VZ Analyse

Im Bann des Bitcoin: Die Strategie von Strategy

Strategy (ehemals MicroStrategy) hat sich vom Softwareanbieter zu einem stark finanzierten Bitcoin-Vehikel gewandelt. Mit Hilfe verschiedener Finanzierungsmittel akkumuliert das Unternehmen massiv Bitcoin. Doch wie lange funktioniert dieses Modell?

8. Juli 2025

Die Debatte über Kryptowährungen hat sich mittlerweile weit über den Bereich der privaten und institutionellen  Geldanlage hinaus entwickelt. Immer mehr Unternehmen betrachten Bitcoin als ernsthafte Alternative zu traditionellen Reserveanlagen wie Bargeld oder Anleihen.

Ein prominentes Beispiel in diesem Kontext ist Strategy. Unter der Leitung von CEO Michael Saylor hat das Unternehmen innerhalb von weniger als fünf Jahren eine Bitcoin-Position von über 597'000 Stück aufgebaut – eine der grössten weltweit. Die dahinterliegende Strategie ist klar: Bitcoin fungiert als zentraler Baustein der Unternehmensreserve. Insgesamt hat Strategy rund 33 Milliarden Dollar investiert. Der Einstieg erfolgte am 11. August 2020, wobei über 21'000 Bitcoin für 250 Millionen Dollar gekauft wurden. Die bislang letzte Transaktion erfolgte am 30. Juni 2025 mit einem Volumen von über 400 Millionen Dollar, was dem Kauf von rund 5'000 Bitcoin entsprach.

Diese Menge an Bitcoins steht in auffälligem Widerspruch zur operativen Geschäftslage, welche man sich von einem klassischen Softwareunternehmen gewohnt ist: Im Geschäftsjahr 2024 wies Strategy einen negativen operativen Cashflow von 53 Millionen Dollar aus. Unter bilanziellen Gesichtspunkten wäre ein derart aggressiver Ausbau der Reserven kaum zu rechtfertigen. Umso bemerkenswerter ist die Frage, wie sich Strategy trotz dieser finanziellen Ausgangslage zum führenden Bitcoin-Reserve-Unternehmen weltweit entwickeln konnte.

Gebrauch von verschiedenen Finanzierungsvehikel

Der entscheidende Hebel liegt in der Strukturierung der Finanzierung. Strategy verfolgt das Ziel, die zugrunde liegende Volatilität von Bitcoin durch den gezielten Einsatz kapitalmarktfähiger Instrumente zu steuern, mit dem Anspruch, zugleich eine überdurchschnittliche Rendite zu erwirtschaften. Zu diesem Zweck hat das Unternehmen im Laufe der Jahre ein mehrschichtiges Finanzierungsmodell etabliert, bestehend aus Wandelanleihen, verschiedenen Klassen von Vorzugsaktien sowie der aktiven Nutzung der eigenen Stammaktie als Finanzierungsvehikel.

Strategy hat sich von einem klassischen Softwareunternehmen zu einem hochgradig gehebelten Bitcoin-Vehikel transformiert - mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von über 110 Milliarden Dollar, obwohl der zugrunde liegende Bitcoin-Bestand lediglich rund 42 Mrd. Dollar beträgt. Der strategische Hebel liegt in der Kombination aus Kapitalaufnahme über niedrig- bis unverzinsliche Wandelanleihen und dem konsequenten Einsatz der Stammaktie im Rahmen des At-the Market-Programms (ATM). 

Das Ziel ist es, fortlaufend weitere Bitcoins zu kaufen. Solange die Aktie mit einem signifikanten Aufschlag auf den inneren Bitcoin-Wert gehandelt wird, bleibt das Modell tragfähig. Strategy kann Kapital zu überproportionalen Konditionen beschaffen und damit mehr Bitcoin akkumulieren, als durch die damit verbundene Verwässerung an Substanz verloren geht. Genauere Informationen zu den genannten Finanzinstrumenten sind am Schluss des Artikels erklärt.

Der Kursverlauf von Strategy und Bitcoin sind sich sehr ähnlich. Die aggressive Aufstockung mit den genannten Finanzierungsvehikeln nahm insbesondere Ende 2024 seinen Lauf. Seither gelang es der Aktie von Strategy, eine signifikante Mehrrendite zu erzielen. Seit Ende 2019 erzielte Bitcoin eine Rendite von rund 1500 Prozent, die Rendite von Strategy lag mit 2800 Prozent deutlich darüber. 

Das Ergebnis ist ein selbstverstärkender Zyklus mit grossem Aber

Steigende Bitcoin-Preise treiben die Aktienbewertung nach oben, ermöglichen weitere Kapitalaufnahme und führen zu zusätzlichem Bitcoin-Kauf – ein Effekt, der einer «Perpetual Motion Machine» gleicht. 

