VZ Analyse
Tesla steckt in der Krise, verliert Marktanteile und kämpft mit internen Problemen. BYD dagegen wächst stark, vor allem in Europa, und zieht an Tesla vorbei.
8. Aug. 2025
Beschreibung
Tesla rutscht tiefer in die Krise
In Europa sind die Verkaufszahlen von Tesla deutlich zurückgegangen. Im Juli verzeichneten Deutschland und Grossbritannien jeweils einen Rückgang der Neuzulassungen um über 50 Prozent. Auch auf europäischer Ebene verliert Tesla seit einiger Zeit Marktanteile, während chinesische Hersteller wie BYD deutliche Zuwächse erzielen. Selbst in Märkten mit steigender Nachfrage nach Elektrofahrzeugen kann Tesla nicht mehr vollständig mithalten.
Auch in den USA zeigt sich ein ähnliches Bild: Der Automobilumsatz ist zwei Quartale in Folge gesunken, und die Auslieferungen haben abgenommen. Zusätzlich belasten der Wegfall von US-Steuervorteilen sowie eine in die Jahre gekommene Modellpalette das Unternehmen. Die Produktion eines neuen, günstigeren Modells schreitet nur langsam voran, und eine klare Absatzprognose liegt derzeit nicht vor.
Gleichzeitig beschädigt CEO Elon Musk mit politischen Aktionen und Machtspielchen zunehmend das Vertrauen in Tesla. Seine zwischenzeitliche Nähe zu Donald Trump, öffentliche Provokationen und parallele Gründungen wie xAI (Explainable Artificial Intelligence) irritieren Anleger und Kunden. Trotz eines laufenden Gerichtsverfahrens um ein früheres 56 Mrd.-Dollar-Vergütungspaket erhielt Musk kürzlich ein neues Aktienpaket im Wert von rund 29 Mrd. Dollar.
Auch juristisch wächst der Druck: In einem Autopilot-Prozess wurde Tesla zu über 240 Mio. Dollar Schadenersatz verurteilt. Weitere Verfahren und eine laufende Untersuchung zu Sicherheitsmängeln belasten zusätzlich. Das Versprechen vom autonomen Fahren steht zunehmend infrage.
Ein positives Signal ist der 16,5 Mrd. Dollar schwere Deal mit Samsung zur Entwicklung neuer KI-Chips für zukünftige Tesla-Fahrzeuge. Ob daraus rechtzeitig marktreife Produkte entstehen, ist unklar. Unterm Strich kämpft Tesla an allen Fronten – technologisch, wirtschaftlich und strategisch.
Obwohl Tesla aktuell von vielen Seiten Gegenwind ausgesetzt ist, notiert der Aktienkurs positiv. Seit Ende 2024 dominiert ein volatiles Auf und Ab, dennoch resultiert auf Dreijahressicht ein Kursplus von über 9 Prozent. Es scheint also, dass Anleger an der langfristigen Vision des Unternehmens festhalten. Dies lässt sich auch am aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ablesen, welches auf sehr hohem Niveau notiert.
Zwar tendiert das erwartet KGV aufgrund prognostizierten Gewinnsteigerungen tiefer, insgesamt bleibt die Bewertung aber hoch. Die Analysten sind indes zwiegespalten. Über 60 Analysten positionieren sich gleichmässig zu einer Verkauf-, Halte- und Kaufempfehlung.
BYD: Des einen Leid ist des anderen Freud
Die Auslieferungen von BYD, Chinas grösstem Hersteller von Elektrofahrzeugen, sind im Juli erstmals in diesem Jahr leicht zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahr blieb das Ergebnis jedoch nahezu stabil. Dieser Rückgang deutet auf den wachsenden Wettbewerbsdruck hin, der durch den intensiver werdenden Preiskampf im chinesischen Markt entsteht. Bereits im Mai hatte BYD einige seiner Modelle mit Preisnachlässen von etwa 30 Prozent angeboten, was andere Hersteller dazu veranlasste, ähnliche Massnahmen zu ergreifen. Die Regierung in Peking hat inzwischen vor einer übermässigen Preiskonkurrenz gewarnt, da diese die Stabilität der Branche gefährden könnte.
Auch andere chinesische Anbieter wie Li Auto (-15 Prozent) und Nio (-16 Prozent) mussten im Juli Rückgänge hinnehmen. Beide Firmen reagierten mit neuen Modellen. Marktanteile sicherten sich jedoch andere: Xpeng meldete einen Rekordmonat. Xiaomi, Leapmotor und Aito verzeichneten ebenfalls deutliche Zuwächse, teils mit zweistelligem Wachstum im Monatsvergleich.
Insgesamt setzt BYD seinen Wachstumskurs in Europa aber fort und konnte sowohl in Grossbritannien als auch in Deutschland die Verkaufszahlen im Juli im Vergleich zum Vorjahr vervielfachen. In Deutschland lag der Hersteller bereits im April erstmals vor Tesla. Während BYD Marktanteile gewinnt, verliert Tesla in den genannten Regionen an Boden. Teslas Marktanteil in Europa schrumpft inzwischen seit sechs Monaten in Folge, was BYD zusätzlichen Rückenwind verschafft.
Im Zeitraum der vergangenen drei Jahren tendierte der Kursverlauf von BYD stets tiefer. Ein kurzzeitiger Anstieg zu Beginn des laufenden Jahres wurde nach enttäuschenden Quartalszahlen zu Nichte gemacht. Schlussendlich resultiert ein leichter Kursanstieg von rund 2 Prozent. Das KGV bei BYD notiert im Vergleich zu Tesla tiefer und wird laut Prognosen im laufenden Geschäftsjahr weiter sinken. Die Analysten sprechen sich nahezu vollständig für eine Kaufempfehlung aus.
Das KGV von Tesla ist nicht direkt mit dem von BYD vergleichbar. BYD agiert vorwiegend als klassischer Hersteller von Fahrzeugen, weshalb seine Bewertung stärker an der Automobilbranche orientiert ist, in der KGVs traditionell niedriger ausfallen. Tesla hingegen wird vom Markt häufig als Technologie- und Wachstumsunternehmen wahrgenommen, ähnlich wie Unternehmen aus den Bereichen Software oder Hightech.
In diesen Sektoren sind höhere KGVs üblich, da Investoren hier ein starkes Umsatzwachstum, eine Verbesserung der Margen sowie zusätzliche Geschäftsmodelle, wie beispielsweise autonome Fahrsoftware oder Energiespeicherlösungen, erwarten. Diese Erwartungen führen zu einer strukturell höheren Bewertung.
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