Langfristige Perspektive

Alcon will die Marktführerschaft in der Augenheilkunde weiter zementieren. Daher will Alcon Staar Surgical übernehmen, stösst aber auf Widerstand deren Aktionäre. Die Kritik dreht sich um einen zu tiefen Übernahmepreis und einen unausgereiften Prozess, weshalb die Abstimmung mehrfach verschoben wurde. Die Technologie von Staar würde Alcons Angebot im Bereich implantierbarer Linsen sinnvoll erweitern. Trotzdem macht Alcon klar, dass das Unternehmen seine langfristigen Ziele auch ohne diese Übernahme erreicht.

Unabhängig vom Ausgang des Votums der Staar gilt Alcon als spannender langfristiger Wachstumscase. Das Unternehmen weist eine verbesserte Verschuldungssituation auf und hat einen hohen freien Cashflow. Nach zwei Gewinnwarnungen im Jahr 2025 hat es das Unternehmen im dritten Quartal geschafft, das operative Geschäft zu stabilisieren. Aufgrund hoher Kosten durch die Einführung neuer Produkte, hat die Profitabilität zuletzt gelitten. 

Die neuen Produkte bieten jedoch die Chance, das Wachstum spürbar zu beleben. Die Diskussionen rund um Staar bewegen zwar die Schlagzeilen, ändern aber wenig an der grundsätzlichen langfristigen Stärke des Geschäfts von Alcon. 

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