Lindt & Sprüngli: Zu süss die Preise, so schmelzender die Kurse

VZ Chartanalyse

Der Schokoladenhersteller zeigt, wie Preissetzungsmacht funktioniert – doch der Aktienkurs schmilzt trotz Rekordumsätzen. Zwischen süssem Luxus und bitterer Korrektur entscheidet das Weihnachtsgeschäft über die Stimmung an der Börse.

Published on 24. Nov 2025 by Andreas Paciorek

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Andreas Paciorek

Position Anlageexperte

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Mit Lindt & Sprüngli geht es heute um einen Sonderfall in der Luxusaktien-Serie (zum Artikel). Denn im Gegensatz zu vielen anderen Titeln des EuroStoxx Luxury Index sind deren Produkte für breite Konsumentenschichten erschwinglich – ein «Affordable Luxury». 

Lindt & Sprüngli produziert in zwölf eigenen Werken in Europa und den USA Schokolade im oberen Preis- und Qualitätssegment. 560 eigene Geschäfte sowie über 100 Handelspartner vertreiben Klassiker wie die Lindor-Kugeln, die Goldhasen, Tafelschokoladen sowie Marken wie Ghirardelli, Russell Stover oder Caffarel. 

Preiserhöhungen mit rückläufigen Mengen 

Die zuletzt veröffentlichten Zahlen sind aus dem Juli und zeigten einen Umsatzrekord für das zweite Halbjahr trotz rückläufiger Verkaufsmengen. Mit anderen Worten: Lindt & Sprüngli hatte im Vorfeld die Preise kräftig angehoben (16 Prozent) um gestiegene Kakaopreise abzufedern. Dennoch zeigten sich die Konsumenten nur begrenzt sparsam: Die Verkaufsmenge sank lediglich um 4,6 Prozent. Mit den weiter stark fallenden Kakaopreisen verbessert sich tendenziell die Marge (zur VZ-Analyse Schokoladenproduzenten profitieren von fallenden Kakaopreisen). 

Jüngste Marktbeobachtungen im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zeigen eindrücklich, wie stark Lindt & Sprüngli seine Preissetzungsmacht ausspielt: Der beliebte Lindt-Weihnachtsmann wird diesen Winter beispielsweise in Deutschland 30 Prozent teurer angeboten als noch letztes Jahr. 

Der breitere Schokoladenmarkt zeigt gemäss Marktforschungsunternehmen mit den höheren Preisen aber erste Ermüdungserscheinungen: Der Pro-Kopf-Konsum stagniert oder sinkt in mehreren europäischen Ländern sowie in den USA – das zeigte sich auch in den Halbjahreszahlen. 

Warum der Kurs trotz guter Zahlen sinkt 

Trotz eines organischen Wachstums von 11 Prozent in den sechs Monaten bis Juni, besser als erwarteten Umsätzen und Wachstumsraten sowie einer Anhebung der Jahresziele befindet sich die Aktie seither in einer Konsolidierung. Das Verfehlen der Gewinnerwartungen und Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Kakaopreise war dabei wohl nicht der einzige Belastungsfaktor. Auch Gewinnmitnahmen nach einer zuvor aussergewöhnlichen Kursrally von knapp 30 Prozent innerhalb eines halben Jahres dürften dazu beigetragen haben. 

Analysten tief gespalten 

Während Goldman Sachs letzte Woche die Wiederaufnahme der Abdeckung von Lindt & Sprüngli direkt mit einer Verkaufsempfehlung eingeleitet hat und sich mit ihrer Einschätzung damit bei JP Morgan und Morningstar einreiht, erhöhte Vontobel zeitgleich das Kursziel über das Allzeithoch hinaus auf 14'000 Franken. Unterstützend könnten sich eine anhaltende Preisdynamik, stabilisierende Kakaopreise auf aktuellem Niveau und der mögliche Zoll-Deal mit den USA auswirken. 

Weihnachtsgeschäft als Stimmungstest 

Ob die Konsumenten in ausreichendem Ausmass die höheren Preise im wichtigen Weihnachtsgeschäft akzeptieren werden - etwa 40 Prozent der Umsätze werden in der Weihnachts- und Osterzeit generiert - wird sich noch zeigen müssen. Das könnte auch von der gesamtwirtschaftlichen Lage und der Konkurrenz abhängen. Die Migros scheint nervös und verhandelt aktuell die Preise neu, weshalb in manchen Regalen die Lindt & Sprüngli-Produkte fehlen. «Wenn Markenhersteller Preisforderungen stellen, die für uns nicht nachvollziehbar sind, setzen wir zunächst auf den Verhandlungsweg» wird die Sprecherin des Detailhändlers zitiert. 

Welche Kursmarken für die weitere Aktienentwicklung wichtig sind, lässt sich allerdings jetzt schon definieren. 

Was sagt der Chart? 

In der Chartanalyse betrachten wir den einfacher zugänglichen Partizipationsschein, da der Kurs der Namensaktie über 100'000 Franken liegt. Zunächst muss man feststellen, dass der Kurs von Lindt & Sprüngli einen absolut intakten langfristigen Aufwärtstrend zeigt (grün) und bis zuletzt auf höheren Tiefs auch höhere Hochs folgten. 

Nichtsdestoweniger könnten sich aus kurz- bis mittelfristiger Sicht Einstiegschancen auf tieferem Niveau ergeben. 

Aus Sicht der Chartanalyse erfolgten die Gewinnmitnahmen im Sommer nicht auf willkürlichem Preisniveau, sondern an der oberen Linie eines aufsteigenden Kanals, in dessen Grenzen sich die Kursentwicklung seit Ende 2021 abspielt. 

Erste Unterstützungszone um 11'400 Franken 

Der Kurs ist nun wieder auf die Mittellinie des Kanals zurückgefallen und nähert sich einer wichtigen Unterstützungszone (obere grüne Ellipse) um 11'400 Franken. Hier verläuft aktuell die 100-Wochenlinie sowie die prägnante, mal als Widerstand, mal als Unterstützung dienende Horizontale (schwarz). 

Für langfristig orientierte Anleger liegt hier bereits die erste, interessante Einstiegszone. 

Noch stärkere Unterstützungszone: 10'000 bis 10'400 Franken 

Noch interessanter wird es allerdings zwischen 10'000 und 10'400 Franken. Hier befinden sich zwei massive Unterstützungen in Form der langfristigen Aufwärtstrendlinie (grün) von Ende 2016 sowie die untere Kanallinie (blau). Interessant, weil spätestens auf diesem Niveau ein stärkerer Erholungsversuch einsetzen, wenn nicht sogar die Konsolidierung vom Allzeithoch hier ihr Ende finden könnte. Damit könnte der Fokus ab dieser Zone wieder stärker in Richtung Allzeithoch und der Fortsetzung des Aufwärtstrends rücken. 

Wichtig ist diese Zone aber auch zur Risikominimierung. Denn sollte der Kurs nachhaltig unter die auch psychologisch wichtige 10’000-Franken-Marke fallen, könnte sogar ein Absturz auf 8500 Franken drohen.

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