Geldanlagen

"Anlegen ist eine Frage der Ethik"

Werner Eugster ist Dr. med. und Kardiologe. Im Interview erklärt er, warum sein Beruf mehr als eine Herzensangelegenheit ist – und was seine Gründe waren, bei der Geldanlage nachhaltige Kriterien zu berücksichtigen.

Herr Eugster, Sie haben eine KV-Lehre gemacht, sind Informatiker und haben dann Medizin studiert. Was machen Sie als Nächstes?

Für mich ist in der Regel der Weg schon das Ziel. Vor ein paar Jahren habe ich ein Zusatzstudium in Medizin und Philosophie absolviert. Wenn ich einen Nachfolger für meine Praxis gefunden habe, werde ich meine weitere Wegsuche auch vermehrt fotografisch festhalten.

Wie hat die Philosophie Ihren Umgang mit Patientinnen und Patienten verändert?

Philosophie müsste für Ärzte ein Pflichtfach sein! Durch sie habe ich gelernt, Gewohntes zu hinterfragen. Sie hat mich ermutigt, den einzelnen Menschen noch stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Der Schulmedizin täte es gut, in ihrer rasanten technischen Entwicklung auch für diese Qualität des Arztseins gleichwertig einzustehen.

VZ-Studie

Eine Untersuchung von nachhaltigen Aktien-ETF

Das VZ hat untersucht, woran sich Anlegerinnen und Anleger orientieren können, wenn Sie in nachhaltige Aktien-ETF investieren möchten.

Ein Beispiel?

Es ist faszinierend, sich als junger Mediziner auf das Biologisch-Technische zu fokussieren. Die Methoden und ihre Ergebnisse haben "Quantensprünge" gemacht. Vor 30 Jahren lag die Sterberate nach einem Herzinfarkt bei über 30 Prozent – heute beträgt sie 5 bis 7 Prozent.

Doch neben der Krankheit gibt es auch ein Kranksein: Viele Patienten haben Sorgen und Ängste, obwohl ihr Herz nach einem Infarkt wieder stabilisiert ist. Hier werde ich vom Mediziner zum Arzt. Man muss den Menschen zuhören, um ihnen zu helfen. Erst so kann Heilung entstehen. Das braucht Zeit, die uns kaum mehr zugestanden wird.

Erwarten Sie auch so viel Zeit, wenn Sie sich beraten lassen?

Das ist eine gute Voraussetzung, wenn man seine Pensionierung plant, so wie ich das gemacht habe. Nur wenn man sich Zeit nimmt, kann man Vertrauen entwickeln. In meinen VZ-Berater habe ich mit der Zeit ein grosses Vertrauen aufgebaut. Den Finanzmärkten traue ich allerdings weniger.

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Und trotzdem haben Sie sich entschieden, Geld anzulegen?

Ich nenne das lieber "Geld deponieren" für den Verzehr im Alter. "Anlegen" verbinde ich damit, Wünsche in die Zukunft zu projizieren. Für Buddhisten sind Wünsche der Anfang allen Übels – wahrscheinlich am konkretesten, wenn sie sich von der Hoffnung auf Erfolge an den Börsen nähren.

Warum legen Sie Ihr Geld nach nachhaltigen Kriterien an?

Mit unserem westlichen Ressourcenverschleiss brauchen wir mehr als nur einen Planeten. Für diese Entwicklung trage ich immer eine persönliche Mitverantwortung. Darum muss ich mich auch stets fragen, wie sich meine Entscheidungen und mein Handeln auf meine Mitmenschen und die nachfolgenden Generationen auswirken. Dies gilt im Alltäglichen und natürlich auch bei der "Gelddeponie".

Es darf mir nicht gleichgültig sein, ob ich ein Unternehmen unterstütze, das zum Beispiel seinen Grundstoff aus der Abholzung der letzten Urwälder bezieht, oder ob ich mich für eine Firma stark mache, die in diesem Bereich eine einheimische Wertschöpfung gewährleistet – eine banale ethische Frage also.