VZ-Analyse

Der Einfluss von Donald Trump auf die US-Öl-Unternehmen

Mit dem Slogan „Drill, Baby, Drill“ trat Donald Trump als US-Präsident an und signalisierte im Wahlkampf damit seine Absicht, den US-Energiesektor durch Deregulierung und vermehrte Landfreigaben zu beflügeln und die Energiekosten zu halbieren. Doch funktioniert das so einfach?

24. März 2025

Autor: Andreas Paciorek / VZ VermögensZentrum

Auf den ersten Blick scheint dieses Vorgehen für Energieunternehmen in den USA positiv, entsprechend fiel auch die erste Reaktion nach Trumps Wahlsieg an den Börsen aus. Doch bei genauerer Betrachtung offenbaren sich nicht nur zahlreiche konträre Faktoren durch Trumps Energiepolitik, sondern auch ganz einfach Limitierungen.

Deregulierung und Landangebot

Trump setzt auf weniger regulatorische Hürden und die Bereitstellung zusätzlicher Förderflächen, um die heimische Ölproduktion zu steigern. Schnellere Fördergenehmigungen können tatsächlich die Profitabilität der Unternehmen steigern – ganz gemäss dem Motto «Time is Money». Bei einem Überangebot an Förderrechten sieht das wieder anders aus. Aktuell gibt es über 6000 Bohrgenehmigungen für Öl- und Gasunternehmen auf Bundesland zu fördern, die nicht genutzt werden. Millionen Hektar Land sind an solche Unternehmen verleast, um dort drillen zu können, aber werden nicht genutzt. Das liegt am Preisdruck und den Erwartungen zur Preisentwicklung. Entwicklungen am Öl-Markt sind also entscheidend.

Preisdruck und wirtschaftliche Herausforderungen 

Ein zentraler Aspekt von Trumps Politik ist die Erwartungshaltung, dass intensiveres Fördern zu niedrigeren Ölpreisen führt. Niedrigere Preise verengen die Gewinnspannen von Ölunternehmen, wenn nicht gleichzeitig die Förderkosten sinken. Schon vor Trumps Amtsantritt zeigte sich bei den Auktionen um Bohrlizenzen eine zurückhaltende Nachfrage. Mehr angebotenes Land garantiert keinen Nachfrageanstieg, sondern könnte – vor dem Hintergrund sinkender Preise – die wirtschaftliche Rentabilität einzelner Projekte schädigen. 

Hierbei spielt auch die kritische Grösse des Preises zur Gewinnschwelle eine Rolle. Dazu gibt es unterschiedliche Schätzungen für die Rohölförderung in den USA. Einer genaueren Untersuchung des Analysehauses Rystad Energy zufolge, liegt dieser den gesamten Investitionszyklus, also alle Phasen eines Projekts – von der Exploration über die Erschliessung und Produktion bis hin zur Stilllegung – umfassend, bei durchschnittlich 54 US-Dollar pro Barrel WTI. Liegt der Marktpreis dauerhaft unter der Gewinnschwelle eines Bohrprojektes, wird die Förderung unrentabel.

Internationales Angebot

Rohöl ist die globalste Commodity. Damit reicht ein Blick allein in die USA nicht aus. Auch internationale Dynamiken müssen berücksichtigt werden, da einerseits internationale Konkurrenten auf eine Ausweitung der Förderung in den USA reagieren, andererseits das internationale Angebot und die Nachfrage die Investitionsentscheidungen die US-Förderer beeinflussen. Auf Seiten des Angebotes verfolgen OPEC (Organisation Erdölexportierender Länder) und Russland eigene Interessen und haben auch die Mittel diese umzusetzen. 

Sie können bei einer sehr starken Ausweitung der US-Produktion ihre Förderung drosseln und so die Preise stabilisieren. Sie können auch in einen Preiskampf eintreten, um US-Unternehmen aus dem Markt zu drängen. In OPEC+-Staaten wie Saudi-Arabien, Russland und Venezuela liegt die Gewinnschwelle mit 20-50 US-Dollar unter jener der USA. So einen Preiskampf gab es bereits 2014 bis 2016. 

Damals hat er zahlreiche US-Firmen aus dem Markt gedrängt und andere stark verschuldet hinterlassen. Zuletzt hat die OPEC+ ihre freiwillige Förderbegrenzung aufzuheben, um Trumps Wunsch nach niedrigeren Ölpreisen zu entsprechen. Dies obwohl gemäss Internationaler Energieagentur (EIA) bereits aktuell weltweit ein Überangebot von knapp 600’000 Barrel Rohöl am Tag produziert wird und nach der Aufhebung noch einmal 400'000 Barrel dazu kommen könnten. Sollten die Preise von Rohöl allzu tief fallen, könnten Importzölle die Konkurrenzfähigkeit heimischen Öls aufrechterhalten. Darunter würde allerdingsnicht nur die USA Wirtschaft leiden – sondern auch Trumps Ambitionen, die Inflation einzudämmen.

Globale Entwicklungen

Falls geopolitische Spannungen – etwa im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt – abgebaut werden, könnte dies den globalen Angebotsüberschuss noch befördern. Eine befürchtete konjunkturelle Schwäche in den USA aufgrund des Zollkrieges und des Einbruchs des Verbrauchervertrauens kommt hier noch hinzu. In China als zweitgrösster Konsument von Rohöl, hat die Regierung jüngst angekündigt, konjunkturfördernde Massnahmen lancieren zu wollen, was die Nachfrage nach Rohöl steigern könnte. 

Eine weitere Steigerung der Spannungen im Mittleren Osten, wo ein grosser Teil des Rohöls gefördert wird, könnte die Rohölpreise ebenfalls in die Höhe treiben.

Trump will US-Öl-Unternehmen fördern. Doch primär dient dies dem Ziel tieferer Ölpreise. Es ist daher nicht sicher, ob US-Öl-Unternehmen und ihre Investoren von Trumps Ambitionen profitieren können. Vieles hängt auch von globalen Entwicklungen ab, welche ausserhalb des direkten Einflusses des amerikanischen Präsidenten stehen.