VZ-Analyse
Einige Jahre nach der Abspaltung von Novartis scheint Alcon die Hausaufgaben gemacht zu haben. Doch ist die Aktie tatsächlich eine Investition wert?
Autor: Claudio Betschart / VZ Investment Solutions
Im Jahr 2019 entliess Novartis die Augenheilsparte von Alcon in die Selbständigkeit. Der Basler Pharma-Riese entledigte sich damals einer hoch verschuldeten und wachstumsschwachen Sparte. Alcon hat die Unabhängigkeit nun aber gezielt genutzt, um den Business Case zu schärfen und sich für die Zukunft vielversprechend aufzustellen.
Alcon ist ein führendes Unternehmen im Bereich der Augenheilkunde. Der rechtliche Hauptsitz ist in Genf, wobei die operative Zentrale in Texas liegt. Das Unternehmen ist weltweit tätig und bietet eine breite Palette an Produkten für die Augenheilkunde an, darunter chirurgische Geräte und Kontaktlinsen. Vom Umsatz entfallen 56 Prozent auf die Chirurgie und 44 Prozent erwirtschaftet die Augenpflege. Beide Sparten konnten 2024 wachsen, wenn auch nicht ganz im Gleichschritt. Die Augenchirurgie steigerte den Umsatz um rund 4 Prozent, während das Geschäft mit Kontaktlinsen um 6 Prozent zulegen konnte.
Umsatzbeschleunigung und Margenverbesserung
Im Gesamtjahr 2024 hat Alcon den Umsatz um 5 Prozent auf 9,83 Milliarden Dollar steigern können, was exakt in der in Aussicht gestellten Spannweite liegt.
Das vierte Quartal wartete mit einer Umsatzbeschleunigung und einer Profitabilitätsverbesserung auf. Von Oktober bis Dezember konnte Alcon den Umsatz um 6 Prozent steigern. Die Kernmarge stieg im letzten Quartal des Jahres um 1,2 Prozentpunkte auf 20,1 Prozent. Somit verbleibt unter dem Strich ein Quartalsgewinn von 284 Millionen Dollar. Damit wurden die Erwartungen erfüllt. Die Zahlen bestätigen den auf Innovation und operative Exzellenz gerichteten Fokus des Unternehmens. Dies resultiert in einem freien Geldfluss (Free Cashflow) von 1,6 Milliarden Dollar, was doppelt so hoch ist wie 2023.
Das Geschäftsergebnis ist am Aktienmarkt wohlwollend aufgenommen worden. Wobei vor allem das in Aussicht gestellte Aktienrückkaufprogramm in Höhe von bis zu 750 Millionen Dollar für viel Freude sorgt.
Vielversprechende Aussichten
Dies könnte so weitergehen: Alcon dürfte im laufenden Jahr eine Reihe von neuen Produkten auf den Markt bringen, welche langfristig Mehrwert schaffen. Dies wird sich spätestens im zweiten Halbjahr positiv auf die Geschäftszahlen auswirken.
Für 2025 rechnet der Konzern mit einem Umsatz von 10,2 bis 10,4 Milliarden Dollar, was ein Wachstum von 6 bis 8 Prozent in Lokalwährungen bedeutet. Der Gesamtmarkt dürfte sich in derselben Zeitspanne rund 4 bis 5 Prozent ausweiten. Auch die Profitabilität sollte sich weiter verbessern. Bei der operativen Kernmarge wird eine Erhöhung auf 21 bis 22 Prozent erwartet. Als Vergleich: Noch vor einigen Jahren belief sich die Marge auf 16,6 Prozent.
Damit zementiert Alcon seine Marktführerschaft weiter. Dies ist umso erfreulicher, da es sich bei der Augenheilkunde um einen strukturell wachsenden Markt handelt. Einerseits hilft hier die Demographie, andererseits ist insbesondere die Mittelschicht für ein gutes Sehvermögen und einen angenehmen Sehkomfort immer mehr bereit, tiefer in die Tasche zu greifen. Dies wird sich nicht nur im Umsatz, sondern auch bei einer überproportionalen Profitabilitätsverbesserung niederschlagen.
Bereinigte Altlasten
Bei der Abspaltung von Novartis bemängelten viele Investoren die hohe Verschuldung, mit welcher Alcon belastet war. In der Tat belief sich die damalige Nettoverschuldung auf 3,1 Milliarden Dollar. In der Zwischenzeit konnte dies stark reduziert werden. Bis zum Ende dieses Jahres dürfte sich die Netto-Schuldenlast gegenüber dem Spin-off halbiert haben. Der Verschuldungsgrad (Net Debt / EBITDA) hat sich von 2,4x auf unter 1,8x verbessert. Werte unter 2 werden allgemein als gesund betrachtet.
Trotz tieferer Verschuldung und einem positiven Free Cashflow ist Alcon keine Dividendenaktie und wird dies vorläufig auch nicht werden. Die verfügbaren Mittel werden in das Wachstum und die Innovation investiert – oder wie nun angekündigt in einen Aktienrückkauf. Seit nunmehr vier Jahren schafft Alcon Aktionärsmehrwerte und erzielt eine positive Rendite auf dem eingesetzten Kapital (ROIC).
Im Vergleich zur Abspaltung 2019 hat sich die Bewertung der Alcon-Aktien zu Recht erhöht. Das ist ein Resultat der auf allen Ebenen verbesserten Kennzahlen. Die Aktienbewertung liegt aktuell auf vergleichbarem Niveau wie bei den Mitbewerbern. In Anbetracht der guten Wachstumsaussichten wäre auch ein Bewertungsaufschlag gerechtfertigt.
Der Aktienkurs bewegt sich seit Jahresanfang in ähnlichem Umfang wie der Gesamtmarkt. 2023 war Alcon gegenüber dem Schweizer Aktienmarkt wie auch im Vergleich zum Gesundheitssektor ein klarer Outperformer. Seit dem Börsendebut hat sich der Titel um knapp 50 Prozent erhöht. Das vollständige Potenzial dürfte damit jedoch noch nicht ausgeschöpft sein. Vor dem Hintergrund der attraktiven Produkt- und Entwicklungspipeline ist Alcon langfristig gut gerüstet, um das Wachstum hochzuhalten.
Weitere Erkenntnisse, unter anderem auch zu den Produktelinien, werden sich am Investorentag vom 26. und 27. März 2025 zeigen.
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