VZ-Chartanalyse
Der Goldpreis spiegelt gut das Wechselspiel zwischen Unsicherheit und Zuversicht. Aktuell befindet er sich an einer entscheidenden Marke.
Autor: Andreas Paciorek / VZ VermögensZentrum
Der Kurs für die Feinunze Gold hat sich dieses Jahr sehr positiv entwickelt. Die Unsicherheiten, die Trump in seiner zweiten Amtszeit in Form einer Dollar-Schwäche, Importzollstreitigkeiten und aufkommenden Zweifeln an der Kreditwürdigkeit der USA zu einem grossen Teil selbst verursacht hat, verfehlten ihre Wirkung nicht. Die Dynamik hat sich im Laufe des Aprils noch verstärkt und zu einem Höhepunkt und gleichzeitig Rekordhoch bei knapp 3'500 Dollar geführt.
Entspannungssignale Richtung China und ein Aufschieben der Importzölle gegenüber dem Rest der Welt führten seither zu einer etwas geminderten Nachfrage nach sicheren Häfen. Dies zeigt sich im Chartbild durch den fallenden Kanal, der den Goldkurs Mitte Mai im Tief bis knapp über 3'100 Dollar geführt hat. Hier traf der Kurs nicht nur auf die Aufwärtstrendlinie von Ende Dezember 2024, sondern auch auf die untere Kanallinie. Der Abprall von diesen Unterstützungen führte zu einer steilen Rally, die bis an die obere Kanallinie führte. Die Herabstufung der Top-Bonität der USA durch die Ratingagentur Moody’s war zwar am Markt keine grosse Überraschung, gab dem Goldkurs aber dennoch Auftrieb. Der zwischenzeitliche Höhepunkt erfolgte am Freitag letzter Woche mit Trumps Drohungen, ab dem 1. Juni Zölle von 50 Prozent auf Einfuhren aus der Europäischen Union zu erheben.
Wie am Chartbild erkennbar, führte dies zu einem Test der oberen Kanallinie. Ein erneuter Rückzieher – beziehungsweise Aufschub zugunsten einer Verhandlungslösung bis 9. Juli – lässt den Kurs aktuell wieder zurückfallen. Charttechnisch sehr passend zeigt sich nun ein Abprall von der oberen Kanallinie.
Aktuell sprechen einige Signale dafür, dass den Gold-Bullen die Kraft für einen Ausbruch aus dem fallenden Kanal – der ein starkes bullisches Signal darstellen würde – fehlt. Einerseits ist dies die sehr steile Rally, die seit Mitte Mai bereits zu einer relativ grossen Distanz geführt hat und die Kraft für einen direkten Durchbruch aufgezehrt haben könnte. Ein Bruch dieses sehr steilen Aufwärtstrends könnte aus kurzfristiger Sicht zu leichten Abgaben führen. Zudem hellt sich trotz allen Polterns von Seiten Trumps die Stimmung am Markt auf. So bewegen sich europäische Indizes teilweise auf Rekordniveaus, und laut einer aktuellen Erhebung der Bank of America zogen Privatanleger innerhalb von einer Woche rund 3 Milliarden Dollar an Geldern aus Gold-Fonds ab – der drittgrösste Abfluss seit 2013. Dass sich der Goldkurs relativ stabil halten kann, führen Analysten auf Käufe durch Zentralbanken zurück.
Sollten die Käufer an der oberen Kanallinie rund um die 3360–3375-Dollar-Zone scheitern, dann könnte auf der Unterseite eine horizontale Unterstützung um 3250 Dollar sowie wieder die Aufwärtstrendlinie von Dezember angelaufen werden. Ein Unterschreiten dieser Zone in Form eines Falles unter 3200 Dollar würde das Chartbild eintrüben und nicht nur zu einem Test der 3120-Dollar-Marke führen, sondern sogar die 3000 Dollar in Reichweite bringen.
Auf der Oberseite würde ein Ausbruch aus dem fallenden Kanal den Bullen einen Boost bescheren und die Marke von 3430 Dollar in Reichweite bringen. Auch ein erneuter Test des Allzeithochs und mehr wäre dann vorstellbar.
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