Doch das Modell ist hochgradig abhängig vom Bitcoin-Kurs: Fällt dieser über einen längeren Zeitraum unter die Wandlungspreise der ausstehenden Anleihen, gerät das System unter Druck. In einem solchen Szenario könnte Strategy gezwungen sein, Teile seines Bitcoin-Bestands zu liquidieren, um fällige Verbindlichkeiten zu bedienen – also mit der Rückzahlung von Wandelanleihen oder Dividendenzahlungen der Vorzugsaktien. Dies kann potenziell erhebliche Auswirkungen auf den Aktienkurs, die Bilanzstruktur und das Vertrauen des Kapitalmarkts mit sich bringen.

Diversifikation bleibt der zentrale Grundsatz jeder soliden Anlagestrategie. Wer sein Kapital über verschiedene Anlageklassen, Branchen und Regionen streut, reduziert Risiken und erhöht die Widerstandsfähigkeit gegenüber Marktschwankungen. Einseitige Wetten, selbst auf starke Trends wie Bitcoin, bergen immer Klumpenrisiken.

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Strategy verwendet die folgenden Finanzinstrumente für die Finanzierung ihrer Bitcoin-Reserve:

Stammaktien: Strategy nutzt seine Stammaktie aktiv zur Kapitalaufnahme. Über ein flexibles At-the-Market-Programm werden neue Aktien nur dann verkauft, wenn der Börsenkurs deutlich über dem bilanziellen Buchwert pro Aktie liegt - also bei einem hohen Kurs-Buchwert-Verhältnis. Wird die Aktie zum Beispiel zum 3,3-fachen Buchwert gehandelt, zahlt der Markt deutlich mehr, als durch den tatsächlichen Bitcoin-Bestand pro Aktie gedeckt ist. Dieser Aufschlag reflektiert Markterwartungen wie zukünftige Bitcoin-Käufe oder Kursanstiege. Für Strategy ergibt sich daraus ein strategischer Vorteil. Das Unternehmen nimmt mehr Kapital ein, als notwendig wäre, um den Verwässerungseffekt durch die neuen Aktien auszugleichen. Der Bitcoin-Bestand pro Aktie kann dadurch sogar steigen. Das funktioniert jedoch nur, solange das Kurs-Buchwert-Verhältnis gehalten werden kann.

Vorzugsaktien: Strategy bietet verschiedene Arten von Vorzugsaktien an - das sind spezielle Aktien, die keine Stimmrechte haben, dafür aber feste Dividenden zahlen. Sie unterscheiden sich in ihrer Rendite, Risikoklasse und Ausstattung. Es gibt Varianten mit fester, kumulativer Dividende, die im Zweifel nachgezahlt wird, sowie andere mit höherer laufender Auszahlung, aber ohne Nachzahlungsanspruch. Einige Vorzugsaktien lassen sich zudem in Stammaktien umwandeln, was zusätzliches Kurspotenzial bietet. Anleger können so je nach Risikoneigung zwischen stabilen Erträgen, Wandlungsoptionen und höheren Renditechancen wählen.

Wandelanleihen: Strategy verfügt derzeit über mehrere ausstehende Wandelanleihen mit Laufzeiten zwischen 2028 und 2032. Dabei gibt es Nullkuponanleihen sowie Anleihen mit Kupons von bis zu 2,25 Prozent. Die Struktur ist klassisch: Erreicht die Aktie einen definierten Wandlungspreis, haben Inhaber das Recht, ihre Anleihe in Stammaktien zu konvertieren.

Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Notiert die Stammaktie bei 400 USD und liegt der Wandlungspreis bei 500 USD, kann die Umwandlung erfolgen, sobald der Kurs diesen Schwellenwert - zuzüglich geringer Wandlungsprämien - überschreitet. Die potenzielle Rendite für den Anleger ist grundsätzlich unbegrenzt – allerdings behält sich Strategy das Recht vor, die Anleihe vorzeitig zu kündigen, sollte der Aktienkurs signifikant über dem Wandlungspreis liegen (meist zwischen 35-55%). Insgesamt bieten diese Strukturen einerseits eine Absicherung für fallende Wandelanleihenpreise, andererseits ein limitiertes Aufwärtspotenzial im Szenario steigender Aktienkurse.

 

Disclaimer: Alle Angaben ohne Gewähr. Bei den aufgezeigten Informationen handelt es sich um Werbung gemäss Art. 68 FIDLEG. Die Analysen haben nur indikativen Charakter und stellen keinesfalls ein Angebot, eine Beratung oder eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf eines Finanzinstruments oder zur Ausführung irgendeiner Transaktion dar